Sport ist auch politisch, findet Gauck: Freude an „jungen, starken Männern“
Der Sport ist eine Schule der Demokratie, glaubt Joachim Gauck. Deswegen stellte er gemeinsam mit dem Nachwuchs der Berliner Eisbären Lehrvideos für Zivilcourage vor.
BERLIN taz | Es sei sein letzter Auftritt als Bürger gewesen, hat Joachim Gauck gestern gesagt. Bürger Gauck ist Vorsitzender des Vereins "Gegen das Vergessen - für Demokratie". Viele Termine habe er abgesagt, seit im Kanzleramt verabredet worden ist, dass er Bundespräsident wird, versicherte er.
Dieser letzte aber lag ihm noch am Herzen. Sein Verein stellte die Internetportale sport-mit-courage.de und mach-den-unterschied.de vor, mit denen junge Sportler im Umgang mit Gefahren von rechts, mit Rassismus und Antisemitismus geschult werden sollen.
Nachwuchseishockeyspieler der Berliner Eisbären, "junge Männer, die sich auf ein hartes Leben als Profis vorbereiten" (Gauck), haben mitgespielt bei Videos für das Netz, mit denen Zivilcourage gelehrt werden soll, und so saß der Noch-Bürger im blauen Licht eines Telekomkonzerns in der nach eben diesem benannten Mehrzweckhalle in Berlin, der Heimspielstätte der Eisbären.
Er versuchte zu erklären, warum der Sport so gut geeignet ist, die Demokratie im Lande zu befördern. "Sport ist eigentlich unpolitisch und ist es doch wieder nicht", sagte er. Das Einhalten von Regeln, das Üben von Fairness und das Zusammenspiel im Team sei eine Schule der Demokratie. So weit, so banal.
Unabhängiger Berater in Stasifragen
Dass es manchmal das Banale ist, auf das die Arbeit für die Demokratie aufbauen muss, machte Sven Felski, Spielerlegende der Eisbären, deutlich, als er erzählte, wie komisch das war, als vor ein paar Jahren der erste schwarze Spieler bei den Profis in der Umkleidekabine saß. Gauck nickte dazu und hörte ein wenig auf zu fremdeln in dieser Sportwelt, in der es normalerweise darum gehe, "sich zu freuen an jungen starken Männern".
An Sport denken wohl die wenigsten, wenn es um den zukünftigen Bundespräsidenten geht. Der hat mal Handball gespielt, heißt es. Dem deutschen Sport hat er als unabhängiger Berater in Stasifragen gedient und dabei viele überrascht, als er kein Berufsverbot für den einst für das MfS spitzelnden Eiskunstlauftrainer Ingo Steuer gefordert hat.
Apropos Berufsverbot: "Sport mit Courage" wird mit den Mitteln aus dem Programm "Zusammenhalt durch Teilhabe" des Bundesinnenministeriums gefördert. An dessen Gelder kann nur kommen, wer die sogenannte Extremismusklausel, einen Schwur auf die Verfassung, unterzeichnet. Damit hat Joachim Gauck keine Probleme.
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