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Der Star sind die Leser

■  Exklusiv für Deutschlands Kicker und andere VIPs: Mit Elogen und Anlagetipps will „Copa“ ein „Profi-Fußball Magazin“ sein

Es sind nicht immer die großen Spiegel-Geschichten, die die Medienwelt bewegen. Manchmal reicht eine kleine Nachricht wie jene im Frühjahr, wonach in England ein stark beworbenes Edel-Magazin nur für Profifußballer, The Players' Journal, erscheine.

Spiegel-Leser Hans-Uwe Pöls wusste sofort mehr, nämlich dass so ein Coup doch auch in Deutschland möglich sein müsste. Der 35-Jährige, früher beim Bauer-Verlag in der Chefredaktion Programmzeitschriften, entwickelte sofort ein Konzept und bringt in dieser Woche Copa – Das Profi-Fußball Magazin nicht auf den Markt, sondern gratis in die Geschäftsstellen der Erst- und Zweitligaklubs.

„Wir sind die erste Zeitschrift ohne jegliche Streuverluste“, schwärmt Chefredakteur Pöls über sein in Hamburg produziertes Monatsheft, das an 1.000 Spieler, 500 Manager und Trainer sowie an die teuren Vereinsfans in den VIP-Logen geht. Auf zwei Milliarden Mark schätzt er das Jahreseinkommen seiner Klientel – ein reizvoller Kader für hochpreisige Warenanbieter. „Da kann nichts schief gehen“, glaubt Pöls. Copa ist kostenmäßig ohnehin fast unschlagbar, da die nur 6.000 Druckexemplare des wohl exklusivsten Anzeigenblatts der Republik direkt an die Vereine geschickt werden.

Porsche und Mercedes, die Lieblingsfabrikate deutscher Fußball-Prominenz, sind zwar noch nicht präsent, aber eine Fonds-Zeitschrift und eine Immobiliengesellschaft werben für ihre Hilfe bei der Geldanlage. Der Luxus-Lieferant „Rolex“ allerdings wollte sich nicht zu einer Anzeige durchringen: „Die wollten mit dem Fußball-Umfeld nichts zu tun haben“, berichtet Uwe Pöls.

Dabei wird der Prol-Faktor in Copa eher gering. Selbst der Model-Auftritt der FC-St.-Pauli-Kicker, die ihre Unterwäsche in den Huren-Schaufenstern der Reeperbahn ausstellten, ist begrenzt frivol. Auch sonst vermittelt Copa gediegene Sachlichkeit. Auf den Reisen-Seiten stellt der in Kairo tätige Trainer (Ex-Bayern-Spieler) Rainer Zobel die Stadt vor; ein Banker gibt einen Grundkurs in Sachen Aktienrecht; Paul Breitner erläutert im Titelthema „Spielen im Ausland“: „Die finanzielle Seite ist der absolute Hauptgrund eines Wechsels ins Ausland“; die Rubrik Medizin beschäftigt sich mit dem „Ernstfall Kreuzbandriß!“; und damit das Blatt den Leser entspannt entlässt, wird am Ende Sabrina Setlur mit elf Fragen über Fußball konfrontiert.

Pöls will schließlich ein „sportliches, unterhaltendes Nachrichtenmagazin“ machen und dabei „immer den Dreh zum Fußball“ finden – und sei der bloß die Liebe des Kickers zum schönen Weib. So werde künftig das Playmate des folgenden Monats (angezogen) vorgestellt und ihr Verhältnis zum Fußball erkundet. Kein Thema soll das Weib in seiner Eigenschaft als Spielerfrau sein.

„Wir wollen keinen Klatsch“, sagt Uwe Pöls, „und auch nicht sportliche Noten verteilen, geschweige denn auf die Spieler einprügeln.“ Und Uwe Seeler freut sich bereits, dass „endlich ohne Polemik über Spiel und Spieler berichten wird“.

Deshalb müsse man keineswegs anbiederisch sein, glaubt Pöls und versichert, dass die Eloge von J. B. Kerner auf Lothar Matthäus aus ehrlicher Bewunderung rührt und nichts mit Matthäus' Einladung zur Kerner-Show „Menschen '99“ zu tun habe. Kollege Jörg Wontorra warnt ein paar Seiten weiter vor den Gefahren der Medien, die immer bedeutender würden. Der Fußball-Reporter hat aber einen guten Rat: „Wir alle müssen aufpassen.“ Ja, und der Ball ist rund. Gunnar Leue

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