Viel Geld für Bauernsterben

■ EU: 500.000 Stellen fallen jährlich weg

Berlin (taz) – Die Bundesregierung fährt bei den EU-Agrarzuschüssen einen falschen Kurs und gefährdet dadurch Hunderttausende Arbeitsplätze in der Landwirtschaft in Deutschland und der Europäischen Union. Außerdem wird durch die derzeitige und von Bonn weiterhin geplante Hilfe vor allem nach Fläche und produzierten Tonnen die falsche Landwirtschaft gefördert – nämlich die industrielle mit viel Chemie, Gentechnik und hohem Energieeinsatz. So lauteten die Vorwürfe, die gestern bei der Vorstellung des kritischen Agrarberichts zur Grünen Woche in Berlin erhoben wurden.

Dabei geht es um viele Arbeitsplätze: 20.000 Bauernhöfe machen jedes Jahr allein in Deutschland dicht, weil sie mit den niedrigen Weltmarktpreisen nicht konkurrieren können. Das bedeutet einen Verlust von etwa 40.000 Vollzeitstellen. EU-weit gehen gar jährlich 500.000 Stellen in der Branche verloren. Derzeit wäre eine Chance zum Umlenken: Auf EU-Ebene werden die neuen Arten der Förderung ab dem Jahr 2000 ausgehandelt. Das Agrarbündnis fordert deshalb, eine Obergrenze für die Subventionen einzuführen – je nachdem, wie viele Arbeitsplätze ein Betrieb anhand seiner Zahlungen bei der Krankenkasse nachweisen kann. Damit wäre eine arbeitsintensive Produktion der Maßstab und nicht die derzeit favorisierte mit viel Chemie und wenig Stellen. Doch die Bundesregierung bremst in Brüssel.

Vorgestellt wird der kritische Bericht vom Agrarbündnis. Darin haben sich mehr als zwanzig Organisationen zusammengeschlossen, von Umwelt- und Verbraucherverbänden über die Kirchen bis zu Bauern. Reiner Metzger