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„Gläserne Vitrine“ für den Pariser Platz

■ Senatsbaudirektorin Jakubeit plädiert für eine gläserne Akademie der Künste. Neuer Bauwettbewerb für Schloßplatz

Im Gerangel zwischen dem Bausenator und der Akademie der Künste um deren Neubau hat sich Barbara Jakubeit, Berlins neue Senatsbaudirektorin, deutlich für den modernen gläsernen Entwurf von Günter Behnisch ausgesprochen. Ein historisierendes Gebäude am Pariser Platz komme für sie dort nicht in Frage, sagte Jakubeit in einem Interview mit der taz. Zugleich sprach sich die Senatsbaudirektorin für einen Architektenwettbewerb für den Schloßplatz aus. Eine Rekonstruktion der Schloßfassade als Kulisse lehnte sie dagegen ab. Pure „Fassadenarchitektur“ werde mit ihr nicht gebaut.

Um zu einer schnellen Entscheidung am Pariser Platz zu gelangen, will Jakubeit möglichst bald den Dialog mit der Akademie der Künste und dem Architekten Behnisch suchen. Es sei klar, daß die Akademie die Gestaltungssatzung mit der Forderung nach steinernen Fassaden ablehne, da diese für die „Freiheit der Kunst“ stehe, sagte sie. Daher könne man „die Akademie schlecht zwingen, ein historisches Haus neu zu bauen“.

Der Entwurf von Behnisch für ein offenes und gläsernes Gebäude weise „in die richtige Richtung“, selbst wenn sich dieser noch mehr mit der Struktur des einstigen klassizistischen Gebäudes auseinandersetzen müsse, so Jakubeit. Ein weiteres Argument für den Glaspalast sei, daß dieser den bestehenden Altbau und seine Bedeutung nur mit einer transparenten Fassade – „wie in einer gläsernen Vitrine“ – sichtbar mache. Altbau und Neubau könnten so in Dialog treten.

Bei der Schloß-Diskussion möchte die Baudirektorin den heutigen Architekten mit „zeitgemäßen Konzepten eine Chance“ vor den Anhängern des Wiederaufbaus geben. Möglich sei auch ein Entwurf mit einer „schlüssigen Synthese aus alt und neu“. Skeptisch äußerte sich Jakubeit zu einer Rekonstruktion allein der Schloßfassade und einem beliebigen Nutzungskonzept. Jakubeit: „Es ist zu prüfen, ob die gewünschten Nutzungen im Schloß denkmalgerecht untergebracht werden können oder ob dies nur mit einem neugestalteten Bauwerk funktioniert.“

Sollte sich in der weiteren Diskussion dennoch ein Wiederaufbau des Schlosses herauskristallisieren, will Jakubeit eine „Einheit von innen und außen“. Zusätzlich „eingequetschte Zwischengeschosse“, die mehr Rendite etwa für ein Hotel oder ein Kongreßzentrum garantierten, karikierten den historischen Bau. Als „Schloßverhinderin“ wollte sich Jakubeit darum nicht sehen. Rolf Lautenschläger

Siehe auch Interview auf Seite 27

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