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Ist Guido Westerwelle am Ende?Narziss am Abgrund

Der Außenminister verweigert sich bei der Wertung des Libyen-Einsatzes jeder Selbstkritik. Fehler einzuräumen fällt ihm schwer. Es ist das Drama eines klugen Egozentrikers.

Selbstkritik ist schwer für den Autosuggestionspolitiker Westerwelle. Bild: dapd

Die Zukunft war ein Versprechen. Alles schien möglich im Leben des alerten Oppositionspolitikers Guido Westerwelle. Damals, 2006, übernahm der FDP-Vorsitzende den wichtigen Posten des Fraktionschefs im Bundestag. Die große Koalition amtierte, und die Bild erklärte Westerwelle zum "Hoffnungsträger aller Deutschen, die sich wünschen, dass Schwarz-Rot in Berlin nicht unkontrolliert regiert".

Damals hängte sich sich der 44-Jährige ein Gemälde des griechischstämmigen Künstlers Dimitris Tzamouranis in seine Berliner Altbauwohnung, den "Narziss". Westerwelle erklärte es sich und dem Bild-Reporter so: "Narziss ist ein klassisches Motiv. Auf dem Bild blickt der Sohn des Künstlers als Narziss in den See und erkennt als Spiegelbild das Bild seines Vaters - nicht sein eigenes. Dieser Tiefsinn hat mir gut gefallen."

Erstaunlicherweise hat diese Anekdote nie Einzug gefunden in die Fülle der Westerwelle-Berichterstattung. Erstaunlich deshalb, weil viele mediale Beobachter sich mal mehr, mal weniger vulgärpsychologisch zu erklären versuchen, was diesen Politiker antreibt. Von brennendem Ehrgeiz ist da fast immer zu lesen und von radikaler Einseitigkeit. Oft geht es auch um Westerwelles Weigerung, sich in Details zu vertiefen und auf Berater zu hören.

Seit seinem Regierungsantritt kommt kaum ein Meinungsartikel über ihn aus ohne Verweis auf Westerwelles ausbleibende Bitten um Entschuldigung. Das Eingeständnis, geirrt zu haben, kommt keinem Politiker zögerlicher über die Lippen als ihm. Die zähe Weigerung des Bundesaußenministers, die Nato-Angriffe als entscheidend für den Sieg der Rebellen in Libyen zu bezeichnen, ist dafür nur das jüngste Beispiel.

Immer auf der Suche nach Bewunderung

Dies alles legt eine - zugegeben nur indizienhaft zu belegende - Deutung nahe: Westerwelles Aufstieg und sein Fall lassen sich lesen als Drama eines Narzissten. Natürlich lässt sich kein Mensch auf nur einen Wesenszug reduzieren. Aber der Erfolg als Oppositionseinpeitscher und das Versagen als Pseudostaatsmann sind, aus diesem Blickwinkel betrachtet, zumindest kein Widerspruch. Sondern sie erscheinen als Ausdruck derselben charakterlichen Prägung.

Das populäre Verständnis eines Narzissten führt in die Irre. Ein Mensch mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung hat eben kein besonders ausgeprägtes Selbstwertgefühl. Er oder sie ist sich seines Wertes ganz und gar unsicher. Eine solche Person trägt zwar ein besonders ausgeprägtes Ego zur Schau. Dies ist jedoch vor allem ein Schutz vor dem permanent befürchteten Angriff der Selbstzweifel.

Solche Menschen sind immer auf der Suche nach Bewunderung und Anerkennung. Zugleich schenken sie ihrer Umgebung wenig echte Aufmerksamkeit, sondern sie bewerten sie eher danach, ob sie ihnen nützen oder schaden könnten. Sie nehmen für sich in Anspruch, eine Sonderstellung einzunehmen und zu verdienen. Zugleich zeigen Narzissten eine auffällige Empfindlichkeit gegenüber Kritik. Selbst leichte Anwürfe verstehen sie schnell als grundsätzliche Ablehnung ihrer selbst. Wer sie kritisiert, stellt ihre ganze Persönlichkeit infrage. Darauf folgt oft das Gefühl, gedemütigt zu werden, und dann Wut oder Scham.

Dies klingt in weiten Teilen wie die Charakterskizze eines beliebigen Spitzenpolitikers oder -managers. Solche Menschen brauchen das Gefühl der Besonderheit. Dies hilft, auch durch Rückschläge nicht das Ziel aus den Augen zu verlieren: Die anderen haben unrecht, ich habe recht. Ich werds denen schon zeigen.

Opposition kann komfortabel sein

Westerwelle war auch deshalb der perfekte Oppositionspolitiker. Nie um eine scharfe, oft bis zur Unterstellung zugespitzte Formulierung verlegen, verschaffte er der behäbigen Honoratiorenpartei FDP Öffentlichkeit und neue Mitglieder. Westerwelle musste nicht nachweisen, dass es mehr ist als der Lärm, den er machte. Opposition ist nicht nur Mist. Sie kann auch komfortabel sein.

Damals pflegte der gelernte Rechtsanwalt den Gestus des Strafverteidigers oder Staatsanwalts: Sein Job war die radikal einseitige Parteinahme für seinen Mandanten. Dieser Mandant war ein vages Verständnis von Marktwirtschaft, das Westerwelle nie genau erläutert hat. Für solche Details waren seine Mitarbeiter und die fachpolitischen Sprecher zuständig. Es scheint unglaublich, aber obwohl der Mann aus Bonn seit seinen Jugendtagen nichts anderes getan hat, als für seine Partei zu werben, weiß er bis heute wenig über deren Programm. Mit Inhalten kann man nicht öffentlich glänzen. Mit Reden und Auftritten hingegen schon.

Öffentlich Selbstkritik zu äußern kommt da einem Martyrium gleich. Die meisten Politiker meiden solche Worte. Sie wissen, dass ihr Publikum diese selten hören will. Wähler schätzen Einigkeit und Stärke - oder zumindest die sichtbare Bemühung darum. Westerwelle hat sich daran gehalten. Insoweit handelt er, wie jeder Grüne, Unionist, SPDler oder Linke es auch täte. Nur hat sich im Regierungsamt seine Unfähigkeit gezeigt, sich aus taktischen Erwägungen im richtigen Moment reumütig zu geben.

Gerhard Schröder erklärte nach der krachend verlorenen Europawahl 1999, nur ein halbes Jahr nach seinem Amtsantritt: "Wir haben verstanden." Das war selbstverständlich Machtkalkül. Aber der Instinktpolitiker Schröder erspürte im richtigen Moment, wie sich die Stimmung in der Bevölkerung drehte. Ein "Weiter so" hätte dem damaligen Bundeskanzler niemand abgenommen, und er wusste das. Westerwelle hat dieses Gespür nicht.

Keine Einfühlung ins Gegenüber

Die Einfühlung ins Gegenüber ist ihm fremd. Nach mehr als drei Jahrzehnten im Scheinwerferlicht ist bei jedem öffentlichen Auftritt die Anstrengung sichtbar, die es ihn kostet, seine gewünschte Rolle einzunehmen. Den Part des Staatsmanns hat er versucht sich zu eigen zu machen. Er hat es nicht geschafft. Genauso wenig, wie er den Wechsel vom bellenden Chef einer Oppositionspartei zum Regierenden meisterte. Nun scheint Westerwelle ratlos. Sein Erfolgsrezept ist zum Fluch geworden.

Das muss umso irritierender sein, als unsere Gesellschaft narzisstisches Verhalten begünstigt. Obwohl wir wissen, wie widersprüchlich und komplex die Anforderungen an uns sind, sehnen wir uns nach Personen, die bruchlos scheinen; die ihre Haltung vertreten und dazu stehen. Auch und gerade, wenn wir selbst es nicht tun.

Dies zeigt auch die Geschichte der Entscheidung des UN-Sicherheitsrats für einen Militäreinsatz über Libyen. Die deutschen Politiker wanden sich bei der schwierigen Frage, ob Deutschland dem Angriff vor allem westlicher Staaten auf ein muslimisch geprägtes Land zustimmen sollte. Die Freude jener, die nichts beschließen mussten, war groß. Auch eine Bevölkerungsmehrheit war gegen eine deutsche Beteiligung. Heute aber haben sie einen Sündenbock gefunden: Guido Westerwelle.

Berater Angela Merkels streuten das Gerücht, nur das beherzte Eingreifen der Kanzlerin habe ein Nein Deutschlands im UN-Sicherheitsrat verhindert und zur Enthaltung abgemildert. Dabei hat die Bundeskanzlerin es vermocht, in Vergessenheit geraten zu lassen, dass letztlich ihr die Richtlinienkompetenz obliegt. Und nicht ihrem glücklosen und überfordert wirkenden Außenminister.

Westerwelles Unfähigkeit, Fehler und Niederlagen einzugestehen, macht ihn erneut zum willkommenen Watschenmann. Andere Politiker gingen in Deckung. Westerwelle kann das nicht. Dies würde das Anerkennen seiner Niederlage bedeuten.

So endet womöglich die Karriere eines der opportunistischsten Politiker Deutschlands ironischerweise daran, dass er im entscheidenden Moment nicht opportunistisch genug war.

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23 Kommentare

 / 
  • KK
    Karl K

    Was ein luzider Artikel.

     

    Und Danke für dieses Zitat:

    "Westerwelle erklärte es sich und dem Bild-Reporter so: "Narziss ist ein klassisches Motiv. Auf dem Bild blickt der Sohn des Künstlers als Narziss in den See und erkennt als Spiegelbild das Bild seines Vaters - nicht sein eigenes. Dieser Tiefsinn hat mir gut gefallen."

     

    Yes,that´s the goal.

    Der Vater als ewig-omnipräsenter Heiliger sei bei uns? Heiligs Blechle!

     

    Sein Vater war/ist - anders als dessen lediglich dilletierende Sohn - praktizierender Rechtsanwalt und - alleinerziehender Vater. Allein dessen - charmant formuliert - salloppes Outfit. Spitze.

    Mit nackenlangen, gelegentlichen gepflegten Haaren. Eine Steilvorlage für sinn- und kenntnisfreies 68bashing ala GummibärchenJAF.

    Das Gegenüber konsequent overdressed und ein veritabler Hasser von Spaghetti mit Tomatensoße.

     

    Vaters Robe erinnerte unmittelbar an deren Entstehungsgeschichte in der Justiz : den auch im alten Rom wie Sand am Meer vorhandenen Anwalten als Sondertunika verordnet, um ihre zerschlissenen Straßentinukas zu decken. Auch dort war, was dem Bergarbeiter die Ziege, dem Rechtsanwalt die Lehrerin.

     

    All das hinderte Vaddern aber nicht - wie weiland Cato - in den Verhandlungen am Rande des Plädoyers scharfzüngig und zu aller Erheiterung über das politische nunja Wirken des Filius herzuziehen (berichte hier nur Berichtetes;hatte zu meinem Bedauern nicht das Vergnügen ihn live im Gerichtssaal zu erleben. Schade.)

     

    Gewiß, auch Schwesterwelle hat Jura studiert. Daß Politiker deswegen noch lange keine Juristen sind, ist Dank B.Schlink geklärt.

     

    Und unser Außenminister hat auch - wenn ich´s recht weiß, wieder anders als sein Dad - promoviert. Nicht wie Amtsvorgänger Stresemann über den Flaschenbierhandel in Berlin. Aber offensichtlich auch nicht des Gegooglebergen verdächtig. Da war auch ein nichtweltfremder Häberle-Schüler vor.

     

    Aber was für eine beeindruckende Ansammlung von Banalitäten und Binsenweisheiten.

    Ist es da wirklich Zufall, daß dem geistig-körperlichen "Urheber" dieser letzteren Sentenz (selbst) in der griechischen Sagenwelt Eselsohren wuchsen?

     

    Dennoch hebt sich seine Diss. beinahe wohltuend von dem Elaborat eines gewissen Herrn Helmut de `Kohl ab. Deren Kopie bezeichnete der Raubdrucker auf dem Deckel mit den Worten "ex nihilo nihil fit". Wahrlich ein Saumagen, gefüllt mit den Schredderschnippseln eines zufällig vom Tisch gefallenen Zettelkastens. Anyway.

     

    Und Libyen? Küppersbusch hat natürlich recht: jetzt macht er einmal das Richtige und schon steht er´s nicht.

    Tja, ein Liberaler alter Schule: nach allen Seiten offen. Der Jurist Kurt Tucholsky hat das für die Einführung der Prügelstrafe pointiert dargelegt.

     

    Wer so lange im Schatten des Fallschirmspringers Möllemann auf seine Chance warten mußte, brauchte wohl bei aller Rückgradlosigkeit wenigstens einen Bezugspunkt. Vaddern. Zu seinem und - dessen Leidwesen.

     

    Narziss? Vielleicht versucht er es ja mal mit der Version von Oscar Wilde.

  • B
    Bitbändiger

    @StefanMarc

     

    Man kann Meinungen, die man selbst nicht teilt, wenigstens respektieren. Mir käme z.B. nicht in den Sinn, Menschen mit pazifistischer Grundüberzeugung mit Prädikaten wie "peinlich", "Schande" oder "traurig" zu überziehen, wiewohl meine Lebenserfahrung mich gelehrt hat, dass, wenn alle nur noch "die andere Backe hinhalten" würden, der Globus binnen Kurzem komplett in der Hand von Räubern und Mördern (Staaten wie Personen) wäre. Selbstverständlich ist nicht JEDES militärische Eingreifen selbstlos, ehrlich und im Ergebnis effizient. Selbstverständlich leiden/sterben in jedem Krieg auch "Unschuldige". Und selbstverständlich ist es ein Horror, dass Entscheidungen im Sicherheitsrat "mal so, mal so", je nach Interessenlage der "Vetomächte", ausfallen. Aber es gibt keine Rechtfertigung, den Versuch, das Abschlachten oder Verhungernlassen -zigtausender durch Anwendung von Gewalt zu verhindern, als Kriegstreiberei billig zu diffamieren.

     

    Übrigens: Westerwelle wird wegen der Stimmenthaltung im Sicherheitsrat bei der Ermächtigung zum Eingreifen in Libyen kritisiert. Eine Beteiligung Deutschlands am Militäreinsatz - andere Baustelle! - stand nicht zur Debatte.

     

    Und übrigens auch noch: Ich nehme den LINKEN den hehren, kompromisslosen Pazifismus nicht so ganz ab - dafür hat die Partei zu viele kluge Köpfe.

  • H
    hanswurst

    allein beim lesen des intros bekommt man schon das kotzen: "das drama eines klugen egozentrikers." - gehts noch?

     

    ja, wie klug der westerwelle ist. so weise, schlau, allwissend und toll.

     

    vielleicht ist er er auch der klügste egozentriker in einer partei von egozentrichen flitzpiepen.

     

    taz - die you fall in love with a girl?

  • AH
    aber hallo!

    Lieber Matthias,

     

    dieser Kommentar/Analyse ist wohl der beste/brillianteste Artikel, den ich seit Jahren in der Taz gelesen habe.

     

    Bleibt nur zu wuenschen, dass die Prognose des vollstaendingen Untergangs dieses moechtegern Schmieren-Aussenministers sich auch baldigst erfuellt!

  • S
    scheipant

    Ja, es ist ironisch, was Westerwelle passiert. Vom aktiven Oppositionsführer zum fettnäpfchentretenden "pseudo Staatsmann". Er schien irgendwie jegliche Orientierung verloren zu haben.

     

    Und nun enthält er sich beim Thema Militäreinsatz und der möglichen deutschen Beteiligung. Dies trifft doch die berechtigte Kriegsskepsis bzw. -ablehnung der Mehrheit im Lande.

     

    Meiner Meinung nach hat hier Westerwelle richtig und gut für unser Land, für unsere Gesellschaft gehandelt; und zwar nicht nur wegen der Stimmung im Lande, sondern auch im Bewußtsein deutscher Geschichte.

     

    Ja, es ist ironisch, dass er nun ausgerechnet darüber zu stolpern scheint. Und es ist ironisch, dass er ausgerechnet von Grünen Politikern dafür gerügt wird...

  • ML
    Max Lewien

    Ja ja, Westerwelle ist nicht nur ein dekadenter Neoliberaler(da ist er sogar charakterfest) sondern als Außenpolitiker ein Opportunist und Narziß! Ist ja in der BRD-Außenpolitik nix Neues:

    Z.B. Bomben-Fischer nimmt-s da mit Wüsterwilli auf: Kosovo, Israel, Libyen..Reklamierung von UNO-Zustimmung und Einhaltung des Völkerrechts nur bei Bedarf..! Und im Falle Westerwelle zieht Fischer gar die nationalistische Karte: Der habe dem Ansehen D e u t s c h l a n d s in d e r W e l t schwer geschadet! Will Joseph sich bei der NPD beliebt machen?

    In den drei genannten Fällen hat der Fischer die deutsche Machtelite in T e i l e n unserer kapitalistischen Welt auch nicht gerade beliebt gemacht- während Westerwelles und Merkels Zaudern im Falle Bombenterror des Mord-Atlantk-Packs in Libyen im Verlauf dieser mörderischen Aktionen z.B. bei der Afrikanischen Union oder in Rußland zeitweise eher das Ansehen der BRD gesteigert haben dürften...

     

    Die deutschen Umfaller,schon scheußlich, doch der auch auf die BRD zu galoppierenden globalen Kapitalismuskrise isses egal..und dagegen wird der BRD-Machtelite weder Narzißmus. markiges Wesen noch Opportunismus helfen!

  • H
    Hasso

    Sehr guter Artikel!- Außer markigen Sprüchen, wird von Westerwelle nichts übrig blieben. Ein unreifer Blödmann eben! Aber einst muss man ihm doch lassen: Er hat die Mentalität der jetzigen FDP gut ausgeplaudert.Aber-, auch wenn Westerwelle geht, wird immer noch ein Kindergarten übrigbleiben.

  • U
    Ups

    Ausgezeichnete Analyse. Ich würde allerdings aus dem "Pseudostaatsmann" einen "Staatsmann" machen, die Dopplung "Versagen als Pseudostaatsmann" erscheint mir unsinnig.

  • N
    NotorischerNoergler

    Schöner Artikel, wiklich! Nur das Syntagma "Drama eines klugen Egozentrikers" stört etwas, weil m. E. an diesem Noch-MInister kein Anflug von Klugheit zu finden ist.

  • V
    vic

    Es gibt viele Argumente um Westerwelle über die Klinge springen zu lassen. Der ausgebliebene Applaus für "gutgemeinte" Bomben zählt jedoch nicht dazu.

    Ich war und bin gegen Bombendiplomatie.

    Westerwelle, seine gesamte Partei und die Merkel-Gang mag ich nicht.

    Aber was derzeit gegen Westerwelle abgeht, ist selbst mir zuviel.

  • M
    Momo

    Es ist bezeichnend für den politischen Zustand und die politische Stoßrichtung unserer Meden, daß diese Westerwelle ausgerechnet wegen des Abstimmverhaltens in der UN-Vollversammlung zu Libyen vor sich hertreiben, handelte es sich dabei doch um eine scheinbar "linke Missetat" Westerwelles. Dieses eher "linke" Abstimmverhalten Westerwelles folgte m.E. jedoch nicht einer inneren Überzeugung Westerwelles, sondern war den damals unmittelbar bevorstehenden Landtagswahlen in Rheinland Pfalz geschuldet. Westerwelle (und wohl auch Merkel) wollten beim Wahlvolk nach meiner Überzeugung "friedenspolitisch" punkten.

    Auch der Beschluß der übrigen Nato-Staaten zu Militäraktionen gegen Libyen war m.E. nicht von der Zielsetzung geprägt, dem libyschen Volk zur Hilfe zu eilen, sondern war ebenso von innenpolitischen und wirtschaftlichen (Stichwort: Erdöl) Zielsetzungen dominiert. So wollte sich beispielsweise die französische Regierung, die wegen der sehr engen Beziehungen ihrer Aussenministerin zum tunesischen diktatorischen Regime erheblich unter politischem Druck geraten war, von diesen sehr zwielichtigen Beziehungen ablenken und sich als angeblicher "Freund der demokratischen Revolution im Nahen Osten" profilieren.

    Leider ist es so, daß die Poitik der Nato-Staaten so gut wie nie von den Bedürfnissen der Menschen in den jeweils betroffenen Staaten (so z.B. in Libyen) bestimmt wird, sondern von innenpolitschen, "geopolitischen" und ökonomischen Interessen der westlichen "Eliten".

  • B
    Bitbändiger

    Ihrer Analyse, lieber Matthias Lohre, kann man sicher weitgehend zustimmen - mich stört allerdings die Klassifizierung als "'kluger' Egozentriker": Ein Kardinalproblem in der Mediendemokratie ist, dass allzu häufig Eloquenz mit Intelligenz gleichgesetzt wird; das prominenteste Beispiel für diesen fatalen Irrtum war sicher F.-J. Strauß.

     

    Westerwelle hat offenbar schon in sehr jungen Jahren begriffen, dass Wahlerfolg in der Demokratie zu mindestens 80% durch Rhetorik erreicht wird. So etwas lässt sich - ein Minimum an Talent vorausgesetzt - erlernen. Dies hat er bis zu wahrer Meisterschaft - wenn auch manchmal schon auf der Grenze zur Lächerlichkeit - ausgebaut: Inhalte, die aus dem Mund anderer einfach "dummes Geschwätz" wären, verdienen bei ihm immerhin noch das Prädikat "Absonderung von erlesener Dämlichkeit".

     

    Was er nicht bedacht hat: In der Opposition kann man mit begnadeter Rhetorik leicht Punkte sammeln (da ist er nicht der einzige). Als Regierung muss man, wie Herr Rösler so gern und folgenlos in Aussicht stellt, "liefern". Und da sind Intellekt, Charakter und Konzepte gefordert.

  • R
    Rosa

    Endlich weg mit der Schwester. Deutschland hat wirklich Besseres verdient.

  • J
    JadotA

    Rührend.

    Schmerzlich.

    Die Agonie eines Clowns ist immer tragisch.

    "Geh Dobbelyou" ist Programm.

  • RD
    Richard Detzer

    Es gibt tatsächlich einen Grund, diesen deutschen Außenminister ohne Bedenken halten zu wollen. Wenn wir genau hinschauen, in wessen Hände wir das Schicksal der Nation (Deutschland) insgesamt legen, dann kann man das Sammelsurium an Gesellschaft hier einfach wegwerfen. Und das wollen wir doch nicht.

  • S
    StefanMarc

    Ein peinlicher Artikel von Matthias Lohre kann ich da nur feststellen.

     

    Ich für meinen Teil bin froh, das wir weder im Irak noch in Libyen mit deutschen Soldaten teilgenommen haben. Und schlimm genug, das wir derzeit in Afghanistan Soldaten stationiert haben. Während Japaner, Chinesen, Thailänder oder Vietnamesen schlau genug sind, sich aus Afghanistan herauszuhalten, meinen Europäer und Amerikaner, wie sie mit Militärgewalt Afghanistan verändern könnten. Aber es wird genauso enden, wie derezeit im Irak. Nach dem Abzug der Amerikaner/Europäer wird Afghanistan von den Taliban wieder zurückerobert und die Clans dort zerstreiten sich, so wie dies dort seit Jahrhunderten der Fall ist. Militäreinsätze in Afrika oder in Asien bringen NICHTS, ausser das sie viele Steuergelder verschlingen, die hier dann im Staatshaushalt für Schuldenabbau, Strassenbau und Kindergärten fehlen.

     

    Deutsche Soldaten haben NICHTS in Afrika und in Asien verloren. Die Linkspartei weiß dies gottseidank und ist gegen solche Kriegseinsätze und auch Westerwelle/FDP haben dies beim Libyeneinsatz beachtet und uns dadurch viele Steuergelder ersparten.

     

    Dafür ein Dankeschön an unseren Aussenminister.

     

    Und ich finde es ein Schande, wie hier taz-Autoren in die Kriegsmaschinerie einstimmen und dafür sind, das deutsche Soldaten auf FREMDEN Kontinenten Kriege führen. Taz-Autoren sollte dringend einmal daran denken, dass wir Deutschen zwei Weltkriege mitzuverantworten haben und da sollten wir nicht schon wieder überall auf der Welt mit Soldaten rummarschieren.

     

    Ganz ganz traurig dieser Artikel der taz: LINKS seit Ihr damit schon lange nicht mehr und reiht euch in die Kriegsautoren ein. Eigentlich wäre eure Aufgabe gewesen, die Enthaltung in der UNO zu loben, aber ihr opfert lieber die Friedensethik, um Westerwelle eines auszuwischen. Ganz ganz schwach, wie Ihr hier LINKE/LIBERALE und PAZIFISTISCHE Haltungen über Bord werft.

  • PC
    Pöst chen

    Seit der Abwahl als Parteichef hat Westerwelle doch nur noch ein Pöstchen und auf dem Abschiebegleis.

    Er ist der Joschka der FDP.

    Wenn man vom Buffet weg geht, drängen die (jüngeren) von hinten nach und belegen die Pöstchen. Da braucht man sich nicht noch mal anstellen.

    Das er zurückkommt wenn die FDP in Berlin nur auf 2% kommt, ist wenig zu erwarten.

    Vielleicht muss er demnächst sogar arbeiten und Steuern zahlen. Oder er wird Chef der Gesundheitskarte oder Griechenland-Wiederaufbauhilfe oder sonst etwas gut dotiertes.

     

    Ich hätte Westerwelle keine nennenswerte Textmenge gewidmet.

  • MM
    Markus Müller

    Nur gut,dass ein solcher Charakter nicht mehr Macht in die Hand bekam.

  • RL
    Rasto Lewandowski

    Liebe TazInnen,

     

    ich lese alle paar Monate einmal einen Zeitungsartikel, zuletzt Ihren über den amtierenden Außenminister. Und wieder drängt sich mir die Frage auf, weshalb in all den Jahren weder Ihre Kollegen von BILD noch Sie selbst darauf gekommen sind, dem o.g. FDP-Politiker den einzig entsprechenden Spitznamen zu verleihen, der seiner würdig ist - hinsichtlich Bildung, Farbe, Garderobe, Physiognomie etc. Let`s call a spade a spade, let's call Guido Westerwelle Sponge Bob.

     

    Liebe Grüße,

     

    R. Lewandowski

  • P
    polyphem

    Ein holder Knabe ist erwacht und sieht sein Bild im Weiher. / Im Hintergrund, im Sonnenglanz, da singt zu ihrer Leier / Frau Merkel Lieder wie Apoll und Rösler spielt, die Flöte. / Doch wer sich in Narziss verliebt, erfährt die größten Nöte, / Die Amor zu bereiten weiß, per Schuss mit Pfeil und Bogen. /Ob Nymphe, Jüngling oder Gott, ein jeder wird betrogen

     

    Die Echo ruft auf alle Zeit und ewig: "Steuersenkung.." / Wer Wasserspiegelbilder küsst, taucht ab in die Versenkung.

     

    Noch paar Anmerkungen:

    "..das Versagen als Pseudostaatsmann .." Wieso Versagen? Niemand hat diese Rolle je besser ausgefüllt als G.W., der Ex-Parteivorsitzende von Möllemanns Gnaden. Schon vergessen?

     

    "..sehnen wir uns nach Personen, die bruchlos scheinen; die ihre Haltung vertreten und dazu stehen. Auch und gerade, wenn wir selbst es nicht tun. .." Wer ist wir?

  • M
    Mirko

    Mir egal, ob ihr Guido mögt (ich mag ihn und seinen Stil ja auch nicht), aber der Mann hat uns aus einem KRIEG rausgehalten! Das wäre der erste Angriffskriegeinsatz seit dem WW2 gewesen (Afghanistan war NATO-Verteidigungsfall)!

     

    Von daher hat er das total richtig gemacht. Respekt wem er gehört. Waschlappen und Mitläufer kann in D jeder sein.

  • V
    vic

    NU is aber langsam gut.

    Man kann WW viel vorwerfen, aber das nicht.

     

    Ich sehe auch nicht was es zu applaudieren gibt, wenn die westliche Militärmaschine erneut einen Staat in Schutt und Asche legt.

    Who`s next?

  • H
    hm...

    Da gab es vor langer Zeit mal einen Streit im Spiegel zwischen einem Psychoanalytiker dessen Name mir gerade nicht einfällt und R. Tausch, einem Kollegen des ersteren. Jener schrieb über Steffi Graf und ihren Vater und so weiter, die Abgründe der Tennisfamilie eben und legte die beiden dabei auf eine sich vorzustellende Couch ohne Auftrag, ohne Mandat. Lohre macht hier mit Westerwelle dasselbe. Er zieht ihm mittels privelegierter Situation (Publikationsmöglichkeit) ohne wenn und aber die Hosen herunter. Mit Auftrag? Mit Mandat? Kühnes Unterfangen.