Post baut Elektroautos: Neues Geschäftsfeld

Die Post-Tochter DHL steigt in den Elektromobilmarkt ein. Dafür hat der Paketdienst ein Start-up-Unternehmen gekauft, das E-Autos baut.

Mit dem Kauf von StreetScooter baut die DHL ihre elektrischen Lieferwagen künftig selbst. Bild: Streetscooter

BERLIN taz | Mehr als 400 E-Autos fahren bereits für die Post, 11.500 der 50.000 Zustellfahrzeuge seien schon mit alternativen Antrieben ausgerüstet. „Das Thema Elektromobilität wird immer wichtiger“, sagt Christina Müschen vom Paketzusteller DHL.

Deshalb ist die Post-Tochter jetzt in den Elektromobil-Markt eingestiegen: Sie hat die Streetscooter GmbH gekauft, ein ehemaliges Start-up aus dem Umfeld der Universität Aachen. Seit 2011 arbeitet es mit dem Logistik-Konzern zusammen.

Das neue Zustellauto hat die DHL mit dem Start-up und einem Team der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen entwickelt. Die Firma hat etwa 70 Mitarbeiter und produziert auch E-Fahrräder, sogenannte Pedelecs. Der Streetscooter ist ein kantiges Auto in VW-Polo-Größe. Es gibt Versionen als Zweisitzer, als Kombi und als Kleintransporter.

Seit Mitte 2013 fahren zwanzig sogenannte Streetscooter für das Pilotprojekt „CO2-freie Zustellung Bonn“. Bis 2016 soll die gesamte Brief- und Paketzustellung in der ehemaligen Hauptstadt Bonn auf Elektromobilität umgestellt werden. Dadurch will die Post 500 Tonnen CO2 sparen – und damit ihre Bilanz gegenüber 2007 um 30 Prozent verbessern.

Post will Klimabilanz verbessern

Der Straßenverkehr war 2010 laut Umweltbundesamt in Deutschland für 19 Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich. Zwar ist die Klimabilanz eines Elektroautos auch nicht besser als die eines effizienten Diesel-Pkws, sagt Hinrich Helms. Der Geograf forscht beim Projekt „Umbrela Umweltbilanzen Elektromobilität“ am Institut für Energie und Umweltforschung in Heidelberg.

„Gegenüber Benzinern gibt es aber heute schon einen durchschnittlichen Klimavorteil von etwa 20 Prozent“, sagt er. Die Umweltbilanz bezieht den gesamten Lebensweg eines Fahrzeugs mit ein, inklusive Fahrzeugherstellung und -entsorgung. 30 Prozent gehen allein für die Herstellung der Batterie drauf.

Der Öko-Vorteil von Elektroautos könnte aber zunehmen, wenn die Batterieherstellung verbessert und mehr Strom mit erneuerbaren Energien produziert wird. Denn: Bei Elektrofahrzeugen hängt der Grad der Luftverschmutzung von der Art des genutzten Stroms ab. Das ist das Ergebnis einer Studie von Wissenschaftlern der US-Universität Minnesota, die im Dezember veröffentlicht wurde.

100 Prozent Ökostrom

Nutzt man nur Kohlestrom, verursachen Elektroautos demnach pro Meile, also auf 1,6 Kilometer, sogar 350 Prozent des Feinstaubs und Ozons von Benzinern. Daran könnten pro Jahr 3.000 Menschen zusätzlich sterben, heißt es in der Studie. Bei Wind-, Wasser- und Solarkraft läge der Wert bei 250 Toten mehr im Jahr, bei einem normale Benziner wären es etwa 900 Menschen mehr.

Nach eigenen Angaben nutzt die Post für ihre Elektroautos Ökostrom der örtlichen Stadtwerke. Er besteht bereits zu 100 Prozent aus regenerativen Energien. Laut Helms reiche es aber nicht, für die Elektroautos nur Ökostrom aus bereits vorhandenen Quellen zu nutzen, „vielmehr sollten auch zusätzliche Anlagen zur erneuerbaren Stromerzeugung gebaut werden“.

Auch ohne diese zusätzlichen Investitionen in erneuerbare Energien geht Helms von einem ökologischen Vorteil der Elektroautos aus: „Sie haben vor allem im Stadtbereich – mit vielen Stopps und Anfahrten – häufig Vorteile gegenüber Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor.“ Außerdem sind Elektroautos laut Helms effizienter, was die Zeit angeht: Während private Autofahrer an einer Elektrotankstelle Schlange stehen müssen, können die Elektrotransporter der Post nachts direkt im Hof an ihrem Zustellstützpunkt geladen werden.

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