Kommentar Eurokise: Lieber weiterwurschteln

Wenn Griechenland, Irland und Co. ihren Schuldendienst einstellen, leben sie über Jahre von der Hand in den Mund. Besser für Europas Steuerzahler wäre eine sanfte Umschuldung.

Dem schwarzen Montag könnte ein schwarzer Freitag folgen. EU-Präsident Van Rompuy lädt zum nächsten Eurokrisengipfel. Die Politik wirkt ratloser denn je. Soll sie sich weiter durchwurschteln? Oder doch lieber ein Ende mit Schrecken wagen und Griechenland pleitegehen lassen?

Die Stimmung ist derzeit auf ein vermeintlich einfaches "Schluss mit Hilfe" eingeschworen. Doch weder die von Commerzbank-Boss Blessing vorgeschlagene Umschuldung noch ein Haircut ist eine einfache Lösung. Sie nützten vor allem jenen, die den Schlamassel mit angerichtet haben. Politiker wären fein raus, weil sie damit "Volkes Stimme" erhörten und sie das Problem Griechenland scheinbar los wären. Den Banken würde die Umschuldung nutzen, weil sie mehr für ihre Schrottpapiere bekämen, als der Markt sonst hergäbe. Staaten oder EZB sollen 70 bis 80 Prozent des bisherigen Nennwertes dafür zahlen - weit mehr als der aktuelle Preis von nahe null.

Wenn die EU Blessing und Freunden die Schleusen öffnet, werden Portugal und Irland mitgerissen, Italien und Spanien könnten folgen. Wenn diese Staaten ihren Schuldendienst einstellen, werden sie auf Jahre kein Geld mehr auf den Finanzmärkten erhalten. Sie leben dann von der Hand in den Mund. Die Konsequenz wäre ein weit drastischerer Sozialabbau, als sich das die Demonstranten in Athen heute vorstellen mögen.

HERMANNUS PFEIFFER ist taz-Autor.

Besser für die Menschen in Griechenland, besser aber auch für Deutschlands Exportwirtschaft und letztlich auch Europas Steuerzahler ist es, sich weiter durchzuwurschteln - statt Schuldenschnitt sanfte Umschuldung, dazu endlich Eurobonds mit niedrigen Zinssätzen für alle. Damit ständen die Staatsfinanzen sicher.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Soziologe und promovierter Wirtschaftswissenschaftler. Spezialgebiete: Banken/Versicherungen/Finanzmärkte und maritime Industrie. Arbeitet seit 1995 als freier Wirtschaftspublizist in Hamburg. Zahlreiche Buchveröffentlichungen, zuletzt „Gewinn ist nicht genug! 21 Mythen über die Wirtschaft, die uns teuer zu stehen kommen“, Rowohlt Verlag, Reinbek 2021.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.