Kolumne Deutsch-Sowjetische Freundschaft: Ein archetypischer Angstmacher

Er ist ein Alptraum. Matthias Große ist der Freund von Claudia Pechstein. Und ein echter Superkumpel, sagt zumindest Jenny Wolf.

Matthias Große lächelt. Bild: dpa

SOTSCHI taz | Wie ein Bandwurm in den Zwölffingerdarm kriecht Olympia immer tiefer in mich hinein. Sogar nachts habe ich keine Ruhe vor den Spielen. Bilder laufen in Endlosschleifen und entern Träume. Matthias Große taucht in einem Traum auf, der Freund von Claudia Pechstein.

Große, ein archetypischer Angstmacher, hat sich in meine Familie eingeschlichen. Sie geht ihm auf den Leim, wendet sich von mir ab und ihm zu. Ich verfolge das Geschehen mit wachsender Panik, kann nicht begreifen, dass meine Leute das Offensichtliche nicht sehen. Doch nicht der! „Du rechte Sau“, schreie ich den Eindringling im Traum an. Große lächelt nur. Was für ein Alptraum!

So schräg ist dieser Traum gar nicht, denn Große hat sich ja auch im deutschen Eisschnelllaufverband eingenistet. Obwohl er mit Methoden der Einschüchterung arbeitet, wurde er von der DESG und dem Deutschen Olympischen Sportbund als Familienmitglied akzeptiert.

Kein Mensch versteht das, jedenfalls kein Journalist. Und doch erliegen die Funktionäre und auch ein paar Trainer dem zweifelhaften Charme des Immobilienhändlers mit dem Kurzhaarschnitt. „Das ist ein echter Superkumpel“, sagt mir die Eisschnellläuferin Jenny Wolf. Es ist kein Traum. Sie lächelt. Weiß sie etwas, was wir Journalisten nicht wissen?

Inszenierung in LED

Wolf ist kein unkritischer Geist. Sie sagt mir, dass sie den olympischen Kommerzbetrieb nicht gut findet. Ätzend fand sie zum Beispiel, wie auf dem Dach der großen Eishockeyhalle „Bolschoi“ vor der Eröffnung der Spiele Werbung von Olympiasponsoren lief – eine riesige Inszenierung in LED. „Das war wirklich grenzwertig“, sagt die Berlinerin. Sie beendet nach dieser Saison ihre Karriere. So eine, die alles im Sport erlebt hat, lässt sich nicht mehr so schnell einlullen von den olympischen Idealen. Mit 35 ist man nicht mehr naiv.

„Das sind sicherlich nicht die schönsten Spiele, kein Vergleich zu Salt Lake City und Vancouver“, sagt sie mir. Draußen, also vor dem olympischen Gelände, sei „nix geflaggt“, die olympische Stimmung lasse doch sehr zu wünschen übrig. Wolf bleibt trotzdem da, wohnt weiter im olympischen Dorf und schaut sich ein paar Wettbewerbe an.

Oder sie quatscht in der Kantine, denn bei dieser Gelegenheit erörtere sie mit ihren Teamkollegen die wirklich heißen Themen, sagt sie. Wie das mit Claudia Pechstein und Anni Friesinger wirklich sei – und mit Matthias Große. Und wie ist es? Nö, das bleibe ihr Geheimnis. Ein Alptraum.

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