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Betreiber von „Silk Road“ angeklagtDrogenhandel, Geldwäsche, Hacking

Ross Ulbricht gründete 2010 den größten Internethandel für Drogen, „Silk Road“. Nun ist er wegen Vergehen angeklagt, die an die Mafia erinnern.

Investmentberater und Unternehmer? Oder einfach nur Netzkrimineller? Linkedin-Profil von Ross Ulbricht. Tabelle: linkedin.com/in/rossulbricht

BERLIN taz | Als Ross Ulbricht noch in Texas und Pennsylvania studierte und sich dort mit Solarzellen befasste, kam er manchen Freunden vor wie ein „Physik-Hippie“. Er probierte asiatische Philosophien, psychedelische Substanzen, lernte Yoga, das Trommeln auf afrikanischen Congas und lief gern barfuß über den Campus. Er befasste sich auch immer intensiver mit dem Libertarismus, der so wenig Staat und so viel Markt wie möglich forderte. 2010 beschloss Ross Ulbricht, die Welt mit einer Website zu verändern. 2011 ging sie ans Netz. 2013 war Ulbricht mehrfacher Millionär.

Das Leben eines Start-Up-Gründers. Mit einem Unterschied: Am 4. Februar 2014 wird der 29-Jährige vor einem Gericht in New York angeklagt, mit einer Anschuldigung, die sonst vor allem Mafiaunternehmer trifft: „continuing criminal enterprise“, fortgesetzte verbrecherische Unternehmungen. Außerdem: Drogenhandel, Hacking, Geldwäsche. Mindeststrafe: 30 Jahre.

Die Staatsanwaltschaft wirft Ulbricht vor, den größten Drogenumschlagplatz des Netzes gegründet zu haben, im Darknet, dem Teil des Internets, den Suchmaschinen nicht finden. 1,2 Milliarden Umsatz soll die Seite Silk Road zwischenzeitlich mit Hilfe der anonymen Währung Bitcoin gemacht haben. Sechs Morde soll Ulbricht, um die Seite zu schützen, in Auftrag gegeben haben – ohne dass jemand starb. Seit seiner Verhaftung im Oktober werden immer mehr Mitarbeiter und Drogenhändler der Plattform festgenommen.

Ross Ulbricht wartet in einem Gefängnis in Brooklyn auf den Prozess. Er spielt Tischtennis und macht Yoga. Das erfährt man, wie Details aus Kindheit und Studium, aus den Porträts, die über ihn in New York Times oder Rolling Stone erscheinen. „Ich wollte eine Webseite schaffen, auf der Menschen anonym einkaufen können, ohne eine einzige Spur zu hinterlassen, die zu ihnen führen könnte“, schrieb Ulbricht einmal in sein Tagebuch.

Familie und Freunde sagen, sie können das alles nicht glauben. Die Ermittler des FBI brauchten etwa zwei Jahre, um Ulbricht aufzuspüren. Sie nahmen ihn in einer Bibliothek in San Francisco fest. In der Science Fiction-Ecke.

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6 Kommentare

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  • S
    SchreckLassNach

    Und die "Zufälle" müssen immer anders sein und mit eigenen anderen

    Fehlverhalten des Täters im Scheinzusammenhang stehen.

    Vom Kollaps einer Patientin

    und unterlassenen Hilfeleistung beim Arzbesuch, zu Nachfragen bei der Steuererklärung, zu

    Zeugenbefragung bei Schreien im Miethaus bis Verkehrskontrollen,

    ausstehende Rechnungen usw. hätte der Polizeizugriffskontakt sein können. Danach wäre man durch "Zufall" auf etwas gestoßen.

    Die beteiligten Polizeibehörden/ Geheimdienste waren unfähig diese goldene

    Chance auch zur Unrentabelmachung des Marktes

    oder zur stochastisch glaubwürdigen Manipulation z.B. der Preise zu nutzen, um eine bewußte Verlagerung der tödlichen und teuren Straßenkriminalität in eine nicht tödliche Internetkriminalität zu provozieren.

    Bei Drogen an Teenagern hätte man vielleicht auch Abführmittel

    zumischen können, so als passende Lektion!

    Dieser Sieg über Ulbricht wurde zu einem

    dummen Pyrrhussieg deklassiert!

    Vielleicht hätte man auch ein paar kooperierende Mafiaclans hochnehmen können und es auf abgehörte Telefonate oder Überläufer und KonkurrentInnen abgeschoben.

    Eine sehr gute Chance wurde wahrscheinlich bewußt nicht genutzt, um eine auskömmliche

    Supersicherheitsarchitektur weiterhin prospierend und angenehm ineffizient zu halten.

    Ein guter Sicherheitsdienst hätte sich damit

    für die Zukunft dauerhaft die Drogenfahndung erleichtert und nicht für den dumpfen, eigensüchtigen kurzfristigen Prestigegewinn geprotzt.

  • S
    SchreckLassNach

    Die Behandlung dieses Falles

    war vom FBI sicherlich sehr schlecht gemacht!

    Nicht die Fahndung und die Festnahme war schlecht, sondern

    der große Fehler war es damit an die Öffentlichkeit in dieser Form zu gehen!

    Schlaue PolizistInnen hätten einen Deal mit ihm ausgearbeitet und den Eltern

    und garantiert nicht eingeweihten Mitmenschen/ der Öffentlichkeit über

    eine Zeugenaussage wegen

    Verwicklung in unlautere

    Finanzgeschäfte desinfomiert und ihm und seine Familie in ein

    Zeugenschutzprogramm aufgenommen. Die CIA/NSA hätte

    den Programmiercode des Shops

    umgeschrieben, um doch noch an die DrogenhändlerInnen zu gelangen trotz Thor-netzwerk.

    Vielleicht hätten Sie auch per Funk den Schadcode, in den sich in Sicherheit wähnenden

    Ulbricht übertragen, können.

    Und dann würde man immer sehr stark zeitversetzt mit Pseudozufällen und mit genügend Hintergrundkenntnis der beteiligten Organisationen die Leute abfischen ohne das selbst die ausführende, potentiell korrupte Polizei von der Masche weiß!!! Die Geheimdienste würden dann einfach ihre Schauspieler in Szenen verwickeln in denen die Tatverdächtigen(hier tangiert würden und im Zuge größerer Kontrollen oder gestreift als ZeugInnen usw.) oder bspw. New Yorker

    Gelegenheitspolizeichecks einfach hoch genommen werden.

    Aber immer so, dass kein Verdacht auf die Internetplattform, die Geheimdienste markieren nur und die Schauspieler wissen selbst nicht auf welche Weise die Informationen gewonnen werden.

  • F
    Friedbert

    Korrektur:

    Die Familienmitglieder in den Zeitungen zu portraitieren und

    sie der Rache der Mafia mit auszuliefern, war noch blöder, als sein Foto zu veröffentlichen.

    Stattdessen hätte der Mann unauffällig von LinkedIn

    gelöscht werden müssen!!

    Auch so einer hat ein Recht auf Leben und Schutz durch den Staat!!!

    Zumal auch noch nicht klar ist, ob er drogenbedingte psychische Krankheiten aufweist und vielleicht vermindert schuldfähig ist.

    Ich glaube aber auch, dass die Frage nach Geheimbünden(siehe

    Tempelritter, Sonnentempler usw. erörtert gehört).

  • F
    Friedbert

    Dieser Internethandel von Drogen ist doch wesentlich friedlicher und ungefährlicher für die Allgemeinheit, als die Beschaffungskriminalität und

    die Drogengangkriege auf den Straßen!!! Würde diese

    schwerlich glaubwürdige Story

    (selbst Facebook wurde von mehreren Leuten entwickelt) stimmmen, würde den Drogengangs

    die Existenzgrundlage deutlich erschwert und das hätte man spüren müssen! Es gäbe dauerhaft weniger tote, unschuldige Opfer, weil dieser

    Geschäftszweig nicht mehr so gewinnträchtig wäre.

    Die Familien auch noch abzulichten, war der Gipfel an Blödheit!

  • F
    Friedbert

    Kann das wirklich sein, dass

    ein Einzelner einen

    für die Geheimdienste

    nicht knackbaren Webshop

    in einem Jahr programmieren

    kann und womöglich noch

    irgendwelche Examen und Masterarbeiten abwickeln muss?

    Ist das realistisch oder

    vergöttern die hollywoodaffinen

    Cops diesen Ross Ulbricht als Genie. Denn wenn das stimmt könnte er gleich im Knast seinen Abschluss in Kryptographie/Angewandte Mathematik und Informatik absolvieren und ggfs. Assistenzprofessor für Informatik/Mathematik an einer amerikanischen Fernuniversität werden. Sollte der Mann wirklich so gut sein, wie Weltkonzerne des Internetversandhandels

    mit hunderten ProgrammierInnen, MathematikerInnen, DesignerInnen usw.?

    Geht das überhaupt vom Wissenserwerb und Umsetzungszeitaufwand und ohne besondere Auffälligkeiten für die Umwelt?

    Nutzte er dafür fertige Fragmente, Frameworks oder Programme?

    Oder steckt dahinter nicht eine viel größere Organisation??!!!!

    Und ist er ein Bauernopfer?!!!

    Die unkritische Reflexion

    des internationalen Journalismus ist bedenklich?

    Sollte man bzgl. der Zimmergenoss(Inn)en nicht deutlich kritischer sein???

    Das unter solchen Bedingungen

    die Terrorfahndung nach Osama bin Ladin zehn Jahre und mehr dauerte, wundert einen nicht mehr!

    Sollte man sich die ökonomischen

    Zusammenhänge und Kontenverteilungen/-transaktionen nicht einmal genau ansehen, um herauszufinden, wo er überall Geld/Bitcoins versteckt haben könnte. Hat die Familie wirklich nichts davon gewußt?

    Machte er Geschenke?

    Das Ganze riecht mehr nach einem Syndikat, als nach einer Ein-Mann-Show!

    Außerdem müßte es ja dann auch Effekte auf den Drogenhandel

    in den normalen kriminellen Gewerbe geben!

    Und die Veröffentlichung seines Namens und Gesichtes ist natürlich die größte Dummheit überhaupt. So wird der Mann praktisch vogelfrei und Gejagter der Mafia. Das ist immerhin ihr heftigster Konkurrent. Die Polizei der USA

    muss doch wahnsinnig sein!

  • TS
    Thomas Schmidt

    Sind hier psychotrope Substanzen gemeint, oder Drogen?