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Kommentar Genozid-Gesetz FrankreichRückschlag für die Armenier

Jürgen Gottschlich
Kommentar von Jürgen Gottschlich

Frankreichs Parlament hat entschieden, die Leugnung des Völkermordes an den Armeniern unter Strafe zu stellen. Da stellt sich die Leninsche Frage: Wem nützt es?

W em nützt die Abstimmung im französischen Parlament, die die Leugnung des Völkermords an den Armeniern unter Strafe stellt? Wer darauf antwortet: "der Wahrheit", ist bestenfalls politisch naiv, tatsächlich aber wohl vor allem ein Heuchler. Drei Monate vor den französischen Präsidentschaftswahlen nützt das Gesetz vor allem Herrn Sarkozy, der hofft, damit die rund 500.000 Stimmen armenisch-stämmiger Franzosen für seine Wiederwahl zu gewinnen, was er angesichts der letzten Umfragen offenbar dringend nötig hat.

Es mag auch den Dünkel vieler Franzosen unterstützen, die immer noch glauben wollen, ihr Parlament sei der Hort der Menschenrechte überhaupt, aber damit endet auch schon die Liste. Ob das Gesetz den Armeniern nützt, darf dagegen stark bezweifelt werden. Auch wenn sich der armenische Außenminister gestern Nacht geradezu euphorisch äußerte: Was Armenien braucht, sind keine schönen Worte aus Paris, sondern eine Verständigung mit der Türkei. Und die dürfte mit dem neuen Gesetz in Frankreich erst einmal wieder in weite Ferne gerückt sein.

Die türkische Regierung und allen voran Ministerpräsident Tayyip Erdogan fühlt sich von Frankreich und Sarkozy in die Ecke gedrängt und schlägt nun wild um sich. Trotz und verletzter Stolz aber sind eine schlechte Basis für Kompromisse und Versöhnung. Das gilt sowohl für das türkisch-armenische Verhältnis wie auch für die Beziehungen der Türkei zu Frankreich und Europa insgesamt.

taz
JÜRGEN GOTTSCHLICH

ist Türkeikorrespondent der taz und lebt in Istanbul. 2008 publizierte er das Buch "Türkei. Ein Land jenseits der Klischees". Er bereist und berichtet regelmäßig über die Länder des Nahen und Mittleren Ostens.

Am schlimmsten aber ist das französische Gesetz für diejenigen Türken, die seit Jahren in der Türkei gegen das Verbot angehen, mit dem das Reden über den Völkermord im Land der Täter belegt ist. Sie hatten bislang das Argument auf ihrer Seite, dass das Denk- und Diskussionsverbot über das Schicksal der Armenier im Osmanischen Reich, demokratischen Verhältnissen, die ja angeblich auch die Regierung anstrebt, zutiefst widerspricht. Frankreich zeigt nun, dass das nicht so ist.

Das Mutterland der Menschenrechte stimmt für Denk- und Diskussionsverbote und leistet der Aufklärung damit den denkbar schlechtesten Dienst. Wenn das Gesetz tatsächlich dazu beiträgt, dass Sarkozy wiedergewählt wird, können sich seine Befürworter auch noch die fortschreitende Entfremdung zwischen der Türkei und Europa gutschreiben.

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Jürgen Gottschlich
Auslandskorrespondent Türkei
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41 Kommentare

 / 
  • W
    Wahrsager

    von Halli:es geht ihnen nicht um die Sache, sondern Hauptsache gegen Türkei zu sein. Sie sind nicht nur ein Heuchler sowie viele anderen, auch noch ungebildet. Armenien ist kein europäisches Land. Sie wissen noch nicht mal, wo Armenien überhaupt liegt.Peinlich peinlich für ein arroganter christlicher Fanatiker.

  • D
    dth

    Ich verstehe nicht, wieso Herr Gottschlich jetzt zum wiederholten Male seine unsäglichen Sympathiebekundungen für türkische Genozidleugner in der taz verbreiten darf. Die Aussage, daß dieses Gesetz zu nichts nütze sei, außer für Sarkozys Wahlergebnis, ist nichts als ein zynischer Rhetoriktrick. Es ist vollkommen ausreichend als Statement eines ganzen Staates zum Völkermord.

  • D
    Dirk

    @Geschichtslehrer:

     

    "Was seid ihr bitte ungebildet!? Die Deutschen waren damals Verbündete mit der Türkei und an vielen Morden an den Armeniern beteiligt! ... Erst informieren, dann schreiben und an die eigene Nase fassen!"

     

    Die Mitverantwortung deutscher Offiziere in osmanischen Diensten, mancher Militärberater sowie der deutschen Regierung wegen Ihrer Weigerung, die Massenmorde zu verhindern, gehört zu den Schandflecken deutscher Geschichte. Ich kenne niemanden, der das bestreiten würde. Leider haben sich ultrarechte türkische Publikationen nun auf die absurde Logik eingeschossen: Es gab keinen Völkermord an den Armeniern und die Deutschen allein sind schuld daran. Übrigens weiß ich nichts von Gedenkveranstaltungen etwa für einen Goltz Pascha in Deutschland, wohl aber davon, dass einer der Hauptverantwortlichen für das Armenierschlachten, Talaat Pascha, in der Türkei als Held gefeiert wird und mehrere Schulen nach ihm benannt sind.

  • MM
    Max Meier

    Gratulation Herr Gottschlich!

    Zur Abwechslung einmal kein Türkeibashing, sondern ein sachlicher Artikel.

    Die Kommentarschreiber hier scheinen sich von einem recht dumpfen Hass leiten zu lassen, darauf deuten die meist recht herablassende Wortwahl hin. Was aber dieses Meinungsverbot in einem aufgeklärten Land ausstrahlt, wird bei einem solch vernebelten Blick wohl kaum sichtbar...

  • R
    rambzamba

    Ich bin immer wieder erstaunt wie schamlos die taz-Redakteure gegen die eigenen "Prinzipien" verstoßen, wenn es um den Angriff auf den politischen gegner geht..

    Mal wird mit der freien meinungsäußerung als Asucdruck für Demokratie argumnetiert, das andere mal daraufhingewiesen, dass gerade wir als Deutsche einen Genozid nicht einfach so hinnehmen können...

  • LE
    Linker Europäer

    "Trotz und verletzter Stolz aber sind eine schlechte Basis für Kompromisse und Versöhnung."

     

    Es gab vor einigen Jahren diesen Spruch "Ganz schön dumpf, Stolzer zu sein." Das bezog sich auf Neonazis. Aber es sollte sich auf jeden Nationalstolz beziehen.

     

    In manchen Ländern oder Kulturen gibt es soviel Stolz, dass falsch gucken schon eine Beleidigung ist. Bei diesen Kulturen darf man keinerlei Rücksicht auf den Stolz nehmen - dessen Massstab ist nämlich jenseits aller Vernunft. Vielleicht wäre es sogar sinnvoll, diesen Stolz so lange gezielt zu attackieren, bis er auf ein erträgliches Mass geschrumpft ist.

  • H
    Halli

    Allein schon die Frage "Wem nützt es?"

    Es nützt den Armeniern, dass ein europäisches Land trotz der rasenden Drohungen der Türkei ein Zeichen setzt und nicht klein nachgibt, wie die Bundesregierung oder die Bushs und Obamas. Sarkozy wird nicht viel von den Stimmen der Armenier haben, die werden seine Wahl auf jeden Fall nicht entscheiden.Hätte die Türkei sich ihrer Geschichte gestellt und endlich mal die Wahrheit zugegeben, in deren Leugnung sie seit Jahrzehnten so viel Geld investiert, hätten wir diese Diskussion nicht. Stattdessen verherrlichen sie die Täter und ihre ach so "unbefleckte" Vergangenheit.

    Wie lange wollen europäische Politiker eigentlich die Klappe halten, nur weil sie Angst haben, Erdogan könnte ausrasten?

    Dieser taz-Kommentar ist wirklich daneben.

  • GL
    Gutes Licht

    Ich verstehe nicht, was politisch naiv daran sein soll, das französische Gesetz als Dienst an der Wahrheit zu begreifen. Genau das ist es, und das Gegenteil zu behaupten, ist nichts anderes als postmoderne Dummschlauheit. Und das gilt unabhängig davon, ob Sarkozy nun wahltaktisch davon profitiert oder nicht (dass er es tatsächlich würde, kann man wohl nur behaupten, wenn man das Zahlenverhältnis von Diaspora-Armeniern zur Gesamtbevölkerung Frankreichs nicht in den Blick nimmt (s. Kommentar von Augur)). Moralische Unverdächtigkeit in der Welt wie sie ist zur Voraussetzung von politischem Handeln zu machen ist unmoralisch.

    Auch das Gesetz zu „schönen Worten“ zu verzerren ist reinster Hohn. Entscheidend geht es gerade darum – if u will - hässliche Worte, Gewalt in Form von Worten zu unterbinden, und das eben nicht nur mit Worten. Und überhaupt: das national fokussierte cui bono ist im Zusammenhang mit einem Verbrechen wie dem Armenocide völlig unangebracht. Was geschah, ist nicht nur für die Armenier barbarisch – wenn es einem ("ewiggestrig" wie Gottschlich womöglich unken würde) darum geht, dass Auschwitz nicht sich wiederhole, nichts Ähnliches geschehe, ist der Völkermord an den Armeniern - gerade auch in seiner historischen Bedeutung für Auschwitz – als ein grauenvoller Rückfall hinter die Möglichkeiten gesellschaftlicher Emanzipation zu begreifen. Daher kann auch das französische Gesetz nicht so dermaßen umstandslos auf der Ebene zwischenstaatlicher Beziehungen diskutiert werden, wie Gottschlich es tut.

    Der absolute Tiefpunkt ist dann die Gleichsetzung der der Leugnung dienenden Repression bezüglich des Völkermordes in der Türkei mit dem gegen die Leugnung gerichteten Gesetz in Frankreich. Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendjemand das lesen kann, ohne vor Wut zu platzen – und wie man es schreiben kann, ohne die Pistole oder Gefälligkeiten eines AKP-Politikers vor Augen zu haben, entzieht sich erst recht meinem Vorstellungsvermögen. 4INSTALL bringt es auf den Punkt: Linksgrün at its best – die Waffe der Kritik niederlegen, um sich an seiner erhabenen Friedfertigkeit zu ergötzen, und dann für reaktionäre Politik und Gewalt die Werbetrommel rühren.

  • CR
    Christine Rölke-Sommer

    Wie viele andere leserinnen bin ich mit herrn Gottschlich der meinung, dass danach gefragt werden muß, was diese änderung des französischen pressegesetzes bewirken soll und tatsächlich bewirkt. Für die eigene – also französische – pressefreiheit, aber vielleicht auch für die in anderen ländern. Und für die meinungsfreiheit in post-kolonialen zeiten.

    Leider fällt mir dazu nichts ein, wovon ich sagen könnte, es sei etwas gutes.

    Denn leider leider hat frankreich bislang nur ausgesprochen wenige genozide als solche gesetzlich anerkannt. Und leider leider machen sich die wenigsten klar, dass nach dem code pénal das leugnen und verächtlich-machen von völkermord und anderen crimes against humanity sowieso strafbewehrt ist. Und noch mehr leider leider gucken die noch wenigeren einfach mal ins gesetz, um herauszufinden, unter welchen voraussetzungen eine solche rede strafbar wäre.

    Stattdessen freuen sich nun die einen, dass der sarko es dem erdo mal so richtig gegeben hat – und die türkei nun nicht mehr in die EU kommen kann. und die anderen fragen sich, worüber sie mit freundinnen, nachbarinnen, zufallsbekanntschaftinnen überhaupt noch sprechen können, ohne dass ihnen irgendein lauscher an der wand gleich mit dem staatsanwalt droht.

    Das ist, neben all dem, was herr Gottschlich in seinem kommentar angeführt hat, doch eine ganz großartige wirkung dieses gesetzes. Oder?

  • AH
    Aus Haching

    Die Verbindung zum Holocaust und der Strafbarkeit der Leugnung ist in vielen Kommentaren schon gezogen worden. Dazu meine Frage:

     

    Es gibt m.E. keinen geschichtlichen Vorgang, der so umfassend aufgearbeitet und dokumentiert ist wie der Mord an den Juden (und Homosexuellen und Behinderten und "Zigeunern"...). An kein anderes Ereignis wird so häufig erinnert, in Deutschland gibt es tausende Museen, Stolpersteine, Denkmäler usw.

     

    Kurzum: Wer bestreitet, dass der Völkermord stattgefunden hat, muss blind und verbohrt sein. Wer blind und verbohrt ist, ist auch für das Strafrecht nicht erreichbar. Im Gegenteil, der Nazi fühlt sich als Märtyrer und als unterdrückte Minderheit.

     

    Meine Frage lautet: Muss eine liberale, demokratische Gesellschaft die Blindheit und Verbohrtheit einer winzigen Minderheit mit dem Strafrecht bekämpfen? Kann man historische Wahrheit mit Strafe beweisen? Wäre der Völkermord unwahr, wenn die Leugnung nicht unter Strafe stehen würde?

  • R
    Rudy

    Ihren Kommentar hier eingeben

     

    Es ist nicht akzeptabel was die Türkei macht. 1.500. 000 Menschen masakieren und keine verantwortung nehmen, jeder was zum Thema sagt bedrohen, zeigt das das die aus ihre geschichte nicht gelernt haben. was die mit Kurden machen ist das gleiche. Die Eurupeher haben auch ihre finga im Spiel.

  • O
    osmane

    um wahrheit gehts doch hier garnicht. völkermord ist doch nur ein mittel zum zweck. rache wäre eher angebracht. die meisten christen können immer noch nicht vertragen das die wiege der christen von muslimen erobert wurde.

     

    übrigens: im 1. weltkrieg sind 20 Millione Menschen gestorben. Wieso verurteilt ihr euch nicht zuerst selber?

  • D
    duman

    Ich bin ein Türke.

     

    Über das besagte Genozid-Thema weiß ich viel zu wenig um es zuzugeben, zu leugnen oder überhaupt darüber zu diskutieren.

     

    Jedoch hat die EU in der Gegenwart deutlich an wirtschaftlicher Stärke verloren, und setzt diese Unfähigkeit in aussenpolitischen Fähigkeiten und in menschenrechtlichen Belangen fort. ... wie traurig.

     

    Zur Empathie der Kommentatoren hier gegenüber der Türkei allgemein: Die Türkei braucht die EU nicht. Aber die EU die Türkei, um Anschluss an die Nah Ost Märkte zu erlangen. Sich ein Bild über die Türkei zu machen, ist anhand der paar türkischen Bauern in Europa etwas zu einfach :)

  • JC
    Johnny Cynic

    Sie, lieber Herr Gottschlich, stellen sich mit falschem Zitat die Frage, wem das Verbot der Leugnung eines Völkermordes nützt.

     

    Dann sollten sie sich einmal über das postmortale Persönlichkeitsrecht eines jeden Menschen kundig machen.

  • G
    grafinger

    Einfach köstlich!

     

    Die Taz heißt den primitiven Nationalismus der Türkei à la "ein Volk , ein Reich, ein Führer " und ihres Präsidenten gut.

     

    Das Ganze beweist wieder einmal dass die Türkei nicht zu Europa gehört.

  • G
    Geschichtslehrer

    Was seid ihr bitte ungebildet!? Die Deutschen waren damals Verbündete mit der Türkei und an vielen Morden an den Armeniern beteiligt! Die Deportationspläne stammen von Colmar Feiherr von der Goltz...Mehr als 800 deutsche Offiziere beteiligten sich an den Deportationen in der Türkei mit...Der deutsche General Fritz Bronsart von Schellendorf, der Chef des Generalstabs des osmanischen Feldheeres in Istanbul war, sagte, dass der Armenier wie der Jude sei! - und einige Morde ba den Armeniern befehligte! Das Gesetz in Frankreich bestraft somit natürlich auch die Deutschen!! Erst informieren, dann schreiben und an die eigene Nase fassen!

  • S
    Staatskunst

    Wer hier Denkverbote unterstellt, zeigt interessengefärbte Ignoranz. Dieses Gesetz lässt sich in keinster Weise mit dem türkischen Art.301 vergleichen. In Frankreich wird die Leugnung einer international als erwiesen anerkannten, schmerzhaften, Tatsache verboten. Dies zeugt von Menschenrecht und Pietät. In der TR hingegen wird die Leugnung von Wahrheiten zum Schutz der vermeintlich weissen Weste des Osmanischen Reiches und der Türkei, vorgeschrieben und die Gesellschaft indoktriniert. Wahrheiten über den Völkermord oder über den europäischen Grundsätzen widersprechenden Nationalismus nach Atatürk sind jedoch von Demokraten auszusprechen. Wer gegen dieses Gesetz in Frankfreich ist, muss in letzter Konsequenz für die Aufhebung des §130StGB sein.

  • A
    Ararat

    1. Wenn in Frankreich 500.000 Armenier leben sollten, dann bedeutet das doch nicht, dass alle Stimmberechtigt sind. Einige sind es alleine schon deshalb nicht, weil sie nicht die französische Staatsangehörigkeit besitzen. Aber abgesehen davon: Sind z.B. in Deutschland alle 81 Millionen Bürgerinnen und Bürger wahlberechtigt?

    2. Warum sollten die armenischen Wähler alle Sarkozy wählen, wenn doch die vor allem die Sozialisten, aber auch die Kommunisten ebenfalls für die Strafbarkeit von Völkermordleugnung sind?

    Die Behauptung, es gehe Sarkozy um die armenischen Wählerstimmen ist daher völliger Unsinn! In der Völkermordfrage gab bzw. gibt es für die Armenier in allen politischen Lagern Unterstützung. Dies sieht man an der Abstimmung in der Nationalversammlung und im Senat.

  • H
    heidi

    Wie viele andere Leser sehe ich das auch nicht so, wie Sie,Herr Gottschlich. Die Regierung der Türkei ist in dieser Frage unbelehrbar - wie auch in einigen anderen.Nur, um deren Stolz nicht zu verletzen, schweigen? Es ist ein Zeichen, das die Franzosen gesetzt haben! Den Armeniern mag es zunächst direkt nichts nüten - vielleicht aber doch, da man in der Türkei anscheinend nicht umhin kann, dieses Gesetz zur Kenntnis zu nehmen - hätte man aber mit Rücksicht auf die Staatsführung darauf verzichtet, garantiert hätte das auch nichts gebracht. Die Quid-bono-Frage ist in diesem Zusammenhang irrelevant. Und wenn Sarkozy das ausnützt,und wenn es ihm nützt, ist es dennoch immer noch ein starkes Zeichen. Symbole bewirken da und dort doch noch was.Sie wirken in den Köpfen. Und ich finde auch nicht, dass es ein Denk- und Diskussionsverbot ist.

    Worüber soll man denn diskutieren? Darüber o b es passiert ist?

    Ich wünschte, wir hätten auch so ein Verbot - was den Holocaust betrifft - oder haben wir es etwa?

    Beste Grüsse von Heidi

    Finde Ihren Artikel aber dennoch gut - weil eben er ist diskussionswürdig.

  • GA
    Genossin Arsch

    Natürlich ist es fürchterlich relativierend, aber Hitler hatte am Vorabend des Überfalls auf Polen seinen 50 höchsten Offizieren mit folgendem Spruch Mut gemacht: "Wen interessieren heute noch die Armenier?"

    Vielleicht sollte man dieses Zitat massenhaft drucken ohne Hitler dabei zu nennen. Damit wird dann mit Sicherheit ein Haufen Geld gescheffelt, weil das Plakat dann in jedem 2. Laden hängt.

  • H
    Heissluftventil

    Soso, einer "Verständigung mit der Türkei" wirkt entgegen, wenn man sie nicht beim Lügen und Verdrehen der Wahrheit unterstützt.

    Durch offizielle Anerkennung historischer Tatsachen drängt man Herrn Erdogan in die Ecke und der schlägt nun halt wild um sich. Darüber sollen sich Frankreich und besonders Wahlkämpfer Sarkozy irgendwie schuldig fühlen?

     

    Der Autor lebt eindeutig zu lange in Istanbul. Der landesübliche Schleim von Bigotterie und Heuchelei setzt sich im Kopf fest, ehe man es selber merkt.

  • AR
    Anna Radack

    "Wenn das Gesetz tatsächlich dazu beiträgt, dass Sarkozy wiedergewählt wird, können sich seine Befürworter auch noch die fortschreitende Entfremdung zwischen der Türkei und Europa gutschreiben."

     

    Wir sind ja mittlerweile so weit, dass man x-mal überlegen muss, um einmal etwas zu sagen bzw. zu schreiben. Das rate ich auch der taz. Denn es geht überhaupt nicht um die Beziehung zwischen der Türkei und Europa, sondern um die Beziehung zwischen der Türkei und der EU. Das ist ein riesiger Unterschied. Sollte Sarkozy zum Scheitern des letzteren einen bedeutenden Beitrag leisten, wäre ihm mein Dank gewiss.

  • JC
    Johnny Cynic

    "Was Armenien braucht, sind keine schönen Worte aus Paris, sondern eine Verständigung mit der Türkei."

     

    So lautet also die Botschaft der taz und ihrer "Journalisten" an die verfolgten Völker der Welt:

    "Hört auf, Eure Toten zu beklagen, lächelt freundlich und reicht den leugnenden Tätern die Hand!"

     

    Die Liste der ind der Türkei verfolgten Minderheiten ist lang:

    Armenier, Aramäer, Christen, Griechen, Kurden und viele mehr.

     

    Seid Ihr in Eurer absoluten Pro-Türkei-Euphorie eigentlich blind geworden?

    Ach so, klar, die "linke" Logik ist ja:

    Die "Rechten" mögen die Türkei nicht. Da wir alles "Rechte" hassen lieben wir also die Türkei und hassen alle "Feinde des Türkentums"!

  • MN
    mein name ist hase

    Hätte diese Zeitung bei Inkrafttreten der holocaust- Leugner- Gesetze in der BRD auch getitelt:

    ''Rückschlag für die Juden'' ???

  • E
    ela

    Zitat Guenter Lewy:

     

    Geschichte, sollte einstimmig mit und von Historikern geschrieben werden.

    Nicht in Parlamenten!

  • S
    Stefan

    Auch ein herber Rückschlag für alle, die dem Hetzer Erdogan gerne unser Europa zu Füßen legen wollen. Logik: Man möge den Verrückten nicht provozieren, sonst wird der Verrückte noch verrückt?

    Und die vom Autor gestellte Frage "wem nützt es?" ist eine typische Ablenkungsfrage, die von den Inhalten ablenken soll. Es schadet jedenfall der Weltsicht des Jürgen Gottschlich. So kann nur jemand argumentieren, dem die Freiheit und das Leben nur von geringer Bedeutung ist. (...wobei es meistens um die Freiheit und das Leben anderer geht, wenn man so großzügig ist.)

  • A
    Augur

    Die 500.000 Stimmen armenisch-stämmiger Franzosen werden die Wahl nicht entscheiden - das sind nur 1% der Wahlberechtigten in Frankreich. Das Gesetz richtet sich zudem allgemein gegen das Leugnen von Völkermorden - nicht nur gegen den Genozid an den Armeniern. Das Gegenargument Erdogans, es sei kein Völkermord gewesen, weil es heute ja noch Armenier gibt, ist mehr als zynisch.

    Geschichtlich nicht uninteressant: Der Begriff "Holocaust" als Bezeichnung für den Massenmord an einer Ethnie ist in der Literatur erstmals für das Massaker an den Armeniern nachgewiesen, erst Jahrzehnte später auch für die Judenausrottung durch die Nationalsozialisten.

  • 4
    4INSTALL

    Wem nütz es?

     

    Sicherlich nicht den Rot/Grünen Türkeibeitritsbefürwortern.

     

    Aber wenn es darum geht, einen völkerrechtswidrigen Krieg gegen Serbien loszutreten, dann begründet man dies schon mal gerne mit den Verbrechen der Nationalsozialisten.

     

    Dann passts halt.

     

    Welch ein unsinniger Kommentar:

     

    Bei Völkermord mit dem Instrument des Utilitarismus zu Argumentieren.

     

    Linksgrün at its best.

  • BA
    Bitte Aufwachen in Istanbul

    A. TAZ-Autor ein Besserwisser? Zitat:

    "Auch wenn sich der armenische Außenminister gestern Nacht geradezu euphorisch äußerte: Was Armenien braucht, sind keine schönen Worte aus Paris, sondern eine Verständigung mit der Türkei."

     

    B. Mit seiner windigen Argumentation müsste man JEDEN Missbrauch und Gewaltakt auf fremdem Territorium schlucken. Nicht-Einmischung: das ist nicht immer anständig, sondern manchmal fahrlässig.

     

    C. cui bono? fragte bereits Cicero. Dass Lenin als Urheber genannt wird, zeigt wes Geistes Kind der TAZ-Autor ist.

  • JM
    Jürgen Matoni

    Dieser Kommentar hat was- So eine tiefschürfende Analyse.

    "Das Mutterland der Menschenrechte stimmt für Denk- und Diskussionsverbote und leistet der Aufklärung damit den denkbar schlechtesten Dienst."

    Tja, damit haben wir als Deutsche ja Erfahrung. Bei uns steht die Leugnung des Völkermords an den Juden also auch unter "Denkverbot" und widerspricht also demokratischen Gepflogenheiten?

  • MB
    Markus Brandt

    Es ist schon ein starkes Stück hier mit Lenin zu kommen. Bei der Frage Völkermord finde ich dieses "wem nützt es"-Spielchen unangebracht. Würden Sie die Frage nach einem NPD-Verbot auch so angehen? Oder die Leugnung und die damit einhergehende Verhöhnung der Opfer des deutschen Völkermordes an den Juden?

     

    Ich will nicht fragen wie sich Herr Erdogan jetzt fühlt oder wem es etwas bringt. Ich will einfach nicht auf einem Kontinent leben wo die Nachfahren der Täter die Nachfahren der Opfer dadurch verhöhnen, dass sie behaupten können es wäre ja alles gar nicht so gewesen und man wäre ja das eigentliche Opfer gewesen.

     

    Das ist nicht freie Rede und auch nicht im Sinne unserer Verfassung zu schützen. Und wenn das für den Genozid durch die Nazis gilt, dann sollte es für andere Völkermorde auch gelten. Wir reden hier schließlich nicht von einem Banküberfall, sondern von dem Versuch des Auslöschens eines Volkes.

     

    In den USA gibt es "Hetze" nicht als Straftatbestand. Solange man nicht zu konkreten Straftaten aufruft kann man sagen was man will. Da kann man auch offen mit Hakenkreuzfahne herumlaufen. In Europa (und speziell im deutschsprachigen Raum) ist der gesellschaftliche Konsens zum Glück ein anderer. So einfach ist das.

  • E
    ela

    Herzlichen Dank Herr Gottschlich. Endlich ein Kommentar, der die Sache auf den Punkt bringt.

  • I
    Ilausebbub

    Cui bono?

     

    Lenin hatte halt ein selektives Verhältnis zur Wahrheit.

     

    Was mir nicht nützt, ist auch nicht wahr.

     

    Na denn..

  • D
    Dirkl

    "Was Armenien braucht, sind keine schönen Worte aus Paris, sondern eine Verständigung mit der Türkei. Und die dürfte mit dem neuen Gesetz in Frankreich erst einmal wieder in weite Ferne gerückt sein."

     

    Als rational denkender Mensch erschließt sich der Zusammenhang in keiner Weise. Leider reagiert die Türkei tatsächlich nicht rational, wenn es um die so genannte "nationale Ehre" geht.

    Was mich interessiern würde: Wie steht der Verfasser zum Gesetz zur Holocaustleugnung?

  • A
    Antonius

    @Jürgen Gottschlich

    Das ist zu tiefst Reaktionär was Sie Schreiben und zynisch aber... was soll man von einem Deutschen anderes erwarten.

  • T
    Trotzpädagoge

    "Die türkische Regierung und allen voran Ministerpräsident Tayyip Erdogan fühlt sich von Frankreich und Sarkozy in die Ecke gedrängt und schlägt nun wild um sich."

     

    Komisch, warum wohl? Etwa weil Herr E. den Völkermord der Türken an den Armeniern auch weiterhin gerne mantra-artig leugnen würde und darauf setzt, auf diese Weise das kollektive Geschichtsgedächtnis zu manipulieren? Glücklicherweise wurde längst ein Streisand-Effekt in Gang gesetzt, der den Armeniern endlich zur verdienten Öffentlichkeit verhalf.

     

    "Trotz und verletzter Stolz aber sind eine schlechte Basis für Kompromisse und Versöhnung. Das gilt sowohl für das türkisch-armenische Verhältnis wie auch für die Beziehungen der Türkei zu Frankreich und Europa insgesamt."

     

    Also Herr E.: Hören Sie auf zu trotzen! Legen Sie den Stolz ab, und erlangen Sie endlich WÜRDE! Entlassen Sie die Türken endlich aus Ihrer geistigen Unmündigkeit und stellen sich den ethischen Herausforderungen der Zeit. Dann klappt es vielleicht irgendwann auch mal mit der EU...

  • CK
    Clemens Kremer

    Wem nützt ein Gesetz zur Verhinderung der Leugnung eines Völkermordes?

    Gute Frage.

    Die meisten Länder und die meisten Holocaust-Leugner leben sehr gut damit, daß es außerhalb Deutschlands nur sehr wenige derartige Gesetze gibt. Judenmord leugnen und NS-Symbole zeigen, alles legal und freie Meinungsäußerung. Anscheind kommt auch niemand auf die Idee "Die Fahne hoch" usw wenigstens in der deutschen Ausgabe von Youtube mal zu sperren. Die Gedanken sind bekanntlich frei.

    Die Reaktion des Herrn Erdogan zeigt jedoch, daß er mindestens genau so populistisch denkt, wie Herr Sarkozy. Angeblich hat er das als Angriff auf die Meinungsfreiheit abgeprangert. Hallo? Meinungsfreiheit in der Türkei? Kurden, Armenier, Linke und ähnliche Randgruppen könnten da wohl eine Menge Geschichten erzählen. Und wenn alles nicht reicht, gibt es ja immer noch die Beleidigung des Türkentums als Schlagwort.

    Man stelle sich das vor, wir nähmen einen Paragraphen ins Strafgesetzbuch auf "Beleidigung des Deutschtums"...

  • C
    Contra

    Herr Gottschlich scheint in meinen Augen Hrn. Erdogan nahezustehen. Es ist sicher richtig Denkverbote wie es sie in der Türkei in der Vergangenheit mit den Armeniniern gegeben hat zu tadeln. Es ist aber noch schlimmer wenn demokratisches legitimiertes Handeln, wie von Hrn. Sarkozy zum Wahlkampfmanöver verunglimpft wird. Wie hier geschehen!

    Es ist in meinen Augen korrekt das Leugnen von Morden unter Strafe zu stellen, hier geht es nicht darum den Diskurs zu unterbinden sondern wohl eher für alle Gesprächspartnern eine solide Diskusionsgrundlage zu schaffen. Dies, so scheint es mir, ist unter dem Machtpolitiker Erdogan durchaus legitim. Er hat bisher sicher zum Dialog beigetragen aber eine allgemeine Aufarbeitung des Völkermordes ist noch in weiter ferne und benötigt weiterhin diplomatische Druckmittel wie dieses Gesetz.

  • S
    steffen

    Was soll's?! In der Türkei ist genau das Gegenteil zu behaupten strafbar.

    Und was hier verabschiedet wurde ist ein französisches Gezetz!

    Noch ist Frankreich nicht die Türkei!

    Oder hat Herr Erdogan inzwischen die Macht Gesetze innerhalb der EU zu bestimmen ?!

  • H
    hans

    Sehr geehrter Herr Gottschlich:

     

    auf Grundlage Ihrer schwer erträglichen Argumentation nehme ich an, daß Sie auch für die Freiheit eintreten, den Holocaust zu leugnen?

     

    Es gibt Grenzen des Zumutbaren. Und deshalb hat Frankreich Recht mit diesem Schritt.

  • P
    Pascal

    Und wem nutzt das Holocaust-Leugner-Verbot?