: „Rumänien im Abriß“
■ Ausstellung in der Amerika-Gedenkbibliothek über das Land des „ungeliebten Führers“ Ceausescu in Ost und West
Etwas düster sind sie schon, die Fotos und Plakate, die „Rumänien im Abriß“ zeigen, die größenwahnsinnigen Projekte der „Dorferneuerung“ und der „Umgestaltung Bukarests“. In den ausgestellten Zeitungen aus Rumänien wird dagegen der „Führer“, der vom Volk so „geliebte Vater Ceausescu“, in den hellsten Farben dargestellt. Ganz neu ist das Bild des Stalinismus nicht mehr, den die Veranstalter, das Menschenrechtskomitee Rumänien, in der Amerika -Gedenkbibliothek uns Wessis zeigen wollen. Es scheint ihnen wichtiger, darauf hinzuweisen, daß sich noch viel zu wenige über die Verbrechen Ceausescus entrüsten, der die Menschen seines Landes immer tiefer in den Abgrund reißt. Gerade deswegen stimmt es sie aber hoffnungsvoll, wenn die Ex -DDRlerin und Regisseurin Freya Klier bei der Eröffnung am Montag abend berichten konnte, daß eine ähnliche Ausstellung von Potsdam aus die Rundreise durch die DDR antreten werde. Denn dort, wo nun die Verhältnisse zu tanzen beginnen, ist die Sorge und die Solidarität mit denen, die unter der Diktatur zu leiden haben, größer als bei denen, die mit Verwunderung und alten Kategorien im Kopf die Aufbruchstimmung im Osten zu registrieren beginnen.
Wenn dieser Tage zu Recht vieles von Rushdie und Vaclav Havel zu hören ist, dann sollten trotzdem nicht diejenigen vergessen werden, die in Rumänien für die Freiheit des Wortes kämpfen. Der Dichter Mircea Dinescu beispielsweise, der bei einer Reise in die UdSSR für Glasnost und Perestroika auch in Rumänien eintrat, hat unter vergleichbaren Repressionen zu leiden. Dementsprechend düster und vom Schock der eigenen Erfahrungen gekennzeichnet waren die Gedichte und die Prosa, die von den rumäniendeutschen Schriftstellern Helmuth Frauendorfer und William Totok gelesen wurden. Erst seit 1987 im Westen, ist es ihnen bisher nicht gelungen, das Trauma abzuschütteln. Anders Ernest Wichner, der mit Totok Mitbegründer der 1975 verbotenen „Aktionsgruppe Banat“ war und seit 1975 in West -Berlin lebt.
Erich Rathfelder
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