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Gefängnis für Eierwurf

■ Fünf Monate Haft für Kunzelmann

Der Politclown Dieter Kunzelmann ist gestern für einen fehlgeschlagenen Eierwurf auf den Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) zu fünf Monaten Haft verurteilt worden. Das von Kunzelmann angestrengte Berufungsverfahren am Landgericht endete für ihn mit einer Strafverschärfung. Die Richterin verschärfte eine frühere Bewährungsstrafe wegen Widerstandes und Sachbeschädigung. Die Attacke auf Diepgen sei unverschämt und menschenverachtend gewesen.

Kunzelmanns Anwalt Hans- Joachim Ehrig bezeichnete das Urteil als „empörend“. Er empfinde es schlicht als „maßlos“, wenn eine politische Protestaktion mit fünf Monaten Gefängnis bestraft werde. Des weiteren verwies er auf eine „einmalige Diskriminierung“ der Anwälte: Das Gericht hatte deren Durchsuchung vor einer Sitzung angeordnet. Ehrig protestierte mit der Niederlegung seines Mandats.

Die fragliche Tat soll Kunzelmann im Oktober 1993 beim ersten Spatenstich für die Bauprojekte am Potsdamer Platz begangen haben. Im Urteil hieß es, er habe versucht, die Windschutzscheibe von Diepgens Dienstwagen zu zertrümmern und ihn mit dem Ei zu treffen. Politische Motivation sprach das Gericht dem Alt-68er ab. Vielmehr sei der Privatmann Diepgen Ziel der Attacke gewesen. Kunzelmann, der mit seiner Berufung einen Freispruch erzielen wollte, will Revision einlegen. Bis zum Abschluß des Verfahrens bleibt er auf freiem Fuß. Klemens Vogel

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