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Archiv-Artikel

elterngeld Berliner Väter sind Vorreiter

Ein Spaziergang durch Prenzlauer Berg oder Kreuzberg zeigt: Berlin ist, familienpolitisch gesehen, progressiv wie kaum eine andere deutsche Stadt. Unter die Besucher auf Spielplätzen mischen sich immer mehr Väter mit ihren Babys. Das künftige Elterngeld, das Vätern finanzielle Anreize zum temporären Ausstieg aus dem Beruf bietet, wird diesen Trend verstärken. Für Berlin ist das erfreulich.

Kommentar von RICHARD ROTHER

Denn Väter, die eine enge Bindung zu ihrem Kind im Babyalter aufbauen, dürften sich weiter intensiv um es kümmern. Und sich etwa einmischen, wenn es um die Qualität von Bildungsangeboten in Kitas und Schulen geht. Das tut den Berliner Bildungseinrichtungen nur gut.

Durch das Elterngeld kommen auch Gutverdienende in den Genuss einer Kinderauszeit. Bislang nutzen vor allem gering verdienende und arbeitslose Männer diese Möglichkeit. Neben dem liberalen Milieu ist die hohe Arbeitslosenrate ein Grund dafür, dass es in Berlin vergleichsweise viele sind. Ärgerlich aber ist, dass die Arbeitslosen die Auszeiten der Gutverdienenden finanzieren. Denn ihr Anspruch auf Unterstützung wird auf ein Jahr gekürzt.

Der grundlegende Systemwechsel vom Erziehungs- zum Elterngeld ist dennoch richtig. Zumal im ersten Jahr auch Menschen mit unterdurchschnittlichem Einkommen und Alleinerziehende, vor allem also Frauen, profitieren. Das Elterngeld schafft nämlich einen Ausgleich für die Lohneinbußen, die Eltern bislang hinnehmen mussten, weil sie wegen der Babybetreuung nicht arbeiten konnten. Eine gerechtere Einkommensverteilung aber kann das – nur vorübergehende gewährte – Elterngeld gar nicht leisten. Dafür sind lohn-, steuer- und arbeitsmarktpolitische Interventionen nötig.

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