Wozu wollen wir diese Frage klären?: Gibt es eine „Dritte Generation“?

taz Talks meets DeZIM: Vom Stammbaum zur Integrationsforschung. Ein Gespräch über die „Dritte Generation“.

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Von der „Dritten Generation“ ist immer wieder die Rede: zuletzt im Juni 2020 nach der Krawallnacht von Stuttgart, als Polizei und Medien hervorhoben, dass viele der beteiligten Jugendlichen zwar einen deutschen Pass, aber auch einen Migrationshintergrund besaßen. Diese Form der „Stammbaumforschung“ wurde vielfach kritisiert. Sie ist aber auch in der Wissenschaft üblich, denn Integrationsprozesse werden zuweilen bis in die „dritte Generation“ hinein untersucht.

Wann: Di. 01.12.2020, 19 Uhr

Wo: Livestream via YouTube

Kontakt: taztalk@taz.de

Zur „Dritten Generation“ gibt es verschiedene Theorien. Die klassische Assimilationstheorie geht davon aus, dass sich die Enkel von Einwanderern der ersten Generation in vielen Belangen der Mehrheitsgesellschaft immer mehr angleichen. Zugleich zeigen Studien, dass die Nachkommen vieler Migrant*innen in Deutschland weiterhin strukturell benachteiligt sind. Hinzu kommt das Phänomen eines ‚ethnic revivals‘, welches der US-Soziologe Herbert Gans einst beschrieb. Demnach betonen Nachfahren von Einwanderern ihre ethnische Herkunft teilweise sogar noch stärker, als es einst ihre Eltern und Großeltern getan haben.

Zu den Enkel*innen von Einwander*innen in Deutschland gibt es bisher nur wenige belastbare Daten. Wie sinnvoll ist es überhaupt, von einer „dritten Generation“ zu sprechen? Welche Thesen lassen sich damit überprüfen, welche Erkenntnisse gewinnen? Wie homogen ist diese Gruppe, und wer ist damit überhaupt gemeint? Oder dient der Begriff nur dazu, bestimmte Gruppen zu stigmatisieren?

Diesen und anderen Fragen widmet sich das DeZIM in seinem Projekt „Die Dritte Generation“. Und darüber diskutieren wir mit unseren Gästen:

Aylin Selçuk ist Unternehmerin und Zahnärztin. Sie gründete 2007 als Abiturientin den Verein „DeuKische Generation“, für dessen Projekte sie mehrfach ausgezeichnet wurde. Ziel des Vereins war es, der sogenannten „dritten Generation“ eine Stimme zu geben, Bildung zu fördern sowie Vorurteile abzubauen. Den Vereinsmitgliedern war es wichtig, dass Jugendliche auch mehr Eigenverantwortung übernehmen und sich einsetzen. Aylin Selçuk beriet Parteien und die Politik zu Fragen der Jugend, Bildung sowie Integration und wurde 2016 von der Familienministerin zum Mitglied des Bundesjugendkuratoriums berufen.

Prof. Dr. Claudia Diehl ist Soziologin mit Schwerpunkt Mikrosoziologie an der Universität Konstanz und Co-Sprecherin des Exzellenzcluster „The Politics of Inequality“. Sie ist Mitglied im Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR) sowie im Wissenschaftliche Beirat für Familienfragen beim Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ). Sie forscht zu internationaler Migration, Eingliederungsprozessen von Zuwanderern im Generationenvergleich sowie zu den Themen Ausgrenzung und Diskriminierung.

Dr. Niklas Harder ist Politologe und Co-Leiter der Abteilung Integration am DeZIM-Institut sowie assoziiertes Mitglied des Immigration Policy Labs an der Stanford University (USA). Er forscht zu Integration und politischer Partizipation, zudem wertet er integrationspolitische Maßnahmen in Europa und Nordamerika aus. Am DeZIM-Institut leitet er u.a. das Forschungsprojekt „Die Dritte Generation“, das gängige Theorien über die Enkel von Einwander*innen überprüft.

Moderation: Daniel Bax, Leiter der Abteilung Kommunikation und Wissenstransfer am DeZIM-Institut.

Fragen zum Thema können Sie gern während des Streams über die Chatfunktion stellen oder per E-Mail an veranstaltungen@dezim-institut.de senden.

Bei taz Talks meets DeZIM diskutieren Wissenschaftler*innen und Gäste zu aktuellen gesellschaftspolitischen Themen. Die Reihe ist eine Kooperation zwischen dem Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) und der taz.

Foto: Jérôme, Creative Commons

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