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Blindekuhspiel

■ Streit um verstecktes Kälbchen aus BSE-Bestand in Dithmarschen schwelt weiter

Die Folgen der BSE-Krise erhitzen in Schleswig-Holstein weiter die Gemüter. Zwar vermeldete das zuständige Landwirtschaftsminis-terium gestern eine gütliche Einigung im hoch emotionalen Streit um ein zwei Tage altes Kalb, das aus einem Bestand mit einem BSE-Tier im Kreis Dithmarschen stammte und von protestierenden Bauern vor der Tötung bewahrt wurde. Danach soll das bislang von den Landwirten versteckte Neugeborene in die Bundesforschungsanstalt für Viruserkrankungen der Tiere auf die mecklenburgische Ostsee-Insel Riems gebracht werden. Doch vor Ort schlugen die Wellen weiter hoch: Kalb-Besitzerin Michaela Timm bestätigte zwar das Angebot aus Kiel, doch zugestimmt habe sie noch nicht. „Wir überlegen das noch.“

Unterdessen distanzierte sich der Bauernverband nach Übergriffen auf Agrarstaatssekretär Rüdiger von Plüskow beim Abtransport der Rinder aus dem von BSE betroffenen Betrieb in Nordhastedt von derartigen gewalttätigen Aktionen.

Sollte das umstrittene Kalb nicht frei gegeben werden, könnte Schleswig-Holstein auf Grund internationaler Vereinbarungen der Bundesrepublik vermutlich kein Rindfleisch mehr exportieren. „Das prüfen wir“, sagte ein Sprecher des Landwirtschaftsministeriums. Auch Ministerin Ingrid Franzen (SPD) verwies auf das Problem: Drittländer würden ihre Exportsperre für Rindfleisch aus Deutschland nur unter der Voraussetzung aufheben, wenn der gesamte Bestand eines von BSE betroffenen Betriebes gekeult werde. Nach Angaben des Ministeriums ist beispielsweise Libanon daran interessiert, 300 lebende Rinder aus Schleswig-Holstein zu beziehen.

lno

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