piwik no script img

Kommentar FanprotesteKommerz nur im Konsens

Kommentar von Marco Carini

Vielen Fans fehlt die Einsicht in die Notwendigkeit einer Vermarktungs-Ausweitung, den Vermarktern fehlt die Sensibilität gegenüber den Fans - und dem Verein ein funktionierenden Frühwarnsystem.

N achrichtenarme Ligapause, das Präsidium des FC St. Pauli im Urlaub - da schlägt eine Aktion wie die der "Sozialromantiker" wie eine Bombe ein - und bleibt über Tage unbeantwortet. Doch auch wenn das Clubpräsidium wieder in Hamburg weilt, wird ihm die Reaktion auf den gut getimten Aufruf schwer fallen. Zu massiv sind die Fanvorwürfe, zu breit der Protest - und zu schwer erfüllbar die dahinter stehenden Forderungen.

Tatsächlich fehlt vielen Fans die Einsicht in Marketing-Notwendigkeiten, den Vermarktern oft die nötige Sensibilität gegenüber den Fans und dem Gesamtverein ein funktionierendes Frühwarnsystem.

Tabledance im Separee passt eher zum nahen Kiez als zur antisexistischen Stadionordnung, ausufernde Business-Bereiche, die sich nach Anpfiff nur langsam füllen, um schon vor Abpfiff wieder halb leer zu sein, eher zu einer Aktionärsversammlung als in einen brodelnden Fußballtempel.

Die Methode "erst vermarkten, dann kucken, ob der Fan protestiert" ist für einen Club wie den FC St. Pauli nicht zukunftsweisend. Allein wenn neue Vermarktungswege - und nur um diese geht es - erst breit diskutiert und dann in möglichst großem Konsens beschritten werden, hat der Club die Chance, den Kurs zwischen politischem Anspruch und Kommerz halbwegs unfallfrei zu steuern.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Hamburg-Redakteur
Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!