Künstliches Herz als Organersatz: Kunstherz eingepflanzt

Ein neu entwickeltes Kunstherz ist in Paris erstmals einem Patienten eingesetzt worden. Es soll für mehrere Jahre das Original ersetzen.

Professor Alain Carpentier berichtet auf einer Pressekonferenz in Paris über die erfolgreiche Operation mit dem Kunstherz. Bild: reuters

PARIS taz | Die Operation mit dem Hightech-Kunstherzen wurde in aller Diskretion kurz vor den Weihnachtsfeiertagen im Pariser Georges-Pompidou-Krankenhaus durchgeführt. Der Patient, ein schwer herzkranker 75-jähriger Mann, lebt. Und laut den Krankenschwestern scherzt und schäkert er. Der erste der Öffentlichkeit bekanntgegebene Versuch am Menschen mit dem vom französischen Kardiologieprofessor Alain Carpentier entwickelten Kunstherz ist bisher jedenfalls problemlos verlaufen.

Bereits in den kommenden Wochen sollen an anderen französischen Krankenhäusern weitere Testoperationen mit dem Kunstherz erfolgen. Die französischen Medien bezeichnen die Premiere als große Hoffnung für Zehntausende von Patienten auf der Welt und als „großen Erfolg eines genialen Erfinders“.

Es sei „bloß eine große Pumpe“, meinte hingegen der 80-jährige Erfinder Alain Carpentier auf einer Pressekonferenz, auf der das von ihm entwickelte künstliche Organ vorgestellt wurde. Erstmals soll ein künstliches Herz nicht nur vorübergehend, sondern für viele Jahre das Original ersetzen.

Schon bisher gab es Maschinen und Kunstherzen, die es ermöglichten, die Zeit bis zu einer Transplantation eines Spenderherzens zu überbrücken. Einige Patienten leben schon mehrere Jahre damit. Carpentiers „intelligente“ Hightech-Pumpe soll mit der eingebauten Batterie mindestens fünf Jahre funktionieren. Die verwendeten Sensoren und die Elektronik soll es zudem erlauben, dass das Kunstorgan sich an den unterschiedlichen körperlichen Leistungen anpassen kann.

Das soll aber nicht der einzige „bahnbrechende“ Vorteil sein: Der Mantel des künstlichen Organs besteht aus einem biosynthetischen Material, das die Risiken einer Abstoßung durch Immunreaktionen vermeidet. Das mache eine entsprechende kostspielige medikamentöse Behandlung überflüssig, heißt es. Noch hat das Carpentier-Herz eine Dimension, die es vor allem für Männer mit einem größeren Thorax geeignet erscheinen lässt. Eine kleinere Version sei in Entwicklung versichert Carpentier, der Ende der 1960er Jahre schon mit der Entwicklung von künstlichen Herzklappen aus organischem Gewebe von Rindern bekannt wurde.

Sein Kunstherz konnte er nur dank jahrelanger Unterstützung durch die Industrie perfektionieren. Carpentier gründete 2008 mit finanzieller und technischer Hilfe des heutigen Luftfahrtkonzerns EADS die Firma Carmat, die rund 100 Millionen Euro in die Entwicklung der „Pumpe“ investierte. Die Hoffnung ist, dass in den kommenden Jahren das Kunstherz bei einer großen Anzahl von Patienten eingesetzt werden kann.

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