: Der Lenin fehlt dem Leninplatz
■ Senatsbaudirektorin Jakubeit will den Städtebau der Nachkriegsmoderne bewahren. Masterplan-Ideen als "Verhübschung" abgelehnt. Kommt Lenindenkmal wieder?
Senatsbaudirektorin Barbara Jakubeit hat sich gegen eine „Verhübschung“ und Revision der großen Planungen der Nachkriegsmoderne in Ost- und Westberlin ausgesprochen. Das Kulturforum, das Hansaviertel, die geschwungenen Zeilen rund um den Platz der Vereinten Nationen (früher Leninplatz) sowie die Hochhäuser auf der Fischerinsel dürften nicht durch städtebauliche Gegenkonzepte, wie sie der Masterplan fordert, ihres eigentümlichen Charakters beraubt werden. Statt dessen sollte – wenn überhaupt – ein Weiterbau im Sinne der jeweiligen Architektursprache stattfinden, sagte Jakubeit auf der Sitzung des Stadtforums am Montag abend.
Eine zusätzliche Bebauung für das Hansaviertel und den Platz der Vereinten Nationen lehnte die Senatsbaudirektorin gänzlich ab. Die Zeilen am Platz der Vereinten Nationen nach einem Entwurf von Hermann Henselmann bildeten ein geschlossenes 60-Jahre-Ensemble, das durch die Schleifung des Lenindenkmals schon Schaden genommen habe. Jakubeit: „Das einzige, was dem Platz heute fehlt, ist das Lenindenkmal.“ Die 15 Meter hohe Skulptur aus rotem Mamor war 1993 gegen den Protest der Denkmalschützer abgerissen und zerlegt worden. Seither ruhen die Steine des sozialistischen Riesen in einer Sandgrube östlich von Berlin.
Nach Ansicht der Baudirektorin greifen auch die Vorstellungen des Masterplans für das Kulturforum nicht. Eine Begrünung, wie sie sich Hans Stimmann, Staatssekretär beim Senator für Stadtentwicklung, wünscht, bilde „keine Lösung“ für den Kulturort. Vielmehr sollte das Kulturforum nach den städtebaulichen Plänen Hans Scharouns, der das Quartier in den sechziger Jahren entwarf, vollendet werden. Jakubeit plädierte für den Bau des zentralen „Hauses der Mitte“ vor der Matthäikirche. Außerdem spricht sie sich für die „Piazza“ zwischen Matthäikirche, Philharmonie und Kammermusiksaal aus. Allerdings räumte sie ein, daß das Haus der Mitte auch in einer zeitgenössischen Architektursprache realisiert werden könnte.
Rüchenwind erhält Jakubeit von Bausenator Jürgen Klemann (CDU), der sich ebenfalls gegen die Grünpläne wendet. „Ein Freiflächenkonzept entspricht nicht den wirklichen Bedürfnissen des Ortes“, erklärte Klemann. Das „Loch“ zwischen der Scharoun- und der Sigismundstraße (zwischen Philharmonie und Neuer Nationalgalerie) gelte es, „sinnvoll zu ergänzen“. Klemann: „Die Vollendung dieses architektonischen Ensembles von Weltruf muß nun endlich in Angriff genommen werden.“
Hans Stimmann hält dagegen an der Masterplan-Idee des „grünen Teppichs“ fest. Das Kulturforum müsse eine umgrünte Stadtlandschaft werden, sagte er im Stadtforum. Auf den Bau des Hauses der Mitte solle verzichtet und die Potsdamer Straße zum „Parkway“ umgestaltet werden. Rolf Lautenschläger
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen