: Kohls Haus der Gechichte
■ Kanzleramt am Spreebogen wird gebaut, wo zwei deutsche Kriege geplant wurden
Der Sitz des Bundeskanzlers hat es in sich. Denn der Ort, an dem der Kanzler, promovierter Historiker, ab dem Jahr 2000 in seinem 400 Millionen Mark teuren Bundeskanzleramt arbeiten will, ist geschichtlich hochbrisant. Das Gelände am Spreebogen, wo am Freitag Bundeskanzler Helmut Kohl den einen Grundstein legte, diente bereits vielen Zwecken: als preußischer Generalstab, als nationalsozialistisches Innenministerium und als Ort des geplanten historischen Museums.
Zwischen 1867 und 1871 entstand hier für das preußische Kriegsministerium das Dienstgebäude für den Generalstab mit Büroräumen, einer kriegsgeschichtliche Abteilung, Archiven, Druckerei, Kartenabteilungen, einer Reitbahn und mit Stallgebäuden. Im ersten Stock befand sich die Dienstwohnung des Chefs des Generalstabs. Generalfeldmarschall Moltke hat in dieser Wohnung bis zu seinem Tod am 24. April 1894 gelebt. Hier wurden die strategischen Pläne für den Krieg gegen Frankreich 1870/71 und für den Ersten Weltkrieg geschmiedet.
Während des Dritten Reichs war das Gebäude Sitz des Innenministeriums des Reichs und Preußens. Zwischen 1943 und 1945 war Heinrich Himmler, Reichsführer der SS und Chef der deutschen Polizei, zusätzlich Reichsinnenminister und damit Hausherr des Gebäudes. Die sowjetischen Soldaten nannten den Gebäudekomplex deshalb während der Eroberung Berlins das „Haus Himmlers“. Von diesem Gebäude griff die Rote Armee schließlich den Reichstag an. Nach 1945 wurden die Ruinen abgetragen. Jahrzehnte war die Grünfläche zwischen der „Entlastungsstraße“ und der Kongreßhalle buntes Terrain für Grillparties und Fußballspiele. Am 28. Oktober 1987 legte Bundeskanzler Kohl hier den Grundstein für das dort zu errichtende Deutsche Historische Museum. Die Ausführung dieses Kanzlergeschenks verhinderte dann aber die deutsche Einheit. Der Grundstein für das umstrittene Museumsprojekt wurde noch Jahre später von der Polizei bewacht und verschwand schließlich sang- und klanglos. Jürgen Karwelat
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