Streit der Woche: Darf man Bücher wegwerfen?
Von manchen Büchern weiß man ganz genau, dass man sie nie wieder lesen wird. Trotzdem will man sie nicht wegwerfen. Warum eigentlich?
Es gibt diese Bücher, die man immer wieder aus dem Regal nehmen kann. Man schlägt sie auf, liest darin, atmet den Geruch des Papiers ein und erinnert sich an all die Menschen und Orte und Handlungsstränge, die in diesem Buch eine Rolle gespielt haben. Hach, was war das doch für ein Lesevergnügen! Ohne Zögern könnte man Seite eins aufschlagen und das Buch noch einmal lesen.
Es gibt aber auch andere Bücher, die man eigentlich nicht mehr braucht, bei manchen möchte man sagen: die kein Mensch je gebraucht hat. Sie liegen auf dem Dachboden, in Kisten verpackt, und sammeln Staub. Lesen wird sie vermutlich niemand mehr.
Trotzdem schrecken viele Menschen davor zurück, solche Bücher wegzuwerfen. Ihre Argumentation: Ein Buch ist mehr als Papier und Buchstaben. Es ist Ausdruck unserer Kultur, es zeigt: Wir können denken, uns sogar Dinge ausdenken und unsere Erinnerungen festhalten. Dem schottischen Historiker Thomas Carlyle wird das Zitat nachgesagt: „In Büchern liegt die Seele aller gewesenen Zeit.“ So etwas kann man doch nicht einfach wegwerfen! Oder?
Den kompletten Streit der Woche lesen Sie in der sonntaz vom 6./7. Oktober 2012. Am Kiosk, eKiosk oder gleich im Wochenendabo. Und für Fans und Freunde: facebook.com/sonntaz.
Verschärft wird die Debatte durch das historische Mahnmal der Bücherverbrennungen: Wo immer radikale politische Köpfe auftraten, wurden Bücher verbrannt, die der eigenen Ideologie widersprachen. Die Kirche verbrannte die aufrührerischen Schriften Martin Luthers, auf dem Wartburgfest warfen Studenten Bücher ins Feuer, die sie als undeutsch empfanden.
1933 dann der traurige Höhepunkt: Die Nazis machten die Bücherverbrennung zur großen politischen Aktion, zehntausende Werke wurden verbrannt – unter anderem Bücher von Karl Marx und Erich Kästner. Heute ein Buch wegzuwerfen – das weckt böse Assoziationen.
Aber was ist mit dem alten Lexikon, das längst nicht mehr mit dem digitalen Wikipedia-Wissen mithalten kann? Mit dem Duden in der Jubiläumsausgabe von 1980? Oder mit dem Roman, den man nie zu Ende gelesen hat, weil er so schrecklich langweilig war? Ist auch das Kultur, die für immer und ewig erhalten bleiben muss?
Darf man Bücher wegwerfen? Beziehen Sie Stellung! Die taz wählt unter den interessantesten Kommentaren ein oder zwei aus und veröffentlicht sie im Wochenendmagazin sonntaz. Der Kommentar sollte etwa 900 Zeichen umfassen und mit dem Namen und der E-Mail-Adresse der Autorin oder des Autors versehen sein. Oder schicken Sie uns bis Mittwochmittag eine Mail an: streit@taz.de
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Anschlag in Magdeburg
Auto rast in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Fragestunde mit Wladimir Putin
Ein Krieg aus Langeweile?
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen
Wahlprogramm von CDU und CSU
Der Zeitgeist als Wählerklient