Leichtathlet über neues Dopinggesetz: „Ich fühle mich vom Doper betrogen“

Der Weitspringer Nils Winter begrüßt das neue Gesetz, das Doping unter Strafe stellt. Die „ganz Verbissenen“ würden aber weiter betrügen.

„Ich wurde nicht geschädigt“: Weitspringer Nils Winter zur Leichtathletik WM 2012. Bild: dpa

taz: Herr Winter, sind Sie ein Freund des Antidopinggesetzes, das 2015 verabschiedet werden soll?

Nils Winter: Es ist im Sinne der Athleten und sehr begrüßenswert.

Warum?

Weil alle Athleten, die den sauberen Sport vertreten, und da zähle ich die meisten dazu, es nur gut finden können, wenn dopende Sportler jetzt mit strafrechtlichen Ermittlungen rechnen müssen.

Fürchten Sie nicht eine doppelte Bestrafung für Sportler, denn einerseits gibt es das Sportrecht und nun auch das Strafrecht mit einer Strafandrohung von bis zu drei Jahren?

Nein, das ist in Ordnung. Als sauberer Athlet fühle ich mich von dem Doper betrogen. Manchmal geht es ja selbst in der Leichtathletik noch um ein bisschen Geld, das man verdienen kann und das einem dopende Konkurrenten unrechtmäßig wegnehmen. Deswegen sind die Strafen durchaus angemessen.

Der Sportler ist also nicht der Dumme?

Nein. Es heißt ja nicht, dass es automatisch drei Jahre Haft gibt. Das ist nur das Höchstmaß. Ein Richter weiß das schon zu gewichten, denke ich. Es gibt in der Geschichte des Sports sicher auch ein paar Athleten, die zu Unrecht verurteilt wurden. Das ist nicht schön. Aber grundsätzlich trifft es schon die Richtigen.

Der 37-Jährige ist mehrfacher Deutscher Meister im Weitsprung. Seine Bestleistung liegt bei 8,22 Meter. Mit diesem Sprung sicherte sich der Norddeutsche im Jahr 2009 eine Silbermedaille bei den Halleneuropameisterschaften in Turin. Im September 2012 beendete er seine Karriere. Er arbeitet derzeit unter anderem als Athletensprecher für den Deutschen Leichtathletik-Verband.

Dieses Gesetz kommt für Sie persönlich zu spät, weil Sie ihre Karriere 2012 beendet haben. Hätten Sie es mit diesem Gesetz damals leichter gehabt, sich gegen Konkurrenten durchzusetzen?

Das kann man so nicht sagen. Ich kann rückblickend keinen einzigen Athleten nennen, von dem ich 100-prozentig wüsste, dass er gedopt hat. Genauso könnte ich für keinen die Hand ins Feuer legen, dass er zu 100 Prozent sauber gewesen ist. Aber sicher: Für jeden sauberen Athleten wäre die Karriere etwas besser gelaufen, wenn es so ein Gesetz schon früher gegeben hätte. Ich persönlich hatte aber nie einen Weitspringer vor mir, der dann nachträglich wegen eines Dopingvergehens gesperrt worden wäre. Also hatte ich keinen Schaden, den man mit den damaligen Methoden hätte beweisen können.

Warum hat sich Deutschland im Gegensatz zu Italien oder Frankreich mit diesem Gesetz so lange Zeit gelassen?

In erster Linie, weil es unterschiedliche Meinungen gab. Der Deutsche Olympische Sport-Bund hat ja bis zuletzt die Meinung vertreten, dass so ein Gesetz nicht notwendig ist. Da musste viel Überzeugungsarbeit geleistet werden.

Wird in der Leichtathletik, Ihrem früheren Gebiet, viel gedopt?

Das hängt von der Disziplin ab. Im Sprint und im Ausdauerbereich, also in technisch eher einfachen Disziplinen, gibt es größere Dopingprobleme. Nicht so gravierend ist es in technisch anspruchsvollen Disziplinen wie Stabhochsprung.

Was versprechen Sie sich ganz generell von dem Antidopinggesetz?

Ich glaube, dass es den einen oder anderen Sportler dazu bringen wird, darüber nachzudenken, was er da tut. Ich fürchte allerdings, dass es die ganz Verbissenen und Überehrgeizigen nicht davon abbringen wird zu dopen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.