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NDR lehnt kritischen Bahn-Film ab

Autorin finanziert Bericht über die Privatisierung der Bahn AG deshalb mit Spenden

BERLIN taz ■ Verrostete Gleisanlagen, ein alter Prellbock, düstere Musik. Schon der Trailer zeigt: Das wird kein Hochglanz-Werbefilm für die Deutsche Bahn. Deshalb musste Filmemacherin Leslie Franke auch einen ungewöhnlichen Weg zur Finanzierung des Projekts „Bahn unterm Hammer“ gehen: Sie rief zu Spenden auf.

60.000 Euro als Minimalbudget sollten bis zum 28. Februar gesammelt werden, um die anstehende Debatte über die Privatisierung der Deutschen Bahn um einen kritischen Beitrag zu bereichern. Wenige Tage vor Ablauf der Frist ist das Ziel fast erreicht, 54.000 Euro sind zusammengekommen.

Eigentlich schien das Budget des Films schon lange gesichert. Wie bei dem Vorgängerprojekt, einem Film über die Privatisierung der Trinkwasserversorgung, sollte der Norddeutsche Rundfunk das Projekt zur Hälfte mitfinanzieren. Der Rest sollte wieder von der Filmförderung Schleswig-Holstein kommen. Der Film „Wasser unterm Hammer“ lief im Regionalprogramm des NDR, mehrmals auf Phoenix und wird noch immer nahezu wöchentlich auf Diskussionsveranstaltungen oder auf Filmfestspielen gezeigt, sagt Franke. Beim Brandenburger Festival des Umwelt- und Naturfilms erhielt er den Publikumspreis.

Angespornt von diesem Erfolg widmete sich Franke nun der geplanten Bahn-Privatisierung. „Das ist das größte noch verbliebene Privatisierungsprojekt in Deutschland, das Anlagevermögen wird auf 130 bis 200 Milliarden Euro geschätzt“, sagt die Autorin.

Erneut versuchte sie den NDR zu gewinnen. Doch mittlerweile hatte der Wasser-Film große Wellen geschlagen, es gab heftige Kritik vonseiten der Wirtschaft: Franke: „Die war ungerechtfertigt, wir konnten alles belegen.“ Dennoch: Der NDR habe den Film kurz vor der zweiten zugesagten Ausstrahlung abgesetzt, sagt die Autorin. Auch für den Bahn-Film, der bereits mit der Redaktion abgesprochen gewesen sei, gab es keinen Platz mehr beim Sender. Damit war ein wichtiger Finanzier weg, andere Sender lehnten ebenfalls ab, womit auch die Filmförderung kein Geld mehr gab. „Die macht nur mit, wenn schon ein Sender beteiligt ist“, sagt Franke.

Dieser Film muss dennoch gemacht werden, beschloss die Filmemacherin. „Denn die Bahnprivatisierung muss grundsätzlich in Frage gestellt werden.“ Die rettende Idee stammt aus den USA, wo ein kritischer Film über die Profiteure des Irakkrieges durch den Verkauf von Anteilen finanziert wurde. In Deutschland wäre das steuerrechtlich problematisch, eine Finanzierung durch Zuwendungen ist aber möglich.

Das Modell: Jeder kann so viel bezahlen, wie er will. Wer 20 Euro gibt, erhält eine DVD. 100 Euro reichen für den Ehrentitel „HeizerIn der Bürgerbahn“, ab 1.000 Euro wird man LokführerIn. Als 40.000 Euro zusammen waren, hat Franke mit den Dreharbeiten begonnen. Mehr als die Hälfte des Geldes kam von Spendern aus Berlin. Dort soll am 17. März im Filmtheater Babylon auch die Premiere gefeiert werden.

„Wir wollen schließlich alle Möglichkeiten nutzen, in die Diskussion einzugreifen“, so Franke.

STEPHAN KOSCH

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