piwik no script img

Archiv-Artikel

Und Samstags auf die Insel

„Letztes großes Abenteuer in Norddeutschland“, nennt Fiete Schönfisch seine Schiffslinie – die erste kommerzielle Verbindung zwischen den Landungsbrücken und der Elbinsel Wilhelmsburg

von ANGELA DIETZ

Flach muss die Barkasse sein, sonst kommt sie nicht unter den Brücken durch. Nervös werden wir deshalb nicht, denn gesteuert wird die „Alstertal“ zwischen Landungsbrücken und Wilhelmsburg von Käpten Tobi Krüss, 50, einem Neffen des Helgoländer Dichters James. Die Hafenbarkasse, Baujahr 1925, schaukelt kurz und heftig, als sie die Fahrrinne Richtung Süden quert, vorbei an den Architektenträumen aus Glas und Stein. Steuerbord die rote Nase der „Euphoria“, backbord das Rohrlabyrinth eines Mineralölkonzerns. „Reiher gibt‘s hier nicht mehr“, behauptet Käpten Krüss, als er in den Reiherstieg abbiegt. Kurz drauf versiegt sein Redefluss, während in der Kammer der Ernst-August-Schleuse das Wasser steigt. Wilhelmsburger Geschichten kennt er keine.

Im Ernst-August-Kanal fliegt dann doch ein Reiher auf, und die Wilhelmsburger an Bord grinsen. Links Deich und Zollzaun, rechts leuchtet in Ocker und Rot ein Altbau in der Sonne. Ein Spaziergänger winkt zwischen wuchernden Brombeeren. Eva Nyman aus Ottensen gefällt‘s. „Ich fahr‘ gerne mit dem Schiff“, sagt die 38-Jährige, „aber die Hafentouren kenn‘ ich alle.“

Es ist die zweite Tour an diesem Tag. „Vorhin hatten wir 20 Leute an Bord“, erzählt Initiator Fiete Schönfisch. Jetzt sind es ein gutes Dutzend. 50 Leute passen an Bord. „Festival Linie“ soll die erste kommerzielle Barkassenlinie nach Wilhelmsburg heißen. 200 Gäste an jedem Samstag sind Schönfischs Ziel. Ob das finanziell zu schaffen ist? „Wir müssen gucken.“ Am Wochenende, beim Spreehafenfest, will er mit seinen Consorten in die nächsten Monate durchstarten.

Über einen Holzponton gehen wir ans Ufer, frühstücken im Reiherstiegviertel. Durch die Grünanlage, an Gemüsehändlern, Friseuren und Kiosken vorbei, führt der Weg in den Vogelhüttendeich und zu seinen Jugendstilbauten. Im kleinen Hofcafé schneidet Gastwirt Willi Adomeit den Serrano-Schinken noch selbst. Im Radio singt Udo Jürgens. Viel Zeit für den Kaffee bleibt nicht.

Fahrten ab Landungsbrücken: ab 19. 8. jeweils samstags 10 + 11 Uhr; Rückfahrt je 12 + 13 Uhr. Preis inkl. Frühstück: Erwachsene 14 Euro , Kinder 7 EuroShuttle zum Spreehafenfest: Sonntag, 20. 9., ab 10 Uhr halbstündlich ab Landungsbrücken