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Archiv-Artikel

Togowabohu: Was kommt jetzt?

Nach dem 1:3 gegen Südkorea könnte Togo heute den zurückgekehrten Trainer Otto Pfister feuern – oder auch nicht

AUS FRANKFURT/MAIN DANIEL THEWELEIT

Irgendwann wurde Otto Pfister, 68, richtig sauer. „I giw no commend to sat“, sagte er, nachdem er zuvor schon drei Fragen nach der Posse um seinen Rücktritt und den folgenden Rücktritt vom Rücktritt befragt wurde. „Kein Kommentar“, hieß es jedes Mal. Nur Statements zur unglücklichen 1:2-Niederlage seiner Togolesen gegen Südkorea wollte er abgeben, „das Spiel sah keinen Unterschied zwischen den Teams“, meinte der Trainer, er werde seine Mannschaft nun „auf die beiden folgenden Spiele vorbereiten“, sagte er noch und schlich sich.

Er war verärgert und unfreundlich gewesen, und als rund eine Stunde nach Spielende ein Mann mit Anzug und Krawatte vor die Mikrofone trat, war klar: Friede herrscht noch längst nicht bei dem afrikanischen WM-Debütanten.

Der Mann heißt Assogbavi Komlan und ist Generalsekretär des Verbandes. „Morgen werden wir entscheiden, wer beim nächsten Spiel Trainer ist“, sagte er und fügte mit scharfem Blick hinzu: „Ich mag Pfister nicht, er trinkt zu viel.“ Heißt: Es geht so weiter bei Togo.

Schon vor dem gestrigen Spiel hatte es neue Unruhe um Pfister gegeben. dpa wollte von Auseinandersetzungen innerhalb des Verbands nach der Ankunft eines hohen togolesischen Regierungsvertreters erfahren haben. Ob man sich im Streit um die Prämien geeinigt hat, ist aber weiter unklar, diese Frage steht auch längst nicht mehr im Mittelpunkt.

Otto Pfisters Sohn Michael erklärte wenigstens, wie es zum Meinungsumschwung bei dem Trainer gekommen kam. Es sei „eine Herzensangelegenheit“. Es scheint, als hätten die Spieler, die offenbar nicht von Winfried Schäfer trainiert werden wollen, immer wieder bei Pfister angerufen. Das stimmte den Trainer um. Im Spiel jedoch zeigten sich die Togolesen ganz gut erholt von der emotionalen Sondersituation der vergangenen Tage. In einem schwachen WM-Spiel waren sie lange die etwas bessere Mannschaft und gingen durch einen wunderbaren Schuss von Kader Touré in Führung (31.). Die Wende brachte eine Foul des togolesischen Kapitäns Jean-Paul Abalo, der dafür Gelb-Rot sah, und unter tatkräftiger Mithilfe des Torhüters Kossi Agassa fand Choun Soo Lees folgender Freistoß den Weg ins Tor (54.). Im Anschluss folgte ein hin und her wogendes Spiel mit guten Chancen auf beiden Seiten, das Niveau blieb schwach, aber immerhin war die Partie sehr unterhaltsam. Eine der zahlreichen Chancen, ein Schuss des Duisburgers Jung Hwan Ahn, drehte das Spiel jedoch zu Gunsten der Asiaten (72.). Für die armen Togolesen, die sich tapfer schlugen nach all dem Ärger, am Ende jedoch zu müde waren, das Spiel wieder zu drehen, droht diese WM nun mit drei Niederlagen zu enden. Die schweren Spiele gegen die Schweiz und Frankreich folgen nämlich erst.

Südkoreas Trainer Dick Advocaat liegt wohl richtig mit seiner Aussage, dass der Sieger „bis zum Ende der Vorrunde im Turnier sein wird, das macht diesen Sieg so wertvoll“. Ob es bei Togo am Ärger um die Prämien lag? „Das ist alles hypothetisch“, sagte Pfister. Ebenso hypothetisch scheint zu sein, was heute wieder passieren wird auf der Wangener Volksbühne, wo sich das gespielte Stück mit großer Geschwindigkeit auf ein tragisches Ende zubewegt.

Südkorea: Lee Woon Jae – Kim Young Chul, Choi Jin Cheul, Kim Jin Kyu (46. Ahn Jung Hwan), Lee Young Pyo, Song Chong Gug – Park Ji Sung, Lee Eul Yong (68. Kim Nam Il), Lee Ho – Lee Chun Soo, Cho Jae Jin (84. Kim Sang Sik)Togo: Agassa – Nibombe, Abalo, Tchangai, Assemoassa (62. Forson) – Salifou (87. Aziawonou), Mamam, Romao, Senaya (58.Touré) – Adebayor, Mohamed Kader Tore: 0:1 Kader (31.), 1:1 Lee Chun Soo (54.), 2:1 Ahn Jung Hwan (72.). Zuschauer: 48.000. Schiedsrichter: Poll (England)Gelb: Song Chong Gug, Lee Chun Soo/Abalo, Romao, TchangaiGelb-Rot: Abalo (53., wiederholtes Foulspiel)