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die taz vor fünf jahren über eine stippvisite von joschka fischer in israel

Ausländische Politiker stehen Schlange vor Scharons Tür. Nun kommt Joschka Fischer und wird irgendwo Ehrendoktor. Was wird nun bei allen diesen diplomatischen Besuchen herauskommen? Nichts.

Der Friedensprozess existiert nicht mehr. Dafür kommt der Kriegsprozess forsch voran. Täglich sterben dabei Menschen – Israelis, die zufällig in einem Café oder Supermarkt sind, in denen sich ein Selbstmörder in die Luft sprengt; Palästinenser, die israelische Kommandotruppen „liquidieren“. Auf israelischer Seite gibt es so gut wie keine Debatte über die militärischen Aktionen, man nimmt sie routinemäßig zur Kenntnis. Bei den Palästinensern ist eine heftige Debatte im Gang. Die Führung glaubt, dass die Selbstmordaktionen die Welt gegen die Palästinenser aufbringen, sie will, dass man nur Siedler und Soldaten in den besetzten Gebieten angreift. Wuterfüllte Militante lehnen dies ab. Sie glauben, dass die „Märtyrer“ die einzige wirksame Waffe sind, die die Palästinenser haben. Sie weisen darauf hin, dass die Israelis jetzt in ständiger Angst leben, dass die israelische Wirtschaft in eine Krise taumelt. Es ist ein Zermürbungskrieg.

Die Medien konzentrieren sich auf den Teufelskreis der Gewalt, doch die Hauptfront verläuft anderswo. Denn Scharon treibt die Siedlungspolitik mit gewaltigen Schritten voran. Neue Siedlungen entstehen, alte werden erweitert, so genannte Umgehungsstraßen zerschneiden, was übrig bleibt. Die Siedlungen sind ein Zeichen: Es soll und wird keinen Staat Palästina geben.

Im Namen der Terrorbekämpfung entsteht überall im Lande ein Wirrwarr von elektronischen Zäunen, Gräben, Mauern um die palästinensischen Dörfer und Städte. Sie machen jede Bewegung unmöglich und legen die Reste der palästinensischen Wirtschaft lahm.

Doch all das interessiert die Außenminister kaum. Es ist ja nicht fotogen.

Uri Avnery in der taz vom 30. 5. 2002

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