: Ein anonymer Schläger beim Schlagermove
■ Wegen einer leeren Bierkiste wurde eine Frau an einer Tankstelle auf dem Kiez krankenhausreif geschlagen
Als sich die 300.000 TeilnehmerInnen des Schlagermoves am 21. August allmählich auf die Kiez-Kneipen verteilten, befand sich Cornelia Täuber (*) bereits in der Notaufnahme des AK Altona. Grund für das vorzeitige Ende eines Samstagabends war ihre Absicht, eine leere Kiste Bier dort abzugeben, wo sie ein paar Stunden zuvor erworben wurde. Doch an der Esso-Filiale an der Ecke Reeperbahn / Taubenstraße verwehrte ihr ein Mann, der nach Täubers Überzeugung „dort als Türsteher arbeitete“, den Zutritt. Und brach ihr schließlich mit einem Kopfstoß das Nasenbein.
„Der war gleich auf Konfrontation aus", erinnert sich die 33-jährige Energieanlagen-Elektonikerin: „Oh-ne jegliche Begründung“ habe er erklärt: „Den gibst Du jetzt nicht ab“. Auf ihre Frage nach dem Grund habe er lediglich „Halt–s Maul“ geantwortet. „Dann kam ein Mann mit Esso-Arbeitsanzug dazu und wollte die Situation schlichten: An der Kasse herrsche Hochbetrieb. Ich solle doch morgen wiederkommen“, schildert Täuber den weiteren Verlauf. „Ich sah aber keinen Grund, eine leere Bierkiste mit der S-Bahn in meine Wohnung zu transportieren.“ Von der minutenlangen Diskussion – und dem Inhalt eines Teils der Bierflaschen – ermüdet, hatte sich Täubers Begleiter Peter Steininger (*) in der Zwischenzeit ein Stück zurückgezogen: „Ich wollte nur noch nach Hause. Und die paar Mark Pfandgeld waren mir keine langen Diskussionen wert", so Steininger.
Dann überschlugen sich die Ereignisse. Der vermeintliche Türsteher beschloss, die Auseinandersetzung auf seine Art zu beenden: „Und Du Fotze, verpiss Dich jetzt“, herrschte er Täuber an. „Der Arsch hat mich nicht zu beleidigen“, beschwerte die sich bei dem „Esso“-Mann. Doch bevor der reagieren konnte, lag sie blutüberströmt am Boden. Der andere hatte ihr einen Kopfstoß versetzt: „Nasenfraktur, Platzwunde am Nasenbein, Schulterprellung, Gehirnerschütterung“, so die Diagnose ihres Hausarztes.
Mittlerweile, fast fünf Wochen später, scheint Bewegung in die Ermittlungen der Polizei zu kommen: Nachdem Täuber bereits vor Wochen zu Protokoll gegeben hatte, daß sie den Schläger „mit 95%-iger Sicherheit“ in der Lichtbildkartei wiedererkannt habe, hat sich nun ein Zeuge bei der Polizei gemeldet. Der habe den Kopfstoß beobachtet, so Hans-Jürgen Petersen von der Pressestelle der Polizei, allerdings habe er „die von der Geschädigten angegebene Person auf dem Lichtbild nicht wiedererkennen können.“ Umso sicherer jedoch habe er gewusst, daß der Täter „nicht zum Sicherheitspersonal gehört“ habe, so der Polizei-Sprecher.
Immerhin hat Tankstellen-Geschäftsführer Lars Schütze mittlerweile gegenüber den Ermittlern eingestanden, dass er am fraglichen Abend überhaupt Sicherheitspersonal beschäftigt hatte: „Er hatte ein paar Leute, unter anderem auch den Zeugen, engagiert“, so Petersen. Noch vor zwei Wochen hatte Schütze das gegenüber der taz in Abrede gestellt: „Wir haben an diesem Abend gar keine Türsteher gehabt.“
Ausgerechnet am fraglichen Abend, sagt Schütze, seien die Überwachungskameras ausgeschaltet gewesen sein: „Bei Großveranstaltungen wie dem Schlagermove haben wir aus Sicherheitsgründen die Zapfsäulen abgestellt. Deshalb brauchen wir auch den Außenbereich nicht zu überwachen.“ Christoph Ruf
* Namen geändert
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