Frauenquote für belgische Unternehmen: Die nächsten Nachrücker sind Frauen
In Belgien muss in börsennotierten Firmen künftig jeder dritte Vorstandsposten mit einer Frau besetzt sein. Das Land folgt damit Frankreich und Norwegen.
BRÜSSEL taz | Belgien führt ab dem kommenden Jahr eine Frauenquote für börsennotierte Unternehmen ein. Mindestens 30 Prozent der Vorstandsposten sollen dann von Frauen besetzt werden. Das beschloss nach dem Parlament nun auch der Senat in Brüssel mit einer Mehrheit aus Christdemokraten, Sozialisten und Grünen.
Ab 2012 wird die Quote bereits für halbstaatliche Konzerne bindend, wie die Post oder die belgischen Telekom. Die übrigen Großunternehmen haben fünf Jahre, kleine und mittelständige Unternehmen sogar acht Jahre Zeit, um die 30 Prozent zu erreichen.
Nach und nach sollen alle frei werdenden Posten mit Frauen besetzt werden. Für Unternehmen, die die Quote nicht erfüllen, sollen "Begünstigungen aller Art - auch finanzielle" wegfallen.
Ursprünglich hatten die Gesetzgeber vorgesehen, alle Entscheidungen solcher "männlicher" Aufsichtsgremien für nichtig zu erklären. Dagegen hatte das Verfassungsgericht aber Bedenken angemeldet, und so wurde der Text abgeschwächt. Dennoch sträuben sich die Arbeitgeber gegen die Umsetzung.
"Wir hätten eine Selbstregulierung bevorzugt. Mit der Zeit kommen immer mehr Frauen in das Alter der Aufsichtsräte. Wir hätten dann automatisch einen höheren Anteil bekommen", sagt Christine Darville vom belgischen Arbeitgeberverband FEB.
Heftige Debatten wie in Deutschland entfachte das Thema aber nicht. Der größten Tageszeitung Le Soir war die Quotenmeldung gerade mal eine Meldung auf den hinteren Wirtschaftsseiten wert.
Allerdings hat Belgien bei dem Thema Nachholbedarf. Bisher sind nur rund sieben Prozent der Vorstandsposten mit Frauen besetzt. Damit liegt das Land weit unter dem von der EU-Statistikbehörde Eurostat errechneten EU-Durchschnitt von 11 Prozent; Deutschland hat es mit 13 Prozent knapp darüber geschafft.
Erst vor einigen Tagen hatte Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt erneute Vorstöße von Arbeitsministerin Ursula van der Leyen nach einer Quote zurückgewiesen. Er forderte, zunächst sollte die Regierung Frauen in die Vorstände von Firmen mit staatlicher Beteiligung schicken, bevor sie die private Wirtschaft attackiere.
Die Belgier folgen mit ihrer Entscheidung Frankreich und Norwegen, wo es bereits Frauenquoten für Aufsichtsräte gibt. Auch die EU-Kommission hat sich für eine Quotenregelung ausgesprochen.
Leser*innenkommentare
guntherkummerlande
Gast
In was für einer Gesellschaft leben wir eigentlich
in der man Mann, wegen seines Geschlechtes
jeglich Karrieremöglichkeit per Quote
verboten bekommt.
Männer werden von schon in der Erziehung
durch den fast vollständig verweiblichten
Lehrkörper benachteiligt.
Sie haben deutlich schlechtere Bildungschancen
und die deutlich gesundheitsschädlicheren
Berufe. Neuerdings müssen die jungen Männer
auch noch sozialen Aufstieg sich von Quoten der
EU verbieten lassen.
Das Mass ist voll. Wenn die Männer etwas Format
haben, werden sie sich diese Entmündigung
nicht gefallen lassen.
Frauenanteil, Männeranteile, Bildungsgrade,
Berufsentscheidungen dürfen nicht
planwirtschaftlich vorgegeben sein.
Diese diktatorische Regulationsmacht darf eine
EU über seine Mitbürger nicht verfügen.
Dennis
Gast
Super diese Frauenquote. Komisch nur, daß es die immer für gutbezahlte Stellen gibt. Wo ist denn die Frauenquote bei der Müllabfuhr, bei Kanal- und Bauarbeitern, bei allen Jobs, die nicht ganz so lecker sind? Konsequent und etwas glaubwürdiger wäre es ja.
Grüße aus Jena,
Dennis
EuroTanic
Gast
Quoten sind strukturelle Diskreminierung und rechtswidrig. Denn Gruppen von Menschen können keine Träger von Grundrechten sein, sondern nur Individuen.