: »Zu Tode onaniert«
Movimientos: Gerald Thomas mit ■ The Flash and Crash Days
Er sei „nicht sehr intelligent auf deutsch“, erklärte der ebenso häufig zum Scharlatan wie zur Kultfigur des internationalen zeitgenössischen Theaters hochstilisierte Autor und Regisseur Gerald Thomas gestern zum Auftakt des Pressegespräches im Kampnagel-Casino. Nichtsdestotrotz verstand es der Kosmopolit Gerald Thomas, Sohn deutschstämmiger Eltern, der seine Kindheit in England und Brasilien verbrachte und seit 18 Jahren hauptsächlich in New York lebt und arbeitet, sich recht geistreich in dieser Sprache zu verbreiten.
Heute abend feiert Thomas' Produktion The Flash and Crash Days in der K 2 Premiere. Sein zweites Stück Saints and Clowns, das Thomas mit seiner 1986 gegründeten brasilianisch-amerikanischen Compagnie Opera Seca als Auftragsarbeit für das Internationale Sommertheaterfestival inszenierte, wird am 27. August auf Kampnagel seine Welturaufführung erleben.
Flash-and-Crash-Days sei „nichts
für zarte Seelen“ mahnt das Programmheft. Thema des Zwei-Frau- Stückes ist eine Mutter-Tochter- Beziehung. Die populäre brasilianische Schauspielerin Fernanda Montenegro in der Rolle der Mutter und Fernanda Torres in der Rolle der Tochter stehen auch im wirkli-
1chen Leben im selben verwandtschaftlichen Verhältnis zueinander. Das Stück, angekündigt als brutaler Bühnenzweikampf und als ein die Grenzen des guten Geschmacks überschreitendes Spektakel (von „einer Tochter, die sich fast zu Tode onaniert“ ist da die Rede) wurde bereits über 200 Mal in New York und Brasilien aufgeführt.
„Es sei eine große Metapher, ein sehr lustiges Stück, das mit der Realität nichts zu tun hat“, erklärte dagegen gestern Gerald Thomas, zu dessen Lieblingsbeschäftigungen es aber offenbar auch gehört, alles über ihn und seine Arbeit Gesagte und Geschriebene genüßlich zu dementieren und sich auf nichts festlegen (lassen) zu wollen. Hinreißen läßt er sich aber auch gerne zu markigen Worten: Theater brauche „das Abenteuer“, es müsse „im Niemandsland stattfinden“. mb
„The Flash and crash Days“, K2, 22., 23., 24., 25.8., 21 Uhr, „Saints and Clowns“, 27., 28., 29.8., K6, 20.30 Uhr
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