: Keine schnelle Einigung
■ Zwickel vor Metall-Spitzengespräch: Kompromisse werden gesucht
Frankfurt/Berlin (AP/taz) – Das kann dauern: Mit weit auseinanderliegenden Positionen haben die Metall-Tarifparteien gestern ihr Spitzengespräch in Frankfurt am Main begonnen. Auf dem Tisch lagen die Frage der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und die gekündigten Verträge zum Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall möchte auch die künftigen Tarifsteigerungen mitverhandeln. Gesamtmetall-Präsident Werner Stumpfe: „Wenn die IG Metall nicht über ein Gesamtpaket sprechen will, sind die zentralen Verhandlungen beendet.“
Die IG Metall will die Gespräche über die Lohnfortzahlung nicht mit der kommenden Tarifrunde koppeln. Zwickel bekräftigte, daß die Gewerkschaft auf 100 Prozent Lohnfortzahlung bestehe. Zuvor hatte er aber signalisiert, daß die Gewerkschaft zu einer Änderung der Berechnungsgrundlage bei der Lohnfortzahlung bereit sei. Demnach sollen Überstunden künftig nicht mehr in die Bemessung der Lohnfortzahlung einfließen. Nach Angaben des IG-Metall-Chefs von Baden-Württemberg, Gerhard Zambelli, könnten Betriebe damit sogar mehr als 20 Prozent bei der Lohnfortzahlung sparen. Zwickel besteht allerdings gleichzeitig darauf, daß die gekündigten Vereinbarungen über Urlaubs- und Weihnachtsgeld „unverändert“ wieder in Kraft gesetzt werden.
Der IG-Metall-Chef hatte am Dienstag schon die Forderung für die Tarifrunde 97 bekanntgegeben: Die Gewerkschaft möchte zwei Prozent an Einkommensverbesserungen erreichen, zusätzlich sollen bis zu drei Prozent für „beschäftigungspolitische Vereinbarungen“ eingesetzt werden. Das können der Abbau von Überstunden oder tarifliche Regelungen zur Altersteilzeit sein.
In der Chemieindustrie drohen unterdessen betriebliche Konflikte, weil die Arbeitgeber die tariflich nicht abgesicherte Lohnkürzung im Krankheitsfall umgehend durchsetzen wollen. Auch die Bankgewerkschaften HBV und DAG drohten mit Streik, weil im Bankenbereich gleichfalls gekürzt werden soll.
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