Neue „Islamische Front“ in Syrien: Rebellengruppen verbünden sich

Sieben der wichtigen Brigaden in Syrien schließen sich zusammen zur „Islamischen Front“. Sie können auf saudische Unterstützung hoffen.

Die syrischen Rebellen organisieren sich. Zwei Kämpfer am Fenster eines Hauses in Damaskus. Bild: dpa

BERLIN taz| Vor dem Hintergrund der Offensive der syrischen Regierungstruppen in der Region Aleppo, in Damaskus und der strategisch wichtigen Grenzregion zum Libanon haben sich sieben Gruppen von Aufständischen zu einer „Islamischen Front“ zusammengeschlossen. Ihr Ziel sei es, das Regime von Präsident Baschar al-Assad zu stürzen und einen islamischen Staat zu errichten, hieß es am Samstag in einer Erklärung.

In Syrien gab es häufig Versuche, bewaffnete Einheiten besser zu verzahnen und ihre Aktion besser zu koordinieren. Da sich solche Bündnisse oft auflösen oder umgruppieren, ist eine Übersicht nahezu unmöglich, vor allem hinsichtlich der ländlichen Gebiete. Außerdem können sich kleine Gruppen von Bewaffneten sich kaum gegen Armee oder al-Qaida zur Wehr setzen.

Die Islamische Front umfasst allerdings einflussreiche Gruppen: die Tawhid-Brigade aus Aleppo, Suqur al-Scham aus der Provinz Idlib, Liwa al-Haq aus Homs, Dscheisch al-Islam aus Damaskus, Ansar al-Scham, die landesweit kämpft, sowie die kurdisch-islamische Front. Die Nusra-Front und der Islamische Staat im Irak und in Syrien, die beide mit al-Qaida verbündet sind, gehören nicht zu dieser Gruppierung. Die Islamische Front kündigte an, weitere Aufnahmen zu prüfen.

Der militärische Führer der Gruppe, die etwa 45.000 Kämpfer umfasst, ist Sahran Allusch. Dieser war bislang Chef der Dscheisch al-Islam („Armee des Islam“), die Ende September in Damaskus auf Betreiben von Allusch gegründet wurde und dabei zahlreiche kleinere Gruppierungen zusammenführte.

Dscheisch al-Islam soll Medienberichten zufolge die Unterstützung Saudi-Arabiens genießen. Das Königreich interpretiert die Lage in Syrien als einen Zweifrontenkrieg – gegen das Assad-Regime und gegen al-Qaida. Insofern entspricht die Zusammensetzung der Islamischen Front den saudischen Vorstellungen von möglichen syrischen Partnern.

Schon Erfolge für das Bündnis

Vom Obersten Militärrat der Freien Syrischen Armee (FSA) lag zunächst keine offiziellen Reaktion auf die Gründung der Front vor. Doch Sprecher Luai al-Mekdad sagte gegenüber dem Institute for the Study of War, der Militärrat sei nicht gegen militärische Bündnisse.

Die Nationale Koalition (NK), das größte syrische Oppositionsbündnis mit Sitz in Istanbul, stellte am 22. November in seinem täglichen Rundbrief die Gründung der Islamischen Front in einen Zusammenhang mit dem Tod von Abdelkader Saleh, dem Kommandeur der Tawhid-Brigade, am Montag vergangener Woche. Medienberichten zufolge war Saleh ursprünglich als Führer der Front vorgesehen.

In Aleppo und Umgebung hatten die Regierungstruppen kürzlich mehrere Positionen zurückerobert, darunter die Stadt Safira. Dies wurde auf Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Gruppen der Aufständischen zurückgeführt; im Zusammenhang mit Selehs Tod gab es auch Berichte über Verrat.

Vor diesem Hintergrund berichtete die Nationale Koalition in ihrem Rundschreiben vom 23. November über gemeinsame militärische Erfolge der FSA und der Islamischen Front in Ost-Ghouta bei Damaskus. Nach heftigen Kämpfen mit den Regierungstruppen seien vier Ortschaften erobert worden sowie ein strategisch wichtiger Ort nahe der strategisch wichtigen Grenze zum Libanon und ein Dorf in der Umgebung des internationalen Flughafens.

Auch in diesen Gebieten hatten die Regierungstruppen in den vergangenen Wochen Erfolge gemeldet. Die NK stellt die von ihr berichteten Eroberungen ausdrücklich in den Zusammenhang der Gründung der Islamischen Front.

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