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Kommentar Annette SchavanIhr Ehrgeiz hält sich in Grenzen

Bernd Kramer
Kommentar von Bernd Kramer

Annette Schavan betreibt gern Elitenförderung – auch in eigener Sache. In der Diskussion um ihre Doktorarbeit sollte sie sich zu ihren Fehlern bekennen.

E litenförderung ist ein besonderes Anliegen für Annette Schavan. Ohne Not hat sie vor ein paar Jahren das Büchergeld für Studierende angehoben, die ein Stipendium der Begabtenförderwerke erhalten: Jungen Menschen aus überwiegend wohlhabenden Familien hat sie einfach mal ein bisschen Geld zugeschoben.

Ganz auf Elite setzt Schavan auch, wenn sie Exzellenzunis kürt. Die Leuchttürme sind ihr so wichtig, dass sie eine Grundgesetzesänderung vorantreibt: Wo es um Exzellenz in der Forschung geht, sollen Bund und Länder künftig zusammenarbeiten dürfen. Dass es eine gemeinsame Kraftanstrengung bräuchte, um die Masse der Schulen besser auszustatten, dafür reichten Schavans Ambitionen dann nicht. Und ausgerechnet diese Elite-Ministerin soll in ihrer Doktorarbeit gemogelt haben?

Natürlich sagen zwei Buchstaben vor dem Namen eines Politikers nichts über seine Befähigung aus. Auch ein Studienabbrecher könnte im Amt Gutes für Bildung und Forschung erreichen. Und es ist kein Vergehen, wenn eine Ministerin die Exzellenz so hochhält wie Schavan, aber nach heutigen Maßstäben selbst keine ganz so exzellente Doktorarbeit vorgelegt hat – solange sie nicht vorsätzlich betrogen hat und den Titel zu Unrecht trägt. Aber das prüft die Uni Düsseldorf bekanntlich noch.

Bernd Kramer

ist Bildungsredakteur der taz.

Irritierend ist nur, wie unbeirrt Schavan Elitenförderung in eigener Sache betreibt: Der Uni Düsseldorf verhängt sie kurzerhand einen Maulkorb, weil Details aus der Prüfung ihrer Arbeit durchsickerten. Ihre Parteikollegen dürfen derweil munter über die Hochschule herziehen. Als erstmals im Internet Zweifel an ihrer Doktorarbeit laut wurden, verweigerte die Ministerin jede Auskunft mit Verweis auf die Anonymität des Anklägers.

Dabei sind die Mängel ihrer Dissertation offenkundig, selbst wenn über ihre Schwere gestritten wird. Zu ihnen jedenfalls sollte sich eine Wissenschaftsministerin bekennen. Das würde zeigen, dass sie etwas dazugelernt hat in den letzten Jahrzehnten.

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Bernd Kramer
Inlandsredakteur
Jahrgang 1984, hat VWL, Politik und Soziologie studiert und die Kölner Journalistenschule besucht. Seit 2012 bei der taz im Inlandsressort und dort zuständig für Schul- und Hochschulthemen.
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6 Kommentare

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  • P
    Pink

    Schavan hat ja wohl billig plagiiert.

    Verliert sie ihren Titel, wird man in Berlin ebenfalls prüfen, ihr den Honorarprofessor wegnehmen.

     

    Dann ist sie eine Ministerin ohne Abschluss.

    Das wiederum bedeutet dann Abschuss.

     

    Dabei ist sie sooo gerne Prof !

    Das sieht man an ihrem Internet-Auftritt für den Deutschen Bundestag.

  • W
    wauz

    Wer mit 140

     

    auf der Autobahn in einen Baustellenbereich einfährt, der auf 60 begrenzt ist, und geblitzt wird, darf seine Pappe für einen Monat abgeben. Unabhängig eines Vorsatzes.

    Wer eine Diss schreibt, und zitiert, ohne das anzugeben und ge-Plagt wird, darf seinen Doktor wieder abgeben. Und zwar ganz. Auch ohne Vorsatz.

    Sorgfaltspflicht ist Sorgfaltspflicht.

  • B
    Budenzauber

    Schavan und von der Leyen, zwei Perönlichkeiten, die am unpersönlichsten wirken! In der Politik scheint das mit den Frauen so gar nicht hinzuhauen. Namen wie Süßmuth,Schröder,Ypsilanti, Koch- Merin, Ulla Schmidt, die oben genannten, und einige mehr, glänz(t)en ja nicht gerade. Wurstelten sich alle so durch.

  • V
    viccy

    Lieber Herr Kramer, lassen Sie sich doch nicht von dieser Vorsatz-Nebelkerze einlullen. Wenn die Arbeit den einschlägigen Maßstäben nicht genügt, ist der Dr.-Titel zu entziehen, ohne dass es auf Vorsatz ankäme.

     

    Schon Guttenberg hat versucht, mit dieser Schwafelei von fehlendem Vorsatz seine politische Existenz zu retten - aber bei Schavan jetzt sogar den bloßen Titelverlust an irgendeinen Vorsatz zu knüpfen, das hat ja nicht mal Guttenberg gewagt. Warum Sie als taz-Schreiber?

  • S
    Sally

    1) Interessant ist die Unterstützergemeinde der Schavan: kirchliche Interessengruppen und Parteifreunde! Kauder schreit am lautesten. Die Dissertation auf Schavanplag kann von jedem eingesehen werden und jeder erkennt, dass sie nur Wörter umgestellt und Textpassagen übernimmt, ohne zu kennzeichnen. Ich hatte mit Bagatellfehlern gerechnet, war aber entsetzt als ich auf Schavanplag nachschaute und weiss selbst als (EX)-GW-Studentin, dass das zu keiner Zeit wissenschaftliches Arbeiten war! Gruselig! Von daher ist es peinlich, wie sie sich aufführt. Als normaler Grundschulabsolvent mit guten Deutschunterricht erkennt man ihr fehlerhaftes Arbeiten!!! Wie doof will sie die Bürger verkaufen? Dann immer dieses heuchlerische Statement, dass die Arme "Vorverurteilt" würde und ein Schrei nach einem Zweitgutachten! Es wird immer peinlicher! Wahrscheinlich hat sie keine Ahnung wie's geht und die Studenten sollten sie mal testen! 2) Inhaltlich geht es um Einflussnahme der Politik auf die Wissenschaft! Sie zitiert sogar Ratzinger - nah fällt der Groschen, wieso sie bildungspolitisch in Europa so eifrig ist? Wissenschaft im Rahmen christlicher Dogmen wird da eingerichtet! Alles mit Geldern staatlich finanziert! Aber Dogmen müssen geglaubt werden und nicht "gewusst" - Ein weiterer Grund!!!

  • DK
    Detlev Klein

    Sie hat gar nichts dazugelernt. Sie hat sich ein Sauberfrau und ich-bin-Elite-Image zugelegt. Jetzt sieht der Leser mal, wie's wirklich um die Elite bestellt ist: Häufig ist sie weder Elite, noch sauber. Mir gehen diese Selbstdarsteller gehörig auf die Nerven. Und ich werde Schavan nicht vermissen.

     

    Ich höffe nur noch, dass die Ministerin Schavan das Urteil der Uni ohne wenn und aber akzeptiert.

     

    Wer mogelt, kriegt eine Sechs, das hatte ich schon in der ersten Klasse verstanden, wenn man das nie schnallt, geht man wohl in die Politik, schließlich brauchen wir eine Gruppe von dumm-dreisten Aufschneidern.

     

    P.S. Und die Wissenschaft ist unabhängig - langsam ist das Maß voll.