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Turm ins Wasser gefallen

Pläne für Hotel im Schanzen-Wasserturm scheitern am „Drogen-Umfeld“. Stadt sieht dem Verfall des Denkmals hilflos zu  ■ Von Heike Haarhoff

Das geplante Hotel im Wasserturm im Sternschanzenpark steht vor dem Aus. Die französische Hotelkette „Accord“, die in dem denkmalgeschützten Turm ein 180-Betten-Hotel des Typs „Mercure“(140-190 Mark pro Doppelzimmer) betreiben wollte, nimmt „wegen der dortigen Drogenszene“von ihrem Vorhaben Abstand. „Wenn sich das Umfeld nicht bessert, haben wir kein Interesse“, sagte der Münchner Mercure-Geschäftsführer Hans-Dieter Kolditz gestern zur taz.

„Wenn Sie als Gast erst an Dealer-Gruppen vorbei müssen, bevor Sie das Hotel erreichen, ist das nicht sehr motivierend“, begründete Kolditz seine „Bedenken“. Zwar werde weiterhin mit dem Turmeigentümer, dem Münchner Investor Joachim-Ernest Storr, um „die Konditionen für das Hotel“verhandelt. Aber: „Wir machen das nicht um jeden Preis.“Am Standort Hamburg sei „Mercure sehr interessiert“, doch gebe es durchaus „attraktivere Gegenden“als den Sternschanzenpark. „Wir sind dort bereits in Diskussionen.“

Ob 1997 überhaupt noch mit einem Baubeginn zu rechnen ist, sei „ungewiß“und Storrs alleinige Entscheidung: „Wir“, betont Kolditz, „wären ohnehin nur Pächter“. Ohne sicheren Hotelbetreiber aber dürfte sich für Investor Storr das Projekt nicht mehr rechnen. „Dazu sagen wir gar nichts“, erklärte sein Sekretariat knapp.

Derweil rottet der marode Turm vor sich hin, und die Verwaltung zerbricht sich den Kopf, wie das 60 Meter hohe Monument noch zu retten ist. „Einen weiteren Winter“, das hatten Hamburgs Denkmalschützer Anfang des Jahres deutlich gemacht, werde der Turm ohne Sanierung nicht überstehen. Das Dach ist einsturzgefährdet.

„Als Grundeigentümer obliegt Herrn Storr die Verkehrssiche-rungspflicht“, weiß Eimsbüttels Bezirkschef Jürgen Mantell (SPD). Die beinhalte auch die Dachreparatur und könne eingeklagt werden. Weitere Druckmittel gebe es nicht. „Wir können kein Baugebot aussprechen.“Hilflos zuckt auch die Stadtentwicklungsbehörde die Schultern: „Es handelt sich weder um ein Sanierungsgebiet noch um Wohnraum, sondern um Privateigentum. Da gibt's keine Strafen.“

Die Menschen im Stadtteil dürften die Hotelpleite mit Genugtuung zur Kenntnis nehmen. Sie sagten dem kommerziellen Tourismusprojekt schon vor Monaten den Kampf an. Denn mit dem Hotelplan verstieß Storr gegen die Vereinbarung, die er 1990 beim Turmkauf gegenüber der Stadt einging: Zu mindestens 50 Prozent sollte der Turm öffentlich genutzt werden.

Es blieb bei der Absicht – bis Storr im August 1996 gestand, das Konzept sei „wirtschaftlich untragbar“. Zur Schadensbegrenzung genehmigten SPD- und CDU-Eimsbüttel damals das umstrittene Hotel. Storr sagte im Gegenzug zu, zwei Millionen Mark „Ablaßzahlung“für Stadtteil-Projekte zu zahlen. Bis heute, so Mantell, „ist kein Pfennig geflossen“. Die Planungen hingegen schreiten voran: Ein betreuter Spielplatz im Schanzenpark für 290.000 Mark ist fertig, das Norwegerheim soll Stadtteilzentrum werden, ein Drogenbus ist bewilligt und die Planung für ein Afrika-Zentrum gedeiht. „Rückgängig wird nichts gemacht“, verspricht Mantell. Notfalls sei die Finanzierung anders sicherzustellen.

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