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Schaumattacke auf die Kühltruhe

Eine offizielle Statistik gibt es nicht, doch erleben Erzieherinnen regelmäßig Einbrüche oder Vandalismus in Kitas. Die Täter sind vermutlich jugendlich und kommen oft davon

Die Löschaktion war großflächig angelegt. Und die freiwilligen Feuerwehrleute gingen gründlich vor. Die Küche, der Flur, der Aktionsraum. Alles großzügig mit Schaum überzogen. Nur hatte es gar nicht gebrannt in der Kita Elßholzstraße. Trotzdem: „Alles war weiß“, erzählt Charlotte Marks, die stellvertretende Leiterin. Montagmorgen, als sie das Werk der Vandalen begutachtete, hatte sich der Löschschaum bereits in feinen Staub aufgelöst. Die Tagesstätte musste geschlossen werden.

Eine Statistik über die Häufigkeit solcher Vorfälle führen weder die Bezirke noch die Senatsverwaltung, doch kommt Vandalismus immer wieder vor.

Der Einbruch vom Wochenende überrascht Marks jedenfalls nicht. „Alle Nase lang“ passiere so etwas. Manchmal würden Computer geklaut, Wände beschmiert und manchmal eben kräftig gelöscht. Einmal haben Eindringlinge Eier, Milch, Mehl und Ketchup gemischt und gleichmäßig in der Küche verteilt. Auch diesmal waren Kühlschränke und Gefriertruhen bis zum Rand mit Schaum gefüllt. „Das Essen für diese Woche können wir wegschmeißen“, sagt Marks. Wenigstens sei der Computer noch da. In anderern Kindertagesstätten wurden auch schon Rechner gestohlen. Marks und ihre Kolleginnen hatten ihren deshalb versteckt.

Tischlermeister Torsten Hög beseitigt Verwüstungsspuren im Auftrag des Bezirksamtes Tempelhof-Schöneberg in Schulen, Kitas und Kindergärten. Jedes zweite Wochenende komme so was vor. Das Täterprofil: „Zwischen 16 und 21, vielleicht sogar jünger.“ Es gehe sicher „um den Spaß an der Sache“.

Seine Beschreibung stimmt mit dem überein, was ein Polizeibeamter im Bezirk beobachtet: Die Täter seien vermutlich keine Erwachsene, auf keinen Fall aber Profis: „Der Kosten-Nutzen-Faktor stimmt bei so was nicht.“

Hög findet es ungerecht, dass es ausgerechnet die „minderbemittelten“ Kitas trifft. Montag musste er zweimal ran. In der Elßholzstraße und in der Neuen Steinmetzstraße. Da hatten die Täter nach Polizeiangaben versucht einzubrechen. Erfolglos. Sie bekamen Angst vor der Alarmanlage.

Die Einbrüche sind keine Besonderheit Schönebergs. Das weiß auch Thomas Wolff, stellvertretender Schulamtsleiter im Bezirk Mitte. Hier wüteten im vergangenen Jahr Randalierer unter anderem im Französischen Gymnasium. „Die allermeisten Schulen sind mit Alarmanlagen gesichert oder es wohnt ein Hausmeister auf dem Gelände“, so Wolff. Auch würden sich inzwischen viele Schulen und Kitas von der Einbruchsberatungsstelle der Polizei beraten lassen. Dennoch: Die Täter blieben meist unerkannt, so Wolff.

J. GERNERT, M. RÖHRIG

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