IT-Retro-Trend: Die Rückkehr der Schreibmaschine

Ein Amerikaner modifiziert Schreibmaschinen, um sie als Tastatur nutzbar zu machen. Sein Geschäft läuft gut – gerade Blinde begeistern sich für die alte Technik.

Kein Scherz! Den Retrotrend gibt's wirklich. Bild: Jack Zylkin

Der Schreibmaschine schien ein Platz im Museum sicher. Ein amerikanischer Elektroingenieur aus Philadelphia ebnet ihr nun den Weg zurück in den Alltag. Über's Internet vertickt er für umgerechnet 60 Euro ein Do-It-Yourself-Kit.

Mit dem Kit lässt sich das alte Gerät in eine PC-Tastatur verwandeln, die per USB an den Rechner angeschlossen wird. Praktisch: ist die Schreibmaschine mit Papier gefüllt, tippt man beim Mailen einen Druck mit. Wer das Kit bestellt, braucht Zeit: „Für die Modifikation sollte man sich ein Wochenende Zeit nehmen“, sagt der Erfinder Jack Zylkin.

Auf die Idee kam der Hobby-Bastler als er eine Schreibmaschine auf dem Kaminsims einer Freundin bemerkte: „Sie erzählte mir, dass sie die Maschine gerne nutzen würde, auf ihrem Schreibtisch aber neben dem PC kein Platz mehr wäre. Da kam mir die Idee ihre PC-Tastatur per Schreibmaschine zu ersetzen“, erzählt der 27-Jährige.

Mädchen machen erfinderisch, aber nicht nur die: „Ich bin Mitglied eines Hackerspace in Philadelphia. Bei uns im Hive76 gibt es eine unausgesprochene Konkurrenz, aus Ersatzteilen die verrücktesten Gegenstände zu machen.“

Blinde bevorzugen die Schreibmaschine

Die Erfindung kam bei Freunden und Bekannten so gut an, dass Zylkin sie kommerziell verwertete. Sein Geschäft läuft immer besser. Mittlerweile arbeitet er ganztags an der Modifikation alter Schreibmaschinen.

Wie der Erfinder die Nachfrage nach seinen Kits erklärt? „Jeder Kunde hat seine eigenen Gründe, warum er den Kontakt zu einer alten Schreibmaschine sucht. Im Leben meiner Kunden spielte jede eine eigene Geschichte – entweder wurde diese geerbt oder einst selbst gekauft", erzählt Zylkin. Er selbst sieht in den teils über 100 Jahre alten Maschinen eine "beständige materielle Verbindung in unsere Vergangenheit.“

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Als der Amerikaner mit dem Verkauf modifizierter Schreibmaschinen und Kits begann, überraschte ihn das rege Interesse von Blinden und Menschen mit Sehschwäche an seiner Erfindung. Zylkin weiß heute, warum: „Die Schreibmaschine ist für sie eine sinnlichere Erfahrung als die Tastatur. Das Drücken der Tasten benötigt eine deutlichere Bewegung. Die Tasten sind zudem klarer getrennt und es gibt ein gut hörbares Feedback.“ Kunden, die aus medizinischen Gründen bei ihm ordern, räumt der Erfinder einen Sonderrabatt ein, denn „für sie ist die Schreibmaschine kein Luxusgegenstand“, sagt Zylkin.

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