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Politik erhöht Druck auf Airbus

Michael Glos und Christian Wulff treffen Konzernchefs. Forderung nach „fairer Lastenverteilung“. Gewerkschaften üben grenzüberschreitenden Schulterschluss

BERLIN ap/dpa/afp ■ Eine Woche vor der Verkündung der Airbus-Sparpläne erhöht die deutsche Politik den Druck. Gestern trafen Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) und der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) mit der Führung von Airbus und dem Mutterkonzern EADS zusammen, um sich für den Erhalt deutscher Jobs stark zu machen.

Alle Beteiligten seien sich einig gewesen, dass die Umstrukturierung fair vonstatten gehen müsse, sagte Wulff nach dem Treffen mit EADS-Co-Chef Thomas Enders und Airbus-Chef Louis Gallois. „Das heißt, dass die verschiedenen Standortländer, vor allem Deutschland und Frankreich, fair behandelt werden und es nicht zu einseitigen Lastenverteilungen kommt. Darauf drängen wir natürlich besonders“, sagte Wulff. Auf die Frage, ob auch ein Verkauf deutscher Standorte zur Debatte stehe, sagte Wulff: „Das Unternehmen erwägt, bei einzelnen Standorten Partner mit ins Boot zu holen.“

Glos hatte vor seinem Treffen mit der EADS-Spitze im ZDF gesagt, Deutschland werde selbstbewusst in die Verhandlungen um die Zukunft des Flugzeugbauers gehen. „Schließlich sind wir für den EADS-Konzern auf dem militärischen Sektor der größte Arbeitgeber.“ Damit ließ Glos erneut die Drohung nach dem Entzug von Aufträgen anklingen, mit der er vor kurzem für Aufsehen gesorgt hatte. Der Airbus-Konzern ist durch die Lieferverzögerungen beim Großraumjet A 380 in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Am kommenden Dienstag will die Unternehmensspitze ihr Sanierungskonzept „Power8“ vorstellen. Die Betriebsräte befürchten den Verlust von bis zu 8.000 Arbeitsplätzen in Deutschland und Frankreich.

Um die Arbeitnehmer-Interessen im Sanierungsprozess gemeinsam zu vertreten, suchen die Gewerkschaften innerhalb des Airbus-Konzerns unterdessen den Schulterschluss über die nationalen Grenzen hinweg. Das teilten die Gewerkschaften IG Metall und Fédération Force Ouvriere de la Métallurgie gestern in Hamburg mit, nachdem sie am Montag in Paris zusammengetroffen waren. Beide Arbeitnehmerorganisationen erwarten den Erhalt aller Airbus-Standorte in Europa und setzen sich für jeden Arbeitsplatz ein. Die Arbeitnehmer fordern, dass die Anteilseigner sowie die EADS-Mitgliedstaaten alle Unterstützung und Hilfe bereitstellen, die für die Entwicklung von Airbus notwendig sei, um den Fortbestand der Industriestandorte und der damit verbundenen Arbeitsplätze zu sichern.

Zuvor hatten die deutsch-französischen Spannungen zeitweise auch das Verhältnis zwischen den verschiedenen Gewerkschaften innerhalb des Konzerns belastet. So hatten französische Arbeitnehmervertreter behauptet, die Airbus-Werke in Frankreich seien produktiver als in Deutschland.

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