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Pilot über Airbus 320„Das Alter sagt wenig aus“

Peter Beer ist Berufspilot und Airbus 320-Kapitän. Ein Gespräch über die Wartung, Technik und Bedeutung von einem der meistgebauten Jets der Welt.

Der Airbus 320 ist für viele Fluglinien das Rückgrat des Flugbetriebs. Bild: ap
Saskia Hödl
Interview von Saskia Hödl

taz: Herr Beer, wie üblich ist der Einsatz des Airbus 320 als Verkehrsflugzeug?

Peter Beer: Der Airbus 320 ist ein Kurz- und Mittelstreckenflugzeug mit etwa 180 Sitzplätzen. Die Airbus 320-Familie und die Boeing 737-Familie sind sehr beliebt in diesem Einsatzgebiet. Beide werden in hoher Stückzahl produziert und sind für viele Airlines das Rückgrat des Flugbetriebs.

Ab welcher Flugerfahrung kann man einen Airbus 320 fliegen?

Mit einer Flugerfahrung von 200-250 Flugstunden, wenn man bei einer Airline ein entsprechendes etwa zweijähriges Ausbildungsprogramm durchlaufen hat, kann man so ein Flugzeug als Kopilot fliegen.

Der Airbus 320, der am Dienstag abgestürzt ist, war 24 Jahre alt, sagt das etwas über den Zustand aus?

Das Alter sagt weniger aus als der Wartungszustand. Was die Wartung angeht, habe ich bei Lufthansa a priori keine Bedenken.

Im Interview: Peter Beer

geboren 1954, ist Präsident der Austrian Cockpit Association (ACA) und seit 1974 Pilot. Beer ist außerdem akkreditierter Flugsicherheitsexperte, Airbus 320-Kapitän und Pilotentrainer.

Der Airbus 320 war das erste Verkehrsflugzeug, das mit der digitalen Fly-by-Wire Steuerungstechnik ausgestattet wurde. Was kann man sich darunter vorstellen?

Der Pilot gibt Input an eine Serie von Computern, die den Input prüfen und danach das Signal an die Steuerung weitergeben. Das Konzept wurde bevor es im Airbus eingesetzt wurde, schon in der militärischen Luftfahrt angewendet. Die Computer sind vor allem aus wirtschaftlichen Gründen eingesetzt, man fliegt optimierter und braucht letztlich weniger Treibstoff.

Greift der Computer also direkt in Entscheidungen ein?

In Extremsituationen kann es sein, dass der Computer eingreift, aber gleichzeitig bekommt man ein Signal, was er stattdessen tut. Hier sind auch Schutzmechanismen eingebaut, etwa dass man sich dem Boden nicht ungewollt nähern kann.

Im November ist in einem Airbus 320 auf dem Weg von Spanien nach München aber genau das passiert.

Der Pilot musste zwei der drei Computer abstellen. Das wurde sofort bei sämtlichen Betreibern verlautbart. Der Hersteller hat eine Empfehlung herausgegeben, wie man so einen Vorgang schon im Anfangsstadium erkennen könnte. Es ist nicht so, dass das Flugzeug sofort sinkt.

Kann man denn derzeit schon seriöse Angaben zu einem Unglückshergang machen?

Nein, das kann man nicht. Es gibt so viele Möglichkeiten was hier passiert sein könnte. Man muss auf die Ergebnisse der Flugunfalluntersuchung warten.

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