Twitter-Solidarität unter Journalisten: Kapuzenpullis für Plöchinger

Der Chef von sz.de soll in die Chefredaktion aufsteigen, Printredakteure empören sich darüber. Im Netz solidarisieren sich Onlinejournalisten.

Kann dieser Mann Journalist sein? Bild: french_03/photocase.de

BERLIN taz | Dutzende Selfies von Menschen in Kapuzenpulli verbreiten sich am Sonntag bei Twitter. Manche Träger sehen müde aus, viele sitzen im Büro, einige zu Hause. Alle sind sie Journalisten. Von stern.de, der dpa, der SZ. Freie Journalisten und feste. Junge und ältere, eher männlich, eher Online als Print.

Das ist dann auch der Grund der Kapuzenpulli-Welle. Es geht um Solidaritätsbekundung mit Stefan Plöchinger, der seit 2011 die Onlineausgabe der Süddeutschen Zeitung leitet. Printchef Kurt Kister will den 37-jährigen in die Chefredaktion der gedruckten Zeitung holen und so die Gräben zwischen Print und Online zuschütten. Wie tief diese sind, zeigt sich am Widerstand der Printkollegen.

Wie die Zeit Ende vergangene Woche berichtete, wehrt sich der so genannte „Impressionisten-Rat“ der SZ, also die Gruppe bestehend aus Redaktionsausschuss, leitenden Redakteuren und Ressortleitern, gegen den Aufstieg des Onliners in die ehrwürdige Printwelt. Sie müssen der Benennung von Plöchinger zustimmen, reagierten aber teils empört und abwehrend auf den Vorschlag Kisters, den „Kapuzenpulliträger“ zu befördern. Der habe sich kein schreiberisches Profil erarbeitet, er zeige zu wenig Demut, schreibt die Zeit über die Gründe.

Dabei geht es um mehr als nur um die Personalie Plöchinger. Es geht um die Verteidigung des Bestehenden, die Frage, wer hier eigentlich das Geld verdient. Um die Zukunft der Printzeitung, die Angst vor Neuem. Es geht um Jung gegen Alt, um Reichweite gegen Bedeutung, Recherche gegen Klicks, Bilderstrecken gegen Dossiers. Und natürlich um die Frage, ob Menschen in Kapuzenpulli echte Journalisten sein können.

Eigenes Tumblr-Blog

Bei Twitter ist man sich am Sonntag einig. „Hoch lebe der #Kapuzenpulli-Journalismus“, schreibt Jakob Vicari. „Nie ohne! Gruß von @stern.de.“ antwortet Björn Erichsen.

„Ein #Hoodie im Newsroom, #Kapuzenpulli muss sein,“ schreibt Markus Hesselmann von tagesspiegel.de. Weitere Kapuzenpullibilder kommen von Dominik Rzepka aus dem ZDF-Hauptstadtstudio, dem freien Journalisten Jens Weinreich, der Online-Journalistin Merle Sievers, der taz und vielen mehr. Am Sonntagnachmittag bekamen die Journalisten-Hoodies bereits ihr ein eigenes Tumblr-Blog.

Auch Plöchinger selbst meldet sich aus dem Urlaub. „Candystorm durch Kapuzensturm abgelöst. Journalisten-Hoody dankt“, schreibt er.

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