: Hoffnungsgenerator Amerika
Arnold Schwarzeneggers Wahlsieg ist ein Beleg für die ungebrochene Anziehungskraft des amerikanischen Traums
Ob Arnold Schwarzenegger in einem Film über sein Leben wohl die Hauptrolle spielen könnte? Es wäre ein Streifen, der mit Bildern seines Wahlsieges beginnen, aber in Rückblenden die Geschichte eines Jungen erzählen würde, der in einem österreichischen Dorf aufwächst und von seinem Vater malträtiert wird. Um zu entkommen, beginnt er seinen Körper zu stählen und erzählt jedem, er werde eines Tages nach Amerika gehen und es dort schaffen. Zwar wird er von all den Leuten verlacht, die heute verkünden, sie hätten den großen Arnold schon gekannt, als er noch ganz klein war, aber das ist unwichtig: Der Klang des Wortes „Amerika“ ist stärker als aller Spott. Amerika, der Ort, an dem Träume wahr werden. Amerika, der große Hoffnungsgenerator.
So psychedelisch einem der Wahlsieg Arnold Schwarzeneggers aus der Ferne vorkommt, er hat nicht nur einem der berühmtesten Hollywood-Schauspieler den Gouverneursposten eingebracht. Er ist genauso eine Migrationsgeschichte, die vom Aufstieg eines Mannes erzählt, der die Hoffnungsströme in sich aufnimmt, die der amerikanische Traum in alle Welt aussendet, und sich aufmacht, seinen Traum Realität werden zu lassen.
Denn Schwarzenegger ist ja mitnichten der tumbe Tor, als der er weltberühmt geworden ist. Er ist ein ehemaliger Bodybuilder, der mit 21 Jahren in die USA zieht, dort an der Universität von Wisconsin einen Abschluss in Wirtschaftswissenschaften macht und schon ein Jahr später Millionär wird, weil er nebenbei noch ein Versandhaus für Bodybuilding-Equipment hochzieht. Es sind ja nicht nur seine Filmrollen, die ihn so glaubwürdig den Herkules mimen lassen, der den kalifornischen Augiasstall auszumisten verspricht. Schwarzenegger steht genauso für den amerikanischen Traum, es schaffen zu können, wenn man nur clever genug ist und hart genug dafür arbeitet, für die Hoffnung auf Aufstieg und gesellschaftliche Teilhabe zu den eigenen Bedingungen. Er steht für das Funktionieren jener politischen Ökonomie der Hoffnung, die über die Geschichte des Einwanderungslandes USA genauso historisch überliefert ist, wie sie über die Bilderproduktion der amerikanischen Kulturindustrie wieder und wieder aktualisiert wird. Eine Hoffnung, die nur wenig dadurch abgeschwächt wird, dass sie nur wenigen Aussicht auf Erfüllung bietet. TOBIAS RAPP
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