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Aus einem Brief von Miriam Cahn

aus einem Brief von miriam cahn (1983) an Heidrun Schimmel, die sie im Namen emanzipatorischer Solidarität bat, sich um einen Lehrstuhl an der Akademie der Bildenden Künste in München zu bewerben.

„ich glaube, Ihre taktik der vorantreibung der emanzipation ist falsch: zuerst müßte doch untersucht werden, ob die qualität einer solchen stelle es überhaupt wert ist, daß eine engagierte Frau sich dort bewerben kann. die politik der kleinen schritte durch die institutionen hat ihre grenzen, einerseits dort wo es um frauen geht, und andererseits, wo es um kunst machen geht. ich glaube, die emanzipation, was kunstmachen für frauen betrifft, läßt sich besser vorantreiben mit solchen wochen oder gruppen oder arbeitskreisen, wie Sie es an der akademie machen, und wie an anderen akademien in deutschland geprobt wird. gastdozenturen, zeitlich beschränkt und dadurch intensiver und unabhängiger als freie Stellen, könnten vielleicht die funktion der verunsicherung und dadurch des aufbrechens steifer patriarchaler strukturen fördern - an diesen alten akademien müßte eine revolutionäre atmosphäre geschaffen werden, aber von außen, vom 'alltag‘ her, welche diese alteingesessenen institutionen zwingt, ihr professorales gebaren, ihr 'meisterschüler'-verhältnis aufzugeben, die kunst neu zu definieren und diesen musentempel zu öffnen.“

Veröffentlich ist der Brief in „Lesen in Staub“ von miriam cahn, 1988.

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