: Von Jägern und Sammlern
In Schweden sollen nun auch die virtuellen Gewinne versteuert werden, die bei Rollenspielen gemacht wurden
Schwedens Fiskus will eine neue Einnahmequelle erschließen. Ein wachsames Auge soll auf die Gewinne geworfen werden, die in der virtuellen Welt der Computerspiele gemacht werden können. Es sind vor allem Onlinerollenspiele wie „World of Warcraft“, „Entropia“ oder „Second Life“, die das Interesse der Finanzbehörde Skatteverket geweckt haben. Dort handeln die Gamer nämlich nicht nur mit PED („Entropia“) oder Linden-Dollar („Second Life“), sondern teilweise mit richtigem Geld, wenn es darum geht, Waffen, Charaktere und Fertigkeiten, aber auch Grundstücke oder Dienstleistungen zu kaufen oder zu verkaufen. „Bislang sind das wohl noch keine gigantischen Summen“, meint Skatteverket-Jurist Martin Solvinger, „aber das wächst offenbar ganz rapide an.“
Dag Hardysson ist Projektleiter der Internetabteilung des Skatteverket. Sie kümmert sich schon seit letztem Jahr um auffallend aktive HändlerInnen auf Auktionsseiten wie Ebay oder um OnlinepokerspielerInnen mit besonders glücklichem Händchen. Und nun auch um die realen Personen hinter Rollenspielfiguren. „Wir wissen, dass einige von ihnen richtig gut dabei verdienen“, sagt Hardysson. Damit meint er offenbar Leute wie „Rob Roy“, der kürzlich im schwedischen Rundfunk berichtete, wie er – „früher war ich ja nur Jäger und Sammler“ – in den virtuellen Welten mit dem Kauf eines Einkaufszentrum, dessen Wert kräftig in die Höhe schnellte, ein kleines Vermögen machte. Fast 75.000 Dollar würde er verdient haben, sollte er die interne Spielwährung in reale Valuta umtauschen. Was er dem Finanzamt natürlich nicht unbedingt auf die Nase binden wird.
Finanzbeamter Hardysson berichtet, dass man zwar im Großen und Ganzen die Computerspielwelten als Hobby ansehe, aber „den einen oder anderen“ und dessen Spielkonto tatsächlich bereits ins Visier genommen habe. Diese Personen müssten vielleicht mit einer amtlichen Anfrage rechnen. Spezielle Computerprogramme, „Spinnen“, würden bei solcher Fahndung benutzt, weiß die Hauptnachrichtensendung des schwedischen Fernsehens zu berichten.
Wird also Stockholm, das als weltweit erstes Land vor einigen Tagen eine Botschaft in der Spielwelt von „Second Life“ eröffnete, bald eine Truppe von Steuerfahndern in Gestalt von Avataren in diese virtuelle Welt einschleusen? Spielgestalten, hinter denen sich Steuerbeamte verbergen, deren Job darin besteht, Tag und Nacht vor Computerschirmen zu sitzen und sich durch die virtuelle Welt zu klicken?
Nachwuchsprobleme dürfte diese neue Abteilung wohl nicht haben. Reinhard Wolff
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