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Archiv-Artikel

Spiel mir das Lied vom Erfolg

Der Verein Orwohaus wird zwei Jahre alt und erhält einen Preis beim bundesweiten Wettbewerb „Land der Ideen“. Die 140 Bands, die im Haus proben, feiern die Auszeichnung mit einem Konzert

Von Marlene Wolf

Die acht Jungs von Zirkus Mandolini legen sich mächtig ins Zeug. Anjey rappt locker drauflos. Zwar klappt es mit der Technik am Anfang noch nicht perfekt, aber ihre Mischung aus Hiphop und Funk geht in die Beine. Heute Abend soll alles perfekt klingen: Die Kombo spielt dann in der „Lounge“, dem Garten vor dem Orwohaus in Marzahn. Ab 18 Uhr feiern hier 21 Bands auf drei Bühnen das zweijährige Jubiläum des Vereins – dem die „lauteste Platte Berlins“ untersteht – und die gleichzeitige Auszeichnung im bundesweiten Wettbewerb „Land der Ideen“, dessen Schirmherr Bundespräsident Horst Köhler ist.

Das mehrstöckige Orwohaus ist ausgebucht, berichtet Sprecher Joachim Wanitschek zufrieden. 140 Bands proben hier, darunter viele Nachwuchstalente, aber auch Popgrößen wie die Band Silbermond und Jeanette Biedermann. 60 weitere Gruppen stünden schon auf der Warteliste für Räume, die noch gar nicht fertig sind. Auf lange Sicht sollen sich hier jedoch nicht nur Musikgruppen, sondern auch Produktionsfirmen und Studios niederlassen. Das Orwohaus – das bis zur Wende dem gleichnamigen DDR-Filmehersteller gehörte – will dem selbst gewählten Namen „Musikfabrik“ gerecht werden.

Zwei Jahre werden die Sanierungsarbeiten noch dauern, schätzt Wanitschek. Die Elektrik ist bereits komplett, auch die Brandschutztüren sind so weit alle eingebaut, aber noch gibt es hier einiges zu tun. Für zusätzliche Proberäume müssen Wände hochgezogen und verputzt werden. Und bisher sind erst zwei der vier Fahrstühle in Betrieb.

Im Jahr 2004 hatte die Zwischennutzung des ehemaligen Industriegebäudes durch Berliner Musiker vor dem Aus gestanden. Aufgrund von Mängeln beim Brandschutz kündigte ihnen der Eigentümer des Hauses, die Treuhand Liegenschaftsgesellschaft, den Mietvertrag. Nach Unterstützung durch Politiker wie Kultursenator Thomas Flierl (PDS) und viel beachteten Aktionen – etwa einem Konzert von Deutschrocklegende Udo Lindenberg – vor dem Orwohaus bekamen die Musiker mehr Zeit, um eine Lösung zu erarbeiten. Schließlich gründeten sie einen Verein mit dem Ziel, das Gebäude zu kaufen.

Bisher mit halbem Erfolg: Der Kaufvertrag ist zwar schon seit fast eineinhalb Jahren unterschrieben, aber die Kosten von 150.000 Euro müssen durch einen Kredit abgedeckt werden. Deswegen hängen im ganzen Haus Zettel, auf denen die Musiker aufgerufen werden, „Bekannte, Eltern und Großeltern“ darum zu bitten, für einen Betrag von 500 bis 3.000 Euro zu bürgen, damit der Kredit abgesichert werden kann. Im Juni kam unerwartet weitere Unterstützung: Die Deutsche Klassenlotterie spendierte eine Million Euro für die dringend nötigen Baumaßnahmen.

Ein Proberaum wird meist von mehreren Bands genutzt, die sich die Miete von 6 Euro pro Quadratmeter teilen. Gerade weil die Platte am Rand von Wohngebieten liegt, ist sie für die Musiker ideal. Wegen Lärmbelästigung hat sich hier noch keiner beschwert. Für Heinz-Christian Goedecker, den Gitarristen von Zirkus Mandolini, ist das Besondere am Orwohaus, dass man hier „24 Stunden spielen kann und immer mit anderen Musikern in Verbindung steht“. Die meisten der 140 Bands sind traditionell rocklastig, „da sind wir eher die Minderheit“, sagt Goedecker.

Auf heute Abend freut er sich vor allem, weil er dann endlich viele Bands aus dem Haus auf einmal spielen sehen kann. Ab Mitternacht wird dann im Keller weitergefeiert. Besucher fahren am besten mit der Tram M 6 ab Alexanderplatz bis Haltestelle Dingelstädter Straße. Der Eintritt ist freiwillig.