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Quadratisch, praktisch, flexibel

Das Kunsthallen-Projekt am Schlossplatz erhält Konkurrenz. Die Architektur Galerie Berlin stellt eine Kunstbox des Architekten Adolf Krischanitz vor. Der Österreicher hatte mit seiner Container-Kunsthalle in Wien für Furore gesorgt

Das Kunsthallenprojekt auf dem Schlossplatz bekommt Konkurrenz. Bisher favorisieren das Land, private Kulturförderer und die Zeitschrift Monopol einen Entwurf in Form einer baulichen Wolke. Nun kontert die Architektur Galerie Berlin mit einem renommierten Vorschlag. Der österreichische Architekt Adolf Krischanitz – Erbauer der Wiener Container-Kunsthalle und anderer wichtiger Kunst-Pavillons – hat für die Architekturgalerie eine „Kunstbox Berlin“ entworfen.

Krischanitz’ Planung folgt der Idee einer „temporären Kunsthalle“, die klein, „kubisch, praktisch und flexibel“ sein soll, wie die Galeristen Coco Kühn und Constanze Kleiner erklären. Vorgesehen ist für die Kunsthalle eine Fläche von rund 1.200 Quadratmetern. Der Ausstellungsraum im Innern – der so genannte White Cube – wird umrahmt von Räumen für das Café, den Museumsshop und anderen Nebenräumen. Die Außenwände hat Krischanitz aus wetterfesten Gewebemembranen entworfen. Kunst könne im Innern und an der Gewebefassade gezeigt werden. „So bietet die Kunsthalle gleichzeitig eine innere und äußere Bespielbarkeit“, erklären die Galeristen.

Das Projekt steht im Kontext der derzeitigen Diskussion über die Nutzung des Schlossplatzes nach dem Abriss des Palastes der Republik, voraussichtlich im Jahr 2008. Zwei Jahre später – so die derzeitigen Planungen – soll der Wiederaufbau des Stadtschlosses beginnen. Dazwischen wollen die Initiatoren auf der Fläche eine temporäre Kunsthalle für junge Künstler und zeitgenössische Kunst aufstellen. Das Land Berlin hält die Kunsthalle für eine gute Idee, wie Kulturstaatssekretär André Schmitz vorvergangene Woche gesagt hatte. Öffentliche Gelder sollen allerdings nicht bereitgestellt werden. Peter Raue, Chef der Freunde der Neuen Nationalgalerie und engagiert für das Vorhaben, hatte jedoch vom Land die Bausumme von 750.000 Euro gefordert.

Mit dem Projekt wolle man „die Debatte um die Kunsthalle Berlin mit einem inhaltlichen Vorschlag ergänzen“, sagen Kleiner und Kühn. Aufbau und Abbau der Kunsthalle seien innerhalb eines Monats möglich. Die Kosten betrügen rund 950.000 Euro. Die Halle sei winterfest und beheizbar sowie im Sommer durch ein spezielles Belüftungssystem klimatisierbar. Die jährlichen Bespielungs- und Betriebskosten können durch Café und Museumsshop sowie Eintrittsgelder ohne öffentliche Fördermittel finanziert werden.

Adolf Krischanitz ist nicht irgendwer in der Architekturszene. Seit den 80er-Jahren baut er Wohn- und Geschäftsbauten sowie öffentliche Gebäude. Berühmt und umstritten war sein Entwurf für die neue Wiener Kunsthalle 1991, die er in Form eines Blechcontainers gestaltete. „Als Gebäudetypus wurde die reine ‚Schachtel‘ als minimalste, radikalste Form räumlicher Abgrenzung gewählt“, sagte Krischanitz damals. Heute will er etwas Gleiches in Berlin bauen.

ROLF LAUTENSCHLÄGER

Der Entwurf wird ab 1. März in der Architektur Galerie Berlin, Ackerstraße 19, vorgestellt

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