piwik no script img

Was machen Hedgefonds?

BERLIN rtr/dpa/taz ■ Immer mehr spekulatives Kapital strömt nach Deutschland. Eine Variante sind die Hedgefonds, die zu den umstrittensten Kapitalmarktprodukten gehören. Denn sie investieren das Kapital ihrer Kunden hochriskant – und unterliegen gleichzeitig keiner staatlichen Kontrolle. Dazu gehören etwa Währungsspekulationen. Beliebt sind etwa die Leerverkäufe: Der Fonds leiht sich Aktien bei einer Bank – und verkauft sie schon mal weiter in der Hoffnung, dass die Kurse sinken und er die Aktie zu einem niedrigeren Preis zurückkaufen und an die Bank zurückgeben kann. Ein anderer Trick: Unternehmen werden auf Kredit gekauft – und dann dieser Kredit den Firmen selbst aufgebürdet. Diese Leveraged Buyouts (LBOs) beunruhigen inzwischen auch die Bundesbank. Sie warnt, dass die aufgekauften Firmen existenziell gefährdet seien, falls die Zinsen steigen.

Hedgefonds sind in Deutschland seit drei Jahren zugelassen. Allerdings haben sie hierzulande erst 1,9 Milliarden Euro eingesammelt, wie der Bundesverband Investment und Asset Management (BVI) ermittelt hat. Weltweit hingegen dürften rund 1,4 Billionen an Risikokapital von Fonds unterwegs sein, die ihren Sitz auf den steuerbegünstigten Cayman-Inseln oder den niederländischen Antillen haben.

Hedgefonds verhalten sich aber zunehmend auch wie Private-Equity-Fonds und sind von ihnen kaum noch zu unterscheiden. Diese zweite Variante spekulativen Kapitals ist darauf spezialisiert, Firmen zu übernehmen. Die werden dann umstrukturiert oder auch zerlegt – das Ziel ist jedenfalls, sie ganz oder in Teilen gewinnträchtig wieder abzustoßen.

Vor allem der Mittelstand ist für die spekulativen Investmentfonds attraktiv: Laut einer aktuellen DIHK-Umfrage ist die Nachfolge in rund 40.000 Firmen ungeklärt. Oft wollen die Kinder den Betrieb nicht weiterführen – oder aber verschiedene Familienzweige sind hoffnungslos zerstritten.

Zu den bekannten deutschen Firmen, die inzwischen von Finanzinvestoren übernommen wurden, gehören unter anderem der Brillenhersteller Rodenstock, der Modelleisenbahnbauer Märklin und der Nähmaschinenhersteller Pfaff. UH

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen