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Mein Gott, soviel Wirbel und eine vermutlich nicht mal mittelmäßige Band. Ich habe die Lieder nie gehört und werde es wohl auch nie, es sei denn durch Zufall im Radio.
Aber nach der im Artikel aufgeführten Argumentation müssten irgendwelche zweitklassigen HipHopper wie Bushido und Konsorten mit ihren gewaltverherrlichenden Texten doch auch verboten werden.
Es gibt Plastikmucke für Plastikleute, traurige Mucke für traurige Leute, Happymucke für glückliche Leute, tiefgründige Mucke für tiefgründige Leute, usw., usf., also auch gewaltverherrlichende Mucke für aggressive Leute. Wir hätten ja auch nicht weniger traurige Leute, würden wir traurige Musik verbieten. So lange sich die Freunde der gewaltverherrlichenden Musik gegenseitig in die Schnauze hauen ist doch alles beim Besten.
@anteater Wobei aggresive Musik nicht unbedingt nur von aggresiven Leuten gehört wird. Für jemand der sich das letzte mal in der Grundschule geprügelt hat höre ich z.B. jede Menge aggresive Musik. *Grins*
@Grast Ich weiß, und deshalb verwendete ich extra den Begriff "verherrlichend" und nicht "aggressiv".
@anteater danke
Verstehe ich es richtig, dass 'Frei.Wild' hier mit Rechtsrock gleichgesetzt wird?
Hätte mich auch schwer gewundert wenn der "lasche" Text indiziert worden wäre. Vor allem da er nur aus dem Zusammenhang herauszitiert wirklich "böse" klingt.
Aber davon mal ganz abgesehen versteh ich unter Rechsrock auch nicht gerade Frei.Wild.
Dieser Antrag war so ziemlich das Dümmste, was man machen kann. Wäre er angenommen worden, hätten FW einen weiteren Grund gehabt, sich als Opfer und Märtyrer zu gerieren. Jetzt haben sie ein staatliches Unbedenklichkeitssiegel für ihre Texte.
Es müsste sich doch auch bis nach Thüringen herumgesprochen haben, dass Verbote in bezug auf Jugendkultur nichts brinegn und wenn dann nur das Gegenteil des Intendierten.
Israels „begrenzte Bodenoffensive“ im Libanon birgt immense Gefahren. Nicht nur Iran steigt in den Krieg ein. Die Welt schaut ohnmächtig zu.
Kommentar Indizierung von Frei.Wild: Sehr, sehr kritisch
Mit Zensur kommt man Rechtsrock und seinen Fans nicht bei. Thüringens Sozialministerin (SPD) hat es versucht und ist gescheitert.
Uff. Fans von Frei.Wild Bild: dpa
Ein hübsches, aber hohles Argument, das besonders gern mit dem Beispiel Amerika („Free Speech“) kommt, lautet so: Eine Demokratie muss es aushalten, dass an ihren Rändern auch andersartige, sogar radikale Meinungen vertreten werden. Solange diese nicht sonstwie straffällig vertreten werden – ein Aufruf zur Gewalt wäre so gesehen etwas anderes als die Gewalt selbst.
Das Problem ist nur, dass die Handlungsmöglichkeiten gegen die Verbreitung solcher Meinungsmöglichkeiten dann äußerst beschränkt sind. Mit anderen Worten: Was tun gegen Rechtsrock? Nicht abspielen, keine Öffentlichkeit schaffen, das hilft im Rahmen des Normalen; die Ränder selbst erreicht man so nicht. Pädagogische Maßnahmen, Aufklärung etc. helfen meist auch nur bei eh schon Belehrten oder Belehrungswilligen; bei allen anderen löst das meist nur Renitenz aus.
Thüringens Sozialministerin Heike Taubert (SPD) hat es jetzt mit zensorischen Mitteln versucht. Sie reichte einen Antrage auf Indizierung der Songs der umstrittenen Südtiroler Deutschrock-Band Frei.Wild wegen Gewaltverherrlichung ein. Wie heißt es so schön in dem Song: „Jetzt liegst du am Boden, jetzt liegst in deinem Blut. Das Blut in meinen Fäusten, ich find, es steht mir gut.“
Aber der Bundesprüfungsstelle für jugendgefährdende Medien war das nicht heikel genug. Sie lehnte den Antrag ab - auch wenn sie die betreffenden Zeilen „sehr, sehr kritisch“ sah, wie die stellvertretende Vorsitzende der Prüfstelle, Petra Meier, betonte.
Im Sinne der Jugend ist das wahrscheinlich sogar richtig entschieden - die ist längst anderes gewohnt und sollte mit derartigen Phantasien umzugehen wissen. Gegen Rechtsrock muss man also anders vorgehen. Die Attackierten stärken und Gegentexte zünden, zum Beispiel. Es geht darum, die rassistischen Argumente umzudrehen: Schwäche als Stärke zeigen. Und Rache als kindisch:
Denn, um abschließend die Pet Shop Boys zu zitieren: „Ask yourself, can you even deliver/ What she demands of you?/ Or do you want revenge?/ But that's childish, so childish.“ In diesem Sinne.
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Schwerpunkt Rassismus
Kommentar von
René Hamann
Redakteur Die Wahrheit
schreibt für die taz gern über Sport, Theater, Musik, Alltag, manchmal auch Politik, oft auch Literatur, und schreibt letzteres auch gern einmal selbst.
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Aminata Touré: Wir können mehr sein – Die Macht der Vielfalt – taz Talk