: Das Erbe Mobutus spaltet Kongos Rebellen
■ RCD-Rebellenchef Wamba dia Wamba ergreift Partei gegen frühere Mobutu-Größen
Brüssel (taz) – Die kongolesische Rebellenbewegung RCD (Kongolesische Sammlung für Demokratie) kämpft mit einer internen Spaltung. Offen zutage trat dies, als der Rebellensender „Radio Goma“ die Ausstrahlung der Neujahrsansprache des RCD-Präsidenten Ernest Wamba dia Wamba zensierte, in der er scharfe Kritik an Teilen der eigenen Bewegung übte.
In der Rede, deren vollständige Fassung der taz vorliegt, sagte Wamba: „Wir bekräftigen unser militantes Engagement gegen die früheren Zerstörer des Landes, die die RCD zu egoistischen Zwecken vereinnahmen wollen“ – eine klare Positionierung gegen ehemalige hochrangige Anhänger des verstorbenen zairischen Diktators Mobutu, die in der RCD hohe Positionen einnehmen. „Wir müssen die Dinge beim Namen nennen“, fuhr Wamba fort. „Die RCD- Mitgliederversammlung in ihrer jetzigen Form ist nichts als eine Interessenvertretung jener Personen, die selber in kontrollbedürftigen Organen Positionen einnehmen. Die Kontrolle der Leistung dieser Verantwortungsträger ist gleich Null. Daher wird nicht einmal die offensichtlichste Inkompetenz korrigiert.“
Zum Schluß wandte Wamba sich an die RCD-Kämpfer: „Frontsoldaten, die ihr täglich in Hunger, schlechter Ausstattung und ständigem Todesrisiko lebt, ihr habt an der Blockade, die diese Clique veranstaltet, gelitten ... Wir nehmen dafür die Verantwortung an, aber wir versichern euch auch unserer Entschlossenheit, diese Blockade zu brechen, damit sich die Lage verbessert.“
Die Rede signalisiert, daß Wamba eindeutig für die Gruppe der sogenannten „Erneuerer“ in der RCD Position bezogen hat. Diese stellte sich erstmals Anfang Dezember in Brüssel der Öffentlichkeit vor. Ihre Führer sind der diplomatische Berater der Rebellen, Michel Tshibuabua, der haiti- stämmige Geschäftsmann Jean- Francois David, der enge Kontakte zur ruandischen Militärführung hat, und Willy Mishiki, ein Führer der eigentlich RCD-feindlichen Mayi-Mayi-Stammesmilizen im Osten des Kongo, der zu den Rebellen gestoßen ist. Sie haben nach eigenen Angaben bisher 2.000 Unterschriften gesammelt, um eine Vergrößerung der RCD-Generalversammlung und eine Demokratisierung der Politik in den RCD- kontrollierten Gebieten zu fordern, zum Beispiel freie Wahlen zu Kommunalvertretungen.
Die der Korruption beschuldigten Ex-Mobutisten bleiben demgegenüber nicht untätig, wie die Zensur der Wamba-Neujahrsrede beweist. Nach Presseberichten sollen dies die beiden höchsten Vertreter dieses Flügels, Lunda Bululu und Thambwe Mwamba, veranlaßt haben. Inzwischen hat die RCD-Führung ihre Verbündeten Ruanda und Uganda zur Vermittlung hinzugezogen. Nun sollen zwei Kommissionen die Umstrukturierung der Bewegung und die Eingliederung der „Erneuerer“ in die Führungsspitze vorbereiten. Francois Misser
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