Kommentar AKW-Geburtstag: Völlig pietätlos

Es gab und es gibt nichts zu feiern - außer der Stilllegung des Atommeilers Brokdorf.

Es mag nicht verwundern, dass man aus der Düsseldorfer Eon-Zentrale auf Anfrage zu den geplanten Feierlichkeiten zum 25-jährigen Betriebsjubiläum des Atomkraftwerk Brokdorf in den letzten Tagen keinen Rückruf erhielt. Zu peinlich war es offensichtlich selbst dem Marketing des Energieversorgers, dazu positiv Stellung zu nehmen.

Denn: Niemals hat der Bau eines Atommeilers die Gemüter so erhitzt wie der des AKWs in der Wilstermarsch. Bauplatzbesetzung im Oktober 1976. Diverse militante Demonstrationen, die schließlich zu einem jahrelangen gerichtlichen Baustopp führten. Und als die Bauarbeiten im Jahr 1981 fortgesetzt werden duften, trieb es wieder 100.000 Menschen auf die Wiesen hinter dem Elbdeich.

Und dann die Provokation 1986: Kaum war die atomare Wolke aus dem Katastrophenreaktor in Tschernobyl abgezogen - Pilze und andere wichtige Lebensmittel waren wegen der hohen radioaktiven Belastung immer noch ungenießbar - wurde das Atomkraftwerk Brokdorf aus Profitgier ans Netz genommen, als wäre nichts geschehen.

Und auch das Desaster von Fukushima scheint einigen Eon-Managern am Arsch vorbei zu gehen. Es bedurfte wohl erst des verbrutzelten Transformators, der kurz nach der Revision heiß gelaufen ist und ausfiel, um der Führungsriege klar zu machen: Es gab und es gibt nichts zu feiern - außer der Stilllegung des Atommeilers.

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Jahrgang 1956, Seit 1983 bei der taz – zuerst bei der taz.hamburg und jetzt bei der taz.nord in Hamburg. Ressorts: Polizei, Justiz, Betrieb und Gewerkschaft. Schwerpunkte: Repression, progressive Bewegungen und Widerstand gegen Gentrifizierung

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