Kolumne Schwarz-Rot-Gold: Ist Sport besser als Porno?

Lolo Jones, Anschieberin im US-Bobschlitten, gilt als athletisches Symbol für Attraktivität. Aber meint das schon Erotisches?

Loo Jones, hier noch im Dress der Hürdenläuferin. Bild: dpa

In der US-amerikanischen Kulturwissenschaft wird Sport auch im Hinblick auf seinen erotischen Output hin untersucht. Sporno ist hierfür die wichtige Vokabel: eine Mixtur aus Sport (Muskeln, Sehnen, Kraft) mit Sexuellem (verzerrte Mimiken, als sei es ein Akt, etwa).

Kalender, die dreiviertelnackte SportlerInnenkörper zeigen, braucht es also nicht, weil es das Wesen des Sports zu übertrumpfen sucht und doch hinter diesem zurückbleibt: Sport in knappen, jedenfalls hautengen Textilien ist an sich eine Disziplin des Hinguckens, die viel Blickraum für erotische Fantasien lässt.

Fragt man Heteromänner, welche gefällt, nennen sie oft: Lolo Jones, Hürdenläuferin, die mittlerweile auch den US-Bob der Frauen wie eine Bärin anschiebt – die sei hübsch.

Aber ist sie nicht für den Blick des Sehnens beinahe zu perfekt – zu sehr am Heidi-Klum’schen Schönheitsterrormaßstab? Denn ist Erotisches beim Sport, zumal bei Winterspielen, nicht von Verhüllung und Ausstrahlung abhängig – und ist das nicht die Differenz zwischen Porno und Begehren im wirklichen Leben?

Dass es auf mögliche Nahbarkeit, also auch auf Macken ankommt? Und ist Sport nicht gerade deshalb populärer als alle Pornografie, weil er lebensnäher in begehrlicher Hinsicht wirkt als jeder Hochglanzsex? Porno fixiert Körper zu Statuarischem und bannt sie so. Sport ist erotisiert, weil er echte Bewegung zeigt, nicht nur maschinelle.

Lolo Jones beginnt nächste Woche ihren Bob anzuschieben. Man hofft das Beste für sie.

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Postbote, Möbelverkäufer, Versicherungskartensortierer, Verlagskaufmann in spe, Zeitungsausträger, Autor und Säzzer verschiedener linker Medien, etwa "Arbeiterkampf" und "Moderne Zeiten", Volo bei der taz in Hamburg - seit 1996 in Berlin bei der taz, zunächst in der Meinungsredaktion, dann im Inlandsressort, schließlich Entwicklung und Aufbau des Wochenendmagazin taz mag von 1997 bis 2009. Seither Kurator des taz lab, des taz-Kongresses in Berlin, sonst mit Hingabe Autor und Interview besonders für die taz am Wochenende. Kurator des taz lab und des taz Talk. Interessen: Vergangenheitspolitik seit 1945, Popularkulturen aller Arten, besonders der Eurovision Song Contest, politische Analyse zu LGBTI*-Fragen sowie zu Fragen der Mittelschichtskritik. Er ist auch noch HSV-, inzwischen besonders RB Leipzig-Fan. Und er ist verheiratet seit 2011 mit dem Historiker Rainer Nicolaysen aus Hamburg.

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