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Kinder mit Oberweite

Schmale Hüften, großer Busen, Schmollmund: Neue Studien zeigen, dass Schönheitsideale sich immer weiter von der Natur entfernen

BERLIN taz ■ Zehn Millionen Schönheitsoperationen werden weltweit jährlich durchgeführt. „Dieser Trend ist weiterhin steigend“, erklärt Marita Eisenmann-Klein, stellvertretende Generalsekretärin der International Confederation of Plastic Reconstructive and Aesthetic Surgery (Ipras). Eisenmann-Klein ist Chefärztin für Plastische Chirurgie am Regensburger Caritas-Krankenhaus St. Josef und hat schon in vielen Ländern operiert. Sie sagt: „Die Welt ist auf dem Weg zu einem globalen Schönheitsideal.“

In einer neuen Studie, die das Institut für Experimentelle und Angewandte Psychologie der Universität Regensburg zusammen mit Ipras durchführt, wird das Schönheitsempfinden von Menschen überall auf der Welt überprüft. Erste Vorergebnisse lassen den Schluss zu, „dass sich beispielsweise die Vorstellungen, was schöne Augen sind, global annähern“, so Eisenmann-Klein.

So gelten heute vielen Menschen leicht schräg stehende Augen als schön. Die Augenbrauen dürfen dabei auch in Deutschland etwas niedriger sein als noch in den Jahrzehnten davor. Das neue, global schöne Gesicht ist eine Mischung aus europäischen und asiatischen Zügen – unter anderem. Der Trend zu vollen Lippen, die sich viele Hollywood-Schauspielerinnen aufspritzen lassen, bedeutet darüber hinaus eine Annäherung der europäischen an die afrikanische Attraktivität. Weniger gefragt als früher ist hingegen die alte Form der nordwesteuropäischen Schönheit, etwa Greta Garbo, deren schmale Lippen früher als edel, heute aber wohl eher als unsexy gelten würden. „Oft werden mit diesen Idealen aber Körper geschaffen, die es in der Wirklichkeit gar nicht geben kann“, sagt Eisenmann-Klein der taz.

In einer zweiten derzeit in Deutschland laufenden Studie gehen die Psychologen der Uni Regensburg der Frage nach, inwieweit sich Schönheitsideale von der Natur entfernen. Ein Beispiel dafür seien die Heldinnen mancher Filme und Comics, die große Brüste, aber schmale Hüften haben, erklärt Eisenmann-Klein. Diese Kombination gebe es in der Natur kaum: Frauen mit großen Brüsten haben oft eher breite Hüften. Lara-Croft-Figuren mit „weiblich“ großer Oberweite und „jungenhaft“ schmalen Hüften sind deshalb eher Kunstprodukte – oder das Ergebnis von Schönheitsoperationen, bei denen sich schlanke Schauspielerinnen die Brüste vergrößern lassen.

Die Naturferne bestimmter Körperideale wird noch verstärkt durch die Tatsache, dass das globale Schönheitsideal für Frauen auch viele kindliche Züge trägt. Die Psychologen der Universität Regensburg etwa zeigten Probanden Fotos von schönen Frauen und von am Computer konstruierten Frauengesichtern, in die sie Merkmale von Kindergesichtern gemischt hatten: etwa eine hohe runde Stirn, große runde Augen und ein kleines Kinn. Die meisten Probanden fanden jene Frauengesichter besonders schön, die auch etwas „Kindchenschema“ in sich trugen – Gesichter also, die in der Natur so kaum vorkommen dürften. BARBARA DRIBBUSCH

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