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Vorfall in Los AngelesPolizisten erschießen Obdachlosen

War es ein Gerangel um eine Dienstwaffe? In Los Angeles haben drei Polizisten auf einen Obdachlosen geschossen. Der Mann starb, die Hintergründe sind unklar.

Ein Obdachloser, vier Polizisten. Still aus einem Video des Vorfalls. Tabelle: http://www.youtube.com/channel/UCDG73pGqESS1XcEVY_0xwWw

LOS ANGELES dpa/ap | US-Polizisten haben bei einer Auseinandersetzung in Los Angeles einen obdachlosen Mann erschossen. Drei Beamte hätten auf den Mann gefeuert, berichtete ein Sprecher am Sonntag (Ortszeit). Vier Polizisten hätten vor den tödlichen Schüssen mit dem Mann gerungen, berichtete die Los Angeles Times am Montag.

Dabei soll der Obdachlose versucht haben, nach der Waffe eines der Polizisten zu greifen. Dann sollen die Polizisten zunächst versucht haben, den Mann mit einer Elektroschock-Pistole unschädlich zu machen. Die Beamten waren am Sonntagmittag wegen eines Raubüberfalls gerufen worden.

Nach Angaben des Polizeisprechers schossen die Beamten nach einem Gerangel um eine ihrer Dienstwaffen. Der Einsatz eines Elektroschockers habe nicht die nötige Wirkung erzielt, hieß es weiter. Der Mann wurde später in einer Klinik für tot erklärt. Es wurde zunächst nicht bekannt, ob er selbst bewaffnet war. Auch wurde nichts über seine Identität veröffentlicht.

Augenzeugen gaben an, dass der Obdachlose unbewaffnet gewesen sei. Am Tatort sei auch keine weitere Waffe gefunden worden. Zwei Polizisten wurden leicht verletzt. Ein Video des Gerangels vor den Schüssen sorgt im Internet für Aufregung. Es wurde in den ersten sieben Stunden zwei Millionen Mal bei Facebook angeklickt. Die Aufnahmen würden bei den Ermittlungen ausgewertet, sagte ein Polizeisprecher.

Zeugen berichteten der Los Angeles Times, der Mann sei in der Gegend um das Obdachlosencamp unter dem Namen „Africa“ bekannt gewesen. Er sei dort bereits vier oder fünf Monate gewesen. Der Zeuge Jose Gil sagte der Zeitung, der Mann habe gegen Polizeibeamte ausgeholt. Einer der Polizisten habe gerufen: „Er hat meine Pistole!“. Dann seien mehrere Schüsse gefallen.

In jüngster Zeit hatten mehrere Fälle von Polizeigewalt in den Vereinigten Staaten Proteste ausgelöst. In mehreren Fällen wurden Polizisten, die unbewaffnete afroamerikanische Männer bei Einsätzen getötet hatten, nicht strafrechtlich dafür belangt.

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4 Kommentare

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  • Angesichts der letzten Enthüllungen des Guardian kann man diesen Artikel eigentlich nur als inakzeptable Verharmlosung eines totalitär-faschistischen Polizeistaates begreifen, da er subtil suggeriert dass es sich bei der Debatte um US-Polizeigewalt um zweifelhafte aber möglicherweise gerechtfertigte Einzelfälle eines sonst mehr oder weniger "funktionierenden Rechtsstaates" handelt.

     

    Für all jene die nur deutsche (Mainstream-)Medien konsumieren und darum keine Ahnung haben wovon ich spreche: Es stellte sich letzte Woche heraus dass US-"Anti-Terror"-Polizeieinheiten, ausgestattet mit schwerem Militärgerät (MGs, Humvees etc.) und (seit langem vorbereiteten) "Anti-Terror-"Befugnissen, "terrorverdächtige US-Bürger" (in Wahrheit: Obdachlose, Schwarze und Regimekritiker die man dort nun "Konstitutionalisten" nennt) in Black-Sites verschwinden lassen. Verschwinden lassen heißt: Sie werden nicht registriert (sind für Anwälte nicht aufzufinden) bzw. ihre Haft wird geleugnet, sie dürfen niemanden anrufen, werden z.B. über 18 Stunden gefesselt, in's Gesicht und die Genitalien geschlagen, manchmal werden sie auch tot in den Interviewräumen "gefunden." Und all das ist nur die Spitze eines extrem beängstigenden Eisbergs.

     

    Die deutschen Medien haben mit dem Verschweigen dieser SA-/Gestapo-Einheiten nun auch das letzte Körnchen journalistische/moralische Glaubwürdigkeit verspielt. Für alle die wissen wollen was tatsächlich gerade beim Großen Bruder passiert:

     

    http://www.theguardian.com/us-news/2015/feb/24/chicago-police-detain-americans-black-site?CMP=share_btn_tw

    https://firstlook.org/theintercept/2015/02/26/exclusive-chicago-black-site-detainee-speaks/

    http://www.democracynow.org/2009/3/31/seymour_hersh_secret_us_forces_carried

    http://www.forbes.com/sites/ralphbenko/2013/03/11/1-6-billion-rounds-of-ammo-for-homeland-security-its-time-for-a-national-conversation/

    http://www.theguardian.com/environment/earth-insight/2014/jun/12/pentagon-mass-civil-breakdown

    • @Alexander Stein:

      Paranoider gehts nich?

       

      Die USA sind so demokratisch wie eh und je. Wer sich da irgendwann Illusionen gemacht hat ist selbst Schuld.

       

      Zum Thema: Die Bildvorlagen sind ziemlich mies. Immerhin kann das Eingreifen des Sicherungsschützen mit demZugriff auf die Dienstwaffe berechtigt gewesen sein.

       

      Nur stellt sich auch hier die Frage ob es einsatztaktisch überhaupt so weit kommen musste? Taser mit viel Bekleidung funktioniert oft genug nicht.

       

      Das GiV hier nicht erkennbar ist, erscheint ein defensiverer Zugriffsansatz hier doch die gefahrlosere Alternative gewesen zu sein.

    • @Alexander Stein:





      Wer nach ner Pistole greift, von nem Polizisten, nach dem Wiederstand gegen die Beamten die einen Festnehmen wollen sollte mit den Folgen rechen.



      Die Polizsten sind nicht die Dummis für Raubverdächtige, egal ob Schwarz oder Weiß, wer nach ner Waffe greift, riskiert sein Leben überall auf der Erde.

       

       

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  • Ja, da wird er wohl die Pistole eines Polizisten genommen haben. Man hört klar und deutlich in dem Video "drop the gun, drop the gun" kurz bevor die Schüsse fallen.