: Nur der Ball hat sich gedrückt
■ Fraktions- und medienübergreifendes Fußballfestival: Rund dreizehn Zuschauer jubelten die taz zum Sieg
Fußballspiele zwischen linken, mehr oder weniger alternativen Mannschaften beginnen erwartungsgemäß mit logistischen Problemen. Beim Spitzenmatch zwischen tazzlern und Bündnisgrünen am Mittwoch vor rund dreizehn Zuschauern im Sportforum, einst Trainingsgelände für Erich Mielkes BFC Dynamo, fehlte der Ball.
Nach einer kurzen Phase gegenseitiger Schuldzuweisungen pumpte man ein Stück Leder zu bespielbarer Größe auf, das in den ersten zehn Minuten gleich zweimal ins Tor der Bündnisgrünen befördert wurde. Erst durch taz-Stürmer Micha Sontheimer, dann durch taz-Mittelfeldspielerin Andrea Böhm. „Ich konnte mich nicht zwischen Hand-und Fußabwehr entscheiden“, erklärte nach dem Spiel der Torwart der Bündnisgrünen, Micha Haberkorn, der mit seinem gelbschwarzen Ringelpulli offensichtlich auf die Wirkung aggressiver Warnfarben spekulierte, aber eher an die Biene Maja erinnerte.
Unschlüssig war sich am anderen Ende auch taz-Keeper Wolf Vetter, ob er den Ball beim ersten, zweiten oder dritten Kontakt richtig festhalten sollte. Schließlich erbarmte sich der bündnisgrüne Sturm des Torwarts, der dem runden Leder wie einem Stück nasser Seife hinterherhechtete, und verkürzte durch Mario Gartner auf den Stand von 2:1.
Nach etwa fünfzehn Minuten begannen gleichberechtigt auf beiden Seiten die ersten Lungen zu rasseln und zu pfeifen. Fortgesetztes Auswechseln förderte den Spielfluß nicht gerade, was Rathausreporter, Spieler und taz- Coach Christian Füller immer wieder zur urschreiähnlichen Lauten und militärisch knappen Kommandos veranlaßte.
Auf Seiten der Bündnisgrünen pflegte man dagegen die softe Sprache des positiven Feedbacks. Was nicht viel half, denn kurz vor Halbzeit hatte Biene Maja Haberkorn nach einer schönen Sololeistung von tazler Roland erneut das Nachsehen.
In der zweiten Hälfte drehten die Polit-Fußballer noch einmal auf. Durch SPD-Leihgabe Frank Zimmermann, Sprecher der Finanzsenatorin und auf dem Spielfeld „Gelbe Hose“ genannt, kam Schwung in den Angriff. Fraktionsgeschäftsführer Jürgen Wachsmuth beeindruckte durch eine starke läuferische Leistung. Und MdA Bernd Köppl, der in der ersten Halbzeit noch ein geistesabwesendes „Bloß-nicht-zweistellig- verlieren“ vor sich hingemurmelt hatte, verkürzte auf 3:2.
Doch taz-Kulturautor Detlev Kuhlbrodt und der von Füller viel gescholtene (Den-hol-ich-rraus“) Chris Müller vergrößerten den Vorsprung auf 5:2. Nachdem sich die „Gelbe Hose“ immer wieder gekonnt in den gegnerischen Strafraum dribbelte, wurde sie dort von taz-Inlandschef Jens König ebenso gekonnt, aber regelwidrig von den Beinen geholt. Stefan von Dassel plazierte den Elfmeter eiskalt zum 5:3. Inlandschef Jens König besserte sein angeschlagenes Image umgehend mit seinem Tor zum 6:3 auf.
Kurz vor Spielschluß schenkte die „Gelbe Hose“ den tazzlern noch das 6:4 ein. Die Siegerehrung und Umarmung durch Maskottchen Christian Specht ließ tazzler Christian Füller mit müden Beinen und Stimmbändern erschöpft, aber glücklich über sich ergehen. Andrea Böhm
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